15.08.2020

Schnee im Sommer, singende Nonnen und unsere erste Grenze (3)

Schweiz Teil 2: Durchs Val Müstair zur italienischen Grenze

Nach einem regnerischen, kühlen Tag im Hospiz vom Albulapass überraschte uns der nächste Morgen mit einer kleinen Schneedecke und einem Schneepflug, der die Passstrasse vom Schnee befreite. Nun konnten wir «endlich» auch den winterlichen Teil unserer Ausrüstung testen. Dick eingepackt machten wir uns auf den Weg runter ins Engadin auf einer wunderschönen Abfahrt. Leider mussten wir wieder einmal feststellen, dass die Abfahrten im Verhältnis zu den Aufstiegen immer viel kürzer sind, aber so ist es halt.

Auf Abwegen durchs Unterengadin

Unten im Tal angekommen, führte uns der Weg durch das Unterengadin entlang malerischer Dörfer nach Zernez. Nach dem Dorf S-chanf hielten wir uns an den Innradweg, welcher auf der östlichen Talseite verläuft. Die Landschaft war zwar traumhaft, aber mit dem leichten Nieselregen und dem sehr anstrengenden Weg, der bald zur Schotterpiste mit teilweise sehr steilen Anstiegen wurde, konnten wir diesen Abschnitt nicht wirklich geniessen. Wir wünschten uns mehrfach auf die verkehrsreiche Hauptstrasse zurück und formulierten schon innerlich eine Petition für das Verbot von unnötigen Höhenmetern auf Radwegen.

Auf dem Innradweg
Auf dem Innradweg

In Zernez stillten wir den Wunsch nach einer Engadiner Spezialität und gönnten uns Capuns zum Mittagessen. Danach nahmen wir den Ofenpass in Angriff. Nach den ersten Metern hatten wir beide das Gefühl, dass wir das heute nicht mehr schaffen würden, da der Morgen doch viel anstrengender war, als geplant. Aber mit der Zeit kamen die Beine wieder in Fahrt und wir konnten die wunderbare Landschaft des Schweizer Nationalparks trotz dem leichten Nieselregen sehr geniessen. Die weiten Wälder und die mächtigen Berge versetzen uns nach Kanada oder Alaska. Diese unverbaute Weite sind wir uns gar nicht mehr gewohnt.

Die letzten Meter vor der Passhöhe waren nochmals sehr steil und somit kamen wir ganz erschöpft und glücklich oben an. Wir gönnten uns im Restaurant ein herzhaftes Abendessen, bevor wir ins Val Müstair runter rollten und uns ein Platz zum Zelten suchten. Diesen fanden wir in einem märchenhaften Wäldchen gleich nach Fuldera.

Waking up in a fairytale forest
Waking up in a fairytale forest

Durch das sommerliche Val Müstair

Am nächsten Morgen war der Sommer endlich wieder zurück und wir konnten unsere Winterkleidung wieder ganz nach unten in unsere Taschen verstauen. Wir freuten uns auf das uns unbekannte Val Müstair und seine unglaubliche Natur. Wir durchquerten Santa Maria, ein malerisches Dorf, in dem sich leider der Verkehr staut. Eine Umfahrung wäre dringend nötig.

Danach kamen wir schon sehr bald in Müstair an, für längere Zeit, die letzte Schweizer Gemeinde, welche wir sehen werden. Hier besichtigten wir das eindrückliche Benediktinerkloster St. Johann und hatten das Glück, dass die Nonnen genau dann zum Gesang ansetzten, als wir die Kirche besichtigten. Ein spezieller Moment. Werden Klöster, Kirchen etc. immer an besonders erhabenen Orten gebaut oder erhält die Umgebung erst durch ihren Bau etwas Eindrückliches?

Ein paar Meter weiter, war es Zeit, unserer Heimat «Adieu» zu sagen und die Grenze nach Italien zu überqueren. In dieser Corona-dominierten Zeit etwas Besonderes.


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