29.03.2024

Wie wählt man das passende Yoga Teacher Training? (Nr. 62)

Übersicht über Ausbildungsmöglichkeiten, Destinationen und die wichtigsten Auswahlkriterien

Freude und Erleichterung nach einem Monat Yoga Teacher Training
Freude und Erleichterung nach einem Monat Yoga Teacher Training

Ihr möchtet einen ersten Schritt in Richtung Yogalehrerausbildung machen oder eure eigene Yoga-Praxis durch ein mehrwöchiges Training vertiefen und seid überfordert mit der riesigen Auswahl an Yogalehrerausbildungen weltweit? In diesem Blog möchte ich euch unterstützen bei der Wahl des passenden Trainings, da ich mich die letzten Jahre intensiv damit beschäftigt habe und einige Schulen besuchen konnte.

In den letzten Jahren ist die Anzahl an Yogalehrerausbildungen weltweit sprunghaft angestiegen und es scheint für viele Reisende etwas geworden zu sein, dass man mal eben kurz in eine Reise einbaut, ein Teil der berühmten «Bucket-List». Doch der Schritt, sich für eine solche Ausbildung zu entscheiden, sollte gut und gründlich überlegt sein, damit man nicht mit falschen Erwartungen ein Yoga Teacher Training beginnt und dann vielleicht enttäuscht wird.

Mein Weg zur Yogalehrerausbildung

Yoga begleitet mich seit nun mehr 16 Jahren und ist ein Teil von meinem Alltag. Daher war schon bereits lange vor dieser Reise klar, dass ich eine Ausbildung als Yogalehrerin machen möchte sobald wir Indien erreichen, denn in diesem Land hat meine Leidenschaft für Yoga vor langer Zeit begonnen. Ich habe viel Zeit für die Recherche verbracht, viele Kurse und Workshops besucht, mit den unterschiedlichsten Yogalehrern gesprochen und mir lange Zeit genommen, mich für das damals passende Training zu entscheiden (und ja, es gab auch die eine oder andere Excel-Liste bei der Entscheidung).

Im April 2023 absolvierte ich eine 200h-Hatha-Yoga-Grundausbildung bei Triguna in einem ruhigen Ashram ausserhalb der Yoga-Hauptstadt Rishikesh im Norden Indiens. Es war eine sehr intensive Zeit, die mir so viel mehr gab als ich jemals dachte und die mich nachhaltig positiv geprägt hat. Die Ausbildung hat nicht nur meine Yoga-Praxis vertieft, mir viel über Anatomie, die korrekte Ausrichtung der Übungen (Asanas) und Philosophie gelehrt, sondern mich vor allem mir selber näher gebracht und mich zu einem insgesamt ausgeglicheneren und gelasseneren Menschen gemacht.

Yoga macht man nicht für ein Zertifikat, man lebt es - aber wenn es dann ein Zertifikat gibt ist man trotzdem stolz
Yoga macht man nicht für ein Zertifikat, man lebt es - aber wenn es dann ein Zertifikat gibt ist man trotzdem stolz
Yogalektionen finden im offenen Pavillon im Garten statt
Yogalektionen finden im offenen Pavillon im Garten statt
Einfache Unterkunft im Ashram
Einfache Unterkunft im Ashram
Ausflug zu einem Tempel ausserhalb von Rishikesh mit der Gruppe
Ausflug zu einem Tempel ausserhalb von Rishikesh mit der Gruppe

Kurz darauf war klar, ich möchte weitermachen und im gleichen Jahr noch eine 300-h Yogalehrerausbildung anschliessen, diesmal in Goa am Strand. Es war eine Multistyle-Ausbildung bei Goa Yogashala mit Fokus auf Hatha, Ashtanga, Vinyasa, Yin und Ayurveda. Ich habe sehr viel über Unterrichtsmethodik gelernt und die Atmosphäre war sehr familiär, da wir nur zu viert in unserer Gruppe waren. Was mir in Rishikesh fehlte, habe ich hier erhalten - ich fühle mich bereit als Yogalehrerin zu arbeiten.

Die beiden Erfahrungen hätten nicht unterschiedlicher sein können. Auf der einen Seite das ruhige Leben im Ashram, wo man sich komplett dem Yogischen Lebensstil widmet, den Körper zuerst auf alle Arten tief reinigt, die Mahlzeiten schweigend einnimmt und auf der anderen Seite die Schule in Goa in Strandnähe unter Palmen und mitten in einem gemütlichen Ferienort, in dem es überall Bars und Alkohol gibt. Beide Erfahrungen waren unglaublich bereichernd und sind nur ein weiteres Puzzle-Teil auf meinem Weg.

Goa Yogashala, Agonda
Goa Yogashala, Agonda
Palmen und Strandnähe bei der 300h Ausbildung in Agonda
Palmen und Strandnähe bei der 300h Ausbildung in Agonda
Yoga mit Meerblick und Delfinen in Goa
Yoga mit Meerblick und Delfinen in Goa

Da keine Erfahrung vergleichbar ist und es so ein riesiges Angebot an Ausbildungsmöglichkeiten gibt, möchte ich euch in diesem Blog eine Übersicht verschaffen, wie man den passenden Ausbildungsort wählt, auf was man achten sollte und auch mal kurz mit einigen Mythen zum Yoga aufräumen.

Doch um zu starten, zuerst einmal die Frage, für wen eignet sich eine Yogalehrerausbildung überhaupt?

Generell für alle, die sich ernsthaft seit längerer Zeit mit Yoga befassen oder sich dafür interessieren. Es ist kein Wellnessurlaub und kein Retreat, sondern anstrengend und intensiv und man sollte physisch und psychisch gut vorbereitet sein, bevor man sich darauf einlässt. Wer nur etwas Yoga «machen» möchte und dazwischen die Umgebung oder den Strand geniessen möchte, ist besser in einem Retreat aufgehoben. Für die Yogalehrerausbildung muss man bereit sein und sich vor allem auch darauf einlassen können. Während sich der Yogaunterricht im Westen hauptsächlich auf die «Asanas», also das Dehnen, die unterschiedlichen Positionen beschränkt, wird man bei der Yogalehrerausbildung viel tiefer eintauchen können in das ganzheitliche Yoga, das ursprünglich als Weg zur Meditation diente.

Die Leidenschaft Yoga zu leben und zu lehren ist viel wichtiger als besonders beweglich zu sein
Die Leidenschaft Yoga zu leben und zu lehren ist viel wichtiger als besonders beweglich zu sein
"Yoga ist für alle, die offen dafür sind"

 

Und gleich zwei weitere Mythen vornweg: Man muss kein super-Yogi, sehr beweglich und fortgeschritten sein, um eine Ausbildung zu machen! Bei uns im Kurs waren Teilnehmerinnen (ja, Männer sind bei einer solchen Ausbildung oft in der Unterzahl), die erst gerade mit Yoga angefangen hatten, keine Namen der Asanas kannten und sie haben trotzdem viel profitiert und sind super mitgekommen. Das Level der Kursteilnehmerinnen war sehr unterschiedlich, ebenso das Alter und der Hintergrund. Lasst euch nicht von Instagram beeinflussen wie Yoga aussehen muss (es ist nicht begrenzt auf junge, weisse schlanke Frauen in teurer Yogakleidung. Darum geht es im Yoga nicht, aber das wäre ein Thema für einen separaten Blog:). Yoga ist für alle, die offen dafür sind.

Zweiter Mythos: Nicht alle, die eine Yogalehrerausbildung machen, möchten danach auf diesem Beruf arbeiten. Ein grosser Teil absolviert die 200-h Grundausbildung aus Interesse, weil es gerade in die Reise passt oder um die eigene Yogapraxis zu vertiefen. Bei der 300h Ausbildung sieht es dann natürlich anders aus, da viele bereits als Yogalehrer:innen arbeiten und entsprechend sind die Teilnehmenden einiges erfahrener und oftmals auch ernsthafter dabei.

Wenn die Yoga Shala für einen Monat zum temporären Zuhause wird
Wenn die Yoga Shala für einen Monat zum temporären Zuhause wird
Am Ende des Kurses stehen schriftliche und praktische Prüfungen an
Am Ende des Kurses stehen schriftliche und praktische Prüfungen an
Während der Ausbildung sind die Tage von 06.00 Uhr bis 20.00 Uhr durchgetaktet mit nur wenigen Pausen
Während der Ausbildung sind die Tage von 06.00 Uhr bis 20.00 Uhr durchgetaktet mit nur wenigen Pausen
Welche Voraussetzungen sollte man erfüllen, bevor man sich für eine Ausbildung anmeldet?

Folgende Voraussetzungen sind sehr empfehlenswert, bevor ihr euch für eine Ausbildung anmeldet, auch wenn die Schulen normalerweise keine besonderen Anforderungen stellen für die Grundausbildung.

  • Körperliche Gesundheit und Belastbarkeit
  • Die Bereitschaft, sich ausserhalb der Komfortzone zu bewegen mit völlig fremden Menschen, die dann schnell zu engen Freunden werden.
  • Eine regelmässige Yoga-Routine inkl. Atemübungen und Meditation über einen längeren Zeitraum.
  • Solide Sprachkenntnisse in Englisch bei einer Ausbildung im Ausland. Es werden Fächer wie Anatomie und Philosophie in Englisch unterrichtet, das ist sehr spezifische Terminologie.
  • Eine offene Einstellung. Die Ausbildung wird etwas mit dir machen und dich potenziell verändern. Je offener und mit je weniger Erwartungen du anreist, umso mehr kannst du mitnehmen. Es hilft nicht gerade aus einer hektischen Lebenssituation anzureisen und dann gleich mit dem Training zu beginnen. Nimm dir unbedingt zuerst etwas Zeit für die neue Umgebung und dich zu entspannen, bevor du das Training beginnst.

Das alles passt für dich? Sehr gut, dann werfen wir mal einen Blick auf die unterschiedlichen Ausbildungsmöglichkeiten.

Übersicht über die Ausbildungsmöglichkeiten

Der erste Schritt: 200h, 300h oder gleich 500 Stunden?

Der erste Schritt ist immer eine 200-Stunden Yogalehrerausbildung (durchschnittlich 21 – 28 Tage). Mit diesem Zertifikat könnt ihr anschliessend eine 300-Stunden Yogalehrerausbildung (durchschnittlich 30 – 35 Tage) bei der gleichen oder einer anderen Schule machen (es gibt wenige Ausnahmen, wo es am gleichen Ort gemacht werden muss) und euch anschliessend dann bei der amerikanischen Yoga Alliance® als 500-h RYS anmelden und nach 100 Stunden Unterrichtserfahrung als 500h RYT. Dies sind international gültige Referenzen, die euch bei der Jobsuche helfen, aber eine Registrierung bei der Yoga Alliance ist euch freiwillig überlassen. Es gibt unter Yogalehrern auch eine grosse Debatte ob es die Yoga Alliance überhaupt braucht und etwas wie Yoga standardisiert werden kann. Trotzdem ist es empfehlenswert, die Ausbildung bei einer Schule zu machen, die von der Yoga Alliance zertifiziert ist, da die Organisation klar festlegt, was in den Stundenplan gehört und welche Standards gelten sollen (z.B. 75 Stunden Asana-Unterricht, 30 Stunden Anatomie etc.).

Eine 500-Stunden Yogalehrerausbildung (fast 2 Monate) ist sehr zeitintensiv und machen nur die wenigsten am Stück und es empfiehlt sich auch, zwischen der 200h und 300h Ausbildung etwas Zeit zu lassen, um vielleicht erste Praxiserfahrung zu sammeln oder nochmals in euch zu gehen, auf welchen Yogastil ihr euren Fokus legen möchtet.

Traditionelle Feuerzeremonie als Start für die Ausbildung
Traditionelle Feuerzeremonie als Start für die Ausbildung
 «Die 200h Ausbildung ist oftmals erst der Anfang einer spannenden Reise in die Yogawelt»

 

Ein kleiner Spoiler schon Mal vorweg – die ganze Yogawelt ist wie ein endloser Tunnel und eines führt oft zum anderen und ihr müsst nicht schon von Anfang wissen, was ihr gerne unterrichten möchtet oder ob ihr überhaupt unterrichten möchtet. Das wird sich alles automatisch ergeben und die Chance besteht, dass ihr nach der Ausbildung gleich weitermachen möchtet mit vielleicht kürzeren Trainings und Spezialkursen (z.B. Schwangerschaftsyoga, Therapeutisches Yoga, Meditationskurse o.ä.). Die Grundausbildung ist nur das erste kleine Mosaiksteinchen auf eurem Weg.

Wahl des Ausbildungsortes: Am Wohnort oder im Ausland?

Die Angebote an Yogalehrerausbildungen sind in den letzten Jahren explodiert und der Wellnessmarkt wächst von Jahr zu Jahr, kein Ende in Sicht. Es gibt die Möglichkeit, die Yogalehrerausbildung im Wohnort bzw. der nächsten grösseren Stadt zu machen. Die Kurse sind dann meistens in Präsenztage und Onlinestudium aufgeteilt und verteilen sich über mehrere Monate, während man dazwischen seinem Beruf / Studium nachgehen kann. Das hat den grossen Vorteil, dass man oft schon das Yogastudio und die Lehrer kennt, welche die Ausbildung leiten werden.

Der zweite Vorteil ist, dass die Ausbildung durch die Aufteilung in verschiedene Module über einen längeren Zeitraum mehr Raum lässt, um das neue Wissen setzen zu lassen und zu integrieren vor dem nächsten Unterricht. Das kommt bei der kompakten Ausbildung im Ausland oft zu kurz, da die ganzen Kurse über einen Monat auch eine komplette Reizüberflutung sein können. Der grosse Nachteil der Ausbildung am Wohnort ist der oft hohe Preis (z.B.  200-Stunden-Ausbildung bei Airyoga in Zürich von Oktober – Mai 2024/2025 kostet CHF 4750.- für den Kurs, ohne Unterkunft / Mahlzeiten).

Auf "bookyogaretreats.com" findet ihr eine praktische Übersicht über Trainings weltweit
Auf "bookyogaretreats.com" findet ihr eine praktische Übersicht über Trainings weltweit

Die Ausbildung im Ausland benötigt eine Auszeit von mindestens 4 Wochen. Der Kurs selber dauert je nach Institution zwischen 3-4 Wochen. Ich würde unbedingt empfehlen ein paar Tage vorher anzureisen, um sich ans andere Klima zu gewöhnen, den Jetlag zu überwinden und den neuen Ort kennenzulernen und dann am Ende des Kurses mindestens eine Woche zu verlängern, um das ganze Gelernte setzen zu lassen oder auch einfach, um mit den neuen Freunden noch etwas Zeit ohne strikten Stundenplan zu verbringen. Während der Ausbildung hat man nicht viel Zeit für sich selber, für das Studium vom Gelernten oder die Erkundung der Umgebung.

Der grosse Vorteil ist, dass man intensiv eintauchen kann durch den strikten Stundenplan. Man befasst sich von morgens bis abends mit Yoga in seiner Gesamtheit und wird dadurch sehr viele positive Veränderungen bemerken, mehr zur Ruhe und zu sich kommen und viel Neues lernen, von dem man bisher gar nicht wusste, dass man sich dafür interessiert. Zudem ist es eine wunderbare Chance einen Ort, eine Kultur näher kennenzulernen und man wird sehr schnell ein enges Zusammengehörigkeitsgefühl mit der Gruppe entwickeln, denn dass man hier auf der gleichen Wellenlänge ist, ist eh schon mal klar und es können daraus tiefe Freundschaften entstehen.

Enge Freundschaften und tiefe Gespräche gehören bei der Ausbildung dazu
Enge Freundschaften und tiefe Gespräche gehören bei der Ausbildung dazu
Beispiel für einen typischen Tagesablauf im Training
Beispiel für einen typischen Tagesablauf im Training

Worauf ich in diesem Blog nicht eingehen werde ist die Möglichkeit, die komplette Ausbildung online zu absolvieren, da ich damit keine Erfahrung habe. Aber ich kann mir kaum vorstellen, dass es sinnvoll ist eine Grundausbildung online zu absolvieren. Für kleinere Zusatzkurse (50h etc.) kann ich mir jedoch gut vorstellen, dass das online-Format gut funktioniert und natürlich auch für Inputs zu Philosophie, Meditation etc.

Die Wahl der passenden Destination 

Yogalehrerausbildungen werden weltweit angeboten. In Europa gibt es sehr tolle Ausbildungsmöglichkeiten im deutschsprachigen Raum, in Portugal, auf den kanarischen Inseln und dem spanischen Festland oder in den Niederlanden um nur einige Beispiele zu nennen. Soll es weiter in die Ferne gehen ist wohl Asien die beliebteste Destination mit vielen Ausbildungsmöglichkeiten in Indien (Rishikesh, Mysore, Goa), Nepal (Kathmandu, Pokhara), Thailand (Koh Phangan, Chiang Mai) und Indonesien (Bali). Und auf dem amerikanischen Kontinent in den USA, Kanada, Mexiko, Costa Rica, Kolumbien. Wie ihr seht, ihr habt die Qual der Wahl.

Am günstigsten ist die Ausbildung in Indien und ich kann es persönlich nur sehr empfehlen, Yoga in seinem Herkunftsland zu lernen und hier ein gutes Fundament im Hatha-Yoga zu erhalten, bevor man sich dann vielleicht an einem anderen Ort mit internationalen Lehrern weiterbildet in Yogastilen, die im Westen eher nachgefragt werden.

Rishikesh liegt am 2600 km langen Ganges und hier ist das Wasser noch so sauber, dass man baden kann
Rishikesh liegt am 2600 km langen Ganges und hier ist das Wasser noch so sauber, dass man baden kann
Nachteil an Indien: Kühe haben die Tendenz, die Blumen der Abschlusszeremonie zu verspeisen
Nachteil an Indien: Kühe haben die Tendenz, die Blumen der Abschlusszeremonie zu verspeisen
Und hier nochmals eine Übersicht über die Vor- und Nachteile der Ausbildungen am Wohnort und im Ausland:

Vorteile Wohnort:

  • Längere Dauer der Ausbildung und mehr Zeit, um das Gelernte zu verarbeiten
  • Studio und Kursleiter sind bereits bekannt
  • Die Ausbildung lässt sich gut in den normalen Alltag integrieren

Nachteile Wohnort:

  • Höhere Kosten
  • Das normale Leben geht weiter, man taucht nicht komplett ein

Vorteile Ausland:

  • Komplettes Eintauchen in den Yogischen Lebensstil von morgens bis abends
  • Enge Verbundenheit mit der Gruppe
  • Preislich sehr attraktiv (kann natürlich auch stark variieren, je nach Unterkunft etc., aber generell so EUR 1000.-bis EUR 3500.- sind die Norm)

Nachteile Ausland:

  • Zeitintensiv, mind. 5 Wochen Ferien sind vorteilhaft
  • Sehr kompakt, kann eine Reizüberflutung sein
  • Körperliche und mentale Herausforderung
  • Man weiss nie so recht worauf man sich einlässt, wie die Gruppe sein wird, wie einem der Ort gefällt etc.

Extra Tipp: Eine Idee ist es natürlich auch, die erste Ausbildung am Wohnort zu machen und die zweite Ausbildung im Ausland.

Heilige Sadhus in Rishikesh
Heilige Sadhus in Rishikesh

Nun da die Wahl auf Ausbildungsort und Destination geklärt sind, geht es zu den wichtigsten Kriterien für die Auswahl der richtigen Schule für die Yogalehrerausbildung, die für jeden natürlich unterschiedlich ausfallen können.

Die 6 wichtigsten Auswahlkriterien für die Ausbildung:

1.) Yogastil und Stundenplan: Eine der wichtigsten Punkte überhaupt ist der Unterrichtsinhalt der Schule, der Stundenplan und der Yogastil der unterrichtet wird. Nehmt euch Zeit, die Website genau durchzuschauen und so viele Details wie möglich zu erfahren. Ist es das was euch anspricht, was ihr wirklich möchtet? Wie viel Freizeit habt ihr, wann ist euer freier Tag etc. Lest so viel wie möglich über die Schule oder fordert zusätzlich detailliertere Infos per Mail an und fragt nach den Rahmenbedingungen, bevor ihr eine Entscheidung fällt.

2.) Lehrer:Innen: Gibt es Yogalehrerinnen und Yogalehrer, die euch inspirieren, bei denen ihr schon Workshops etc. besucht habt, die euch wärmstens empfohlen worden sind und die nun eine Ausbildung anbieten? Falls ja, ist das ein gutes Auswahlkriterium. Bietet die Website der Schule ausführliche Informationen, über die Biografie der Lehrenden, wo sie ihre Ausbildung gemacht haben, wie viele Unterrichtserfahrung haben sie?

Es gibt Schulen, die Kursabsolventen als Lehrer nehmen, die gerade eben ihre 200-h Ausbildung abgeschlossen haben. Das ist per se nicht schlecht, aber generell profitiert ihr natürlich mehr, wenn eure Ausbildner längere Erfahrung mitbringen. Ich finde es auch immer etwas befremdlich, wenn in Indien beispielsweise alle Lehrerinnen und Lehrer nur aus dem Westen kommen und gar keine indischen Yogalehrer unterrichten. Ein guter Nationalitätenmix sowie ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Lehrerinnen und Lehrern wäre ideal (und ist in der Realität leider sehr selten).

Nica - unsere Inspiration
Nica - unsere Inspiration
Höchste Konzentration beim Unterricht mit Praveen
Höchste Konzentration beim Unterricht mit Praveen
Alignment Klasse mit Ravi in Rishikesh
Alignment Klasse mit Ravi in Rishikesh

3.) Klassengrösse: Es gibt Yogaschulen, an denen 85 Studenten im gleichen Monat die Ausbildung beginnen. Das sind dann so halbe Fabriken mit grossen Büffets, Fitnesscenter, Wellnessbereich etc. Das muss man wollen und mögen. Ich persönlich fand die Grösse der Klasse ausschlaggebend und habe explizit nach Schulen mit kleinen Klassen (unter 10 Personen) gesucht, da man so mehr persönliche Aufmerksamkeit erhält und mehr Fragen stellen kann. Oftmals findet ihr die Informationen dazu auf der Webseite, aber bevor ihr ein Training definitiv bucht, unbedingt nochmals kurz bei der Schule erkundigen wie gross die Gruppen sind und auch etwas über den Nationalitätenmix (ihr möchtet nicht in einer Schule landen, bei der alle ausser dir nur Japanisch sprechen und ja, diese Schule gibt es.).

Unterricht nur zu viert, ein seltener Glücksfall
Unterricht nur zu viert, ein seltener Glücksfall

4.) Destination und Lage der Schule: Oftmals fällt zuerst die Entscheidung auf eine Destination und erst im zweiten Schritt auf die passende Yogaschule, so war es jedenfalls bei mir. Ich wollte unbedingt die Ausbildung in Rishikesh in einem traditionellen Ashram machen. Neben der Destination ist jedoch auch die Lage der Schule ausschlaggebend für euren Aufenthalt.

Befindet sich die Schule ausserhalb in der Natur und benötigt ihr jedes Mal einen Transport wenn ihr zur Apotheke, in einen Laden etc. müsst oder sind Cafés, Einkaufsmöglichkeiten in Gehdistanz erreichbar? Beides hat natürlich Vor- und Nachteile. Je abgelegener, umso mehr taucht man ein, aber dafür fehlen manchmal auch etwas die Abwechslung und die Möglichkeiten nach Austausch. Ebenfalls wichtig fand ich persönlich einen grossen Aussenbereich in der Schule, einen Garten zu Erholung und offene Yogashalas. Ich wollte nicht den ganzen Monat in einem Gebäude verbringen und nur zwischen Zimmer und Unterrichtsraum wechseln. Vielleicht ist das auch ein Zusatzkriterium für euch, auf das ihr bei der Wahl achten könnt.

Unterricht umgeben von Vogelgezwitscher
Unterricht umgeben von Vogelgezwitscher

5.) Dauer der Ausbildung: Generell ist es natürlich nicht möglich Yoga in nur vier Wochen oder in einem Jahr zu lernen. Doch auf die Yogalehrerausbildung bezogen empfiehlt sich die Faustregel: je länger die Ausbildung dauert umso besser. Es ist fast nicht möglich den gesamten Kursinhalt von 200 Stunden in nur drei Wochen zu packen, das wäre dann sehr kompakt und lässt euch sehr wenig Freizeit. Falls ihr eine Schule findet, bei der die Ausbildung 28 Tage bis 35 Tage dauert, würde ich euch das unbedingt empfehlen gegenüber einer Ausbildung, die mit 21 Tagen wirbt. Generell sind die Ausbildungen sowieso viel zu kurz gehalten und es wäre viel sinnvoller diese auszudehnen, aber auch weniger profitabel für die Schulen.

6.) Preis: Der Preis ist natürlich ausschlaggebend, aber sollte nicht das Hauptkriterium sein. Viel wichtiger finde ich den Schwerpunkt des Unterrichts, das Lehrerteam, die Klassengrösse oder die Lage. Günstigere Schulen können grossartig sein, denn oftmals zahlt man bei den teureren Schulen lediglich für die schönere Unterkunft (z.B. mit Klimaanlage, eigenem Balkon etc.), die schönere Aussenanlage und auch etwas für die Beliebtheit und den Ruf der Schule und der Lehrer:innen.

Die Schulen, die am meisten Geld für Marketing/SEO investieren und täglich auf Instagram erscheinen, haben einfach das entsprechende Budget, aber das heisst nicht, dass es die besseren Schulen sind. Der Preis einer Yogalehrerausbildung variiert stark und beginnt um die EUR 1000.- für die 200 Stunden Grundausbildung.

 Im Kurspreis jeweils eingeschlossen sind:

  • Unterkunft im Zimmer mit Bad zur Alleinbenutzung
  • Alle Kurse
  • 3x vegetarische Mahlzeiten täglich, Wasser, Tee (sehr selten Kaffee)
  • Normalerweise 1x wöchentliche Exkursion am freien Tag
  • Alle Unterrichtsmaterialien

Sparpotenzial gibt es, wenn man das Zimmer mit anderen Kursteilnehmern teilt, nur würde ich das nicht unbedingt empfehlen, denn die Ausbildung ist sehr intensiv und ihr werdet euren Rückzugsort benötigen. Es lohnt sich, das Yoga Teacher Training frühzeitig zu buchen, denn viele Schulen offerieren attraktive Frühbucherrabatte ein paar Monate im Voraus. Es gibt bei einigen Schulen auch die Möglichkeit, Freiwilligenarbeit (Karma Yoga) zu leisten und somit eine Vergünstigung zu erhalten.

Beim Abschluss der 300h Ausbildung
Beim Abschluss der 300h Ausbildung
Weitere wichtige Kriterien bei der Wahl der Schule:
  • Die Bewertungen: Lest euch diese so gut wie möglich durch, bevor ihr eine Entscheidungen fällt.
  • die beste Empfehlung ist immer eine persönliche Empfehlung von Freunden, davon könnt ihr am meisten profitieren. Hilfreich für konkrete Fragen sind dabei auch entsprechende Facebook-Gruppen wie "Yoga Sequencing & Teaching Tips".
  • Informationsgehalt der Website: Ist der Stundenplan online, wird der Unterrichtsinhalt genau aufgelistet, steht etwas über die Klassengrössen und das Rahmenprogramm?
  • Wird ein Fokus auf Unterrichtsmethodik gelegt? Leider gibt es einige Schulen, bei welchen dieses wichtige Thema nur am Rande angeschnitten wird und sich die Kursteilnehmer anschliessend nicht bereit fühlen zum unterrichten
  • Registrierung der Schule bei der Yoga Alliance 
  • Kleiner Tipp am Rande: Kommt in den Bewertungen das Essen öfters vor? Ein nicht zu unterschätzender Punkt, denn ihr werdet generell 3x täglich in der Schule essen und daher umso besser, wenn es lecker, gesund und abwechslungsreich ist.
Nach unserem Kochkurs in der Goa Yogashala: Healthy Food - Happy Mood
Nach unserem Kochkurs in der Goa Yogashala: Healthy Food - Happy Mood
In Indien bestehen die Mahlzeiten aus leichten vegetarischen Gerichten
In Indien bestehen die Mahlzeiten aus leichten vegetarischen Gerichten
Warnsignale bei den Schulen:
  • Sehr viel Werbung auf allen Kanälen, aggressive Werbung für Frühbucherrabatte, sehr kurze Ausbildungen (knapp 3 Wochen)
  • Grosse Klassen
  • Ausbildungen nur mit einem Lehrer, einer Lehrerin. Ihr profitiert viel mehr von einem diversen Lehrerteam.
  • Schulen, hinter denen eine bestimmte Ideologie steht, die vielleicht nicht auf den ersten Blick ersichtlich ist (immer auch das Kleingedruckte durchlesen)
  • Sehr teure, elitär erscheinende Ausbildungen, bei denen weiterführende Kurse nur gemacht werden können, wenn ihr die Grundausbildung bereits dort absolviert habt. Das ist nicht inklusiv und entspricht nicht der Idee von Yoga.
Zu grosse Klassen sind nicht ideal für den Lerneffekt
Zu grosse Klassen sind nicht ideal für den Lerneffekt
Ausbildung in Indien für über EUR 8000.-?
Ausbildung in Indien für über EUR 8000.-?
Wer ist wohl Zielpublikum für diese Schule?
Wer ist wohl Zielpublikum für diese Schule?
Abschlussfazit: das ideale Yoga Teacher Training gibt es nicht!

Natürlich gibt es einige Schulen, die ich euch empfehlen kann und von denen ich euch abraten würde, doch dies lieber in einer privaten Nachricht. Denn schliesslich muss jeder für sich das geeignete Training suchen, denn das ideale Yoga Teacher Training gibt es nicht und es wird nur der erste kleine Schritt auf diesem wunderbaren Weg sein und eines wird zum nächsten führen. Versprochen.

Ich kann euch nur wärmstens empfehlen zuerst viele Yogaklassen, Unterrichtsmethoden und Yogastile kennenzulernen, bevor ihr euch für ein Training entscheidet und so zu merken für was ihr brennt, was euch anspricht und was eher nicht. Ich hoffe dank diesem Blog seid ihr bereit für den nächsten Schritt und wisst auf was ihr bei der Wahl der passenden Ausbildung achten könnt. Falls ihr detaillierte Fragen zu Yoga habt, dann könnt ihr mich gerne kontaktieren. Ich freue mich riesig mit euch, wenn ihr euch für diesen Weg entscheidet und kann euch versprechen, ihr werdet es nicht bereuen.

"Yogalehrerin und Yogalehrer zu werden ist viel mehr als ein Zertifikat, es ist ein Lebensstil, der viel Hingabe, Selbstdisziplin und kontinuierliches Lernen erfordert und vor allem auch die Leidenschaft, das Wissen weiterzugeben und andere auf ihrem Weg zu unterstützen."

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