23.09.2020

Von Meeresorgeln, langen Inseln und Palästen (8)

Kroatien Teil 2: Von Zadar bis Split

Nach einer sechsstündigen Fahrt mit einer Katamaran-Fähre landeten wir mitten in der Altstadt von Zadar, die auf einer Halbinsel im Meer liegt. Auf dem Weg zu unserer Unterkunft kamen wir schon nach wenigen Metern an dem touristischen Highlight von Zadar vorbei, der Meeresorgel, welche 2005 vom Architekten Nikola Bašić für die Neugestaltung der Uferpromenade entworfen wurde. Die Meeresorgel erstreckt sich in fünf Stufen ins Meer und bei Wellengang werden in den bis zu 70 Meter langen Rohren Töne erzeugt, die aus Löchern in der Uferpromenade erklingen. Genau sieben Akkorde sollen es sein. Definitiv ein experimentelles Musikinstrument. Da aber Sightseeing mit schwer beladenen Fahrrädern keinen Spass macht, verschoben wir einen ausführlichen Besuch auf später. Zuerst die Pflicht, dann das Vergnügen, sprich zuerst hiess es Gepäck schleppen, erst danach gingen wir die Gassen der Altstadt entdecken und endeten rechtzeitig zum Sonnenuntergang wieder bei der Meeresorgel, wie es sich ja auch gehört; denn Zadar soll einen der spektakulärsten Sonnenuntergänge der Welt zu bieten haben. Naja, Sonnenuntergänge wiederholen sich ja bekanntlich, aber der Blick aufs Meer, begleitet vom monotonen und meditativen Gebrumme der Meeresorgel, lohnen sich definitiv.

Dugi Otok, die lange Insel

Nach einer Nacht Zadar war es endlich soweit, wir waren auf unserer ersten kroatischen Insel angekommen. Wir freuten uns sehr auf Dugi Otok, auf Deutsch lange Insel, auch wenn unsere Erinnerungen an unsere letzte lange Insel nicht die beste waren, an Long Island auf den Andamanen in Indien. Aber das ist eine andere Geschichte. Dugi Otok versöhnte uns jedoch wieder mit den langen Inseln dieser Welt. Nur schon der karibische Traumstrand Sakarun Beach im Nordwesten der Insel, war so schön, dass wir gleich einen Tag länger im Norden der Insel blieben. Das richtige Highlight für uns kam aber erst noch, wir verliebten uns in die gemütliche Stimmung vom Inselhauptort Sali. Im Gegensatz zur restlichen Insel hatte es mit ganzen drei Restaurants, einem Kaffee, zwei Bäckereien, einem Lebensmittelladen sowie einer Boutique mit Inselspezialitäten doch eine gewisse touristische Grundversorgung und war aber gleichzeitig immer noch so untouristisch, dass am «Hausstrand» von Sali mehrheitlich Einheimische am Baden waren. In Kombination mit unserem gemütlichen Apartment mit Balkon mit Meerblick war es die perfekte Mischung für uns, um fleissig an unserer Homepage zu arbeiten und später am Nachmittag aber auch gemütlich chillen zu können. So kann es definitiv weiter gehen mit den kroatischen Inseln. Sali ist also definitiv einen Besuch wert, für alle die ein paar entspannte Tage in einem kleinen Fischerstädtchen verbringen möchten und auf einen Sandstrand verzichten können.

Traumstrand Sakarun Beach mit karibischem Flair
Traumstrand Sakarun Beach mit karibischem Flair

Einen grösseren Ausflug haben wir von Sali aus in den Naturpark Telašćica unternommen. Entlang einer wunderschönen Bucht fährt man bis zum Salzsee Mir, der unterirdisch mit dem Meer verbunden ist. Die Landschaft ist atemberaubend und die Farben ungewöhnlich intensiv. Viel Spass hatten wir auch beim Klettern auf den Klippen mit der Aussicht über den Salzsee und das Meer gleichzeitig.

Happy Island Hopping

Auch wenn uns Dugi Otok doch sehr gut gefallen hat, hiess es am sechsten Tag Abschied nehmen von dieser wunderbaren Insel. Unser Ziel waren die Inseln Ugljan und Pasman. Da diese aber nicht direkt mit einer Fähre von Dugi Otok erreichbar waren, führte unser Weg erneut über Zadar und dabei kamen wir bei der Verbindungsbrücke der beiden Inseln vorbei, welche wir später am Nachmittag noch überqueren würden. Somit machten wir zwar einiges an Strecke, aber kamen auf der Landkarte kaum vorwärts.

In Ugljan angekommen hiess es nach zwei Pausentagen endlich wieder einmal im Sattel zu sitzen, zuerst auf einer Nebenstrasse direkt am Meer entlang. Wir genossen es sehr. Die Insel ist zwar ziemlich bebaut, aber doch sehr untouristisch. Es sind mehrheitlich Wochenendhäuser der Städter aus Zadar. Der Hauptort der Insel, Preko, heisst auf Deutsch auch einfach Gegenüber, Gegenüber von Zadar.

Schon bald erreichten wir das Ende von Ugljan und es ging über die besagte Brücke rüber nach Pasman, der dritten Insel an diesem Tag. Langsam wurde es auch Zeit, einen schönen Zeltplatz zu suchen, was in Kroatien nicht immer so einfach ist. Es gibt wenige ebene Flächen und ausserhalb von Siedlungen fast keine kleinen Wege, welche von der Hauptstrasse wegführen, somit findet man nur schwierig gute, versteckte Zeltplätze. An diesem Abend hatten wir Glück und wir fanden einen sehr tollen Platz direkt am Meer und nutzten zum ersten Mal unseren Hobostove / Holzkocher für die Zubereitung des Abendessens.

Ja und was kochen wir eigentlich so? Wir haben immer einen Grundvorrat an Nahrungsmitteln dabei wie Reis, Nudeln, Couscous, manchmal Quinoa, Nüsse, Pesto, Pelati-Sauce, Kokosmilch, Sojasauce, Olivenöl und ergänzen diesen dann mit dem aktuellen Gemüse, Früchten, Brot, Käse, Joghurt etc. Natürlich darf es an einer Grundausstattung an den wichtigsten Gewürzen auch nicht fehlen wie Salz, Pfeffer, Oregano, Chili und bei uns zusätzlich Ras-el-Hanout, verschiedene Curries und Zimt. Und da der Fahrradhunger manchmal riesig ist, muss auch immer etwas Süsses dabei sein. Sehr praktisch haben sich dabei auch Datteln erwiesen, die neben dem hohen Zuckergehalt auch lange halten und in der aktuellen Hitze nicht wegschmelzen.

Auf Abwegen entlang der Küstenstrasse

Am nächsten Morgen setzten wir mit der Autofähre wieder auf das Festland nach Biograd über. Von da ging es der Küstenstrasse entlang in Richtung Šibenik, zuerst entlang dem grössten See Kroatiens, dem Vransko Jezero. Wir merkten schon auf der Fähre, dass der Wind auffrischte und im Verlaufe des Tages wurde er immer stärker, so dass wir erst viel später als geplant in Šibenik ankamen. Somit hatten wir die Wahl, entweder sofort weiter zu fahren, um den geplanten Übernachtungsplatz auf einer vielversprechenden Halbinsel 15 km südlich von Šibenik zu erreichen. Oder wir suchten eine Übernachtungsmöglichkeit in der Stadt selbst. Da Šibenik so wunderschön aussah, entschieden wir uns spontan für die zweite Möglichkeit. Es wäre auch wirklich schade gewesen, um diese schöne Stadt. So hatten wir wenigsten den ganzen Abend, um in der Stadt herum zu schlendern und fein Essen zu gehen.

Am nächsten Tag war der Wind noch stärker und kam wie meistens von vorne, somit fühlten sich sogar die Abfahrten teilweise wie leichte Anstiege an. Nach einer Badepause in Primošten wurden wir in einem steilen Anstieg von Herrn Babić, einem Weinverkäufer am Strassenrand, vehement aufgefordert anzuhalten und uns in seinem VIP-Deluxe Cafe (bestehend aus einem Holzbrett im Schatten eines Busches) auszuruhen und ein Glas Wein zu trinken. Er setzte sich gleich dazu und erzählte uns, dass alle Fahrradreisende bei ihm anhalten und eine Pause einlegen müssen. Dieses Jahr wären aber deutlich weniger Rad-Reisende unterwegs im Vergleich zu den Vorjahren. Sein Deutsch war hervorragend, da er längere Zeit in der Schweiz lebte. Er hat von der Schönheit von Neuchâtel geschwärmt, wir von der Schönheit Kroatiens. So haben wir uns gut verstanden. Für das Glas Wein wollte er übrigens nichts und wir hätten auch gerne mehr trinken können, aber das hätten wir bei der Hitze wohl nicht so gut vertragen. Wir haben ihm aber sehr gerne eine Flasche abgekauft, da uns der Wein doch sehr gut gemundet hatte.

Das VIP-Deluxe-Cafe von Herrn Babič
Das VIP-Deluxe-Cafe von Herrn Babič

Am Nachmittag wollten wir uns ein paar Höhenmeter sparen und entschieden uns für eine Route dem Meer entlang, die eigentlich mehr einem Wanderweg glich, aber passierbar sein sollte. Wir planen unseren Routen oft mit dem Kartentool Komoot und haben somit diesen kleinen Weg entdeckt, der auf den ersten paar Metern auch ganz gut aussah. Aber erfahrungsgemäss kann sich das jederzeit ändern. So auch diesmal, denn zwei Stunden später kamen wir mit zerkratzen Beinen, nassen Fahrrädern, schlammigen Schuhen und einem Grinsen im Gesicht auf der anderen Seite an. Was für ein Erlebnis. Der Weg führte durch dichte, stachelige Vegetation, über viele Steine und dann auch noch mehrmals durchs Meer. Das nächste Mal überlegen wir uns sehr genau, ob wir wieder eine Abkürzung nehmen.

Später am Abend erreichten wir die schöne Kleinstadt Trogir, welche auf einer kleinen Insel zwischen dem Festland und der Insel Čiovo liegt. Auch hier hatten die Venezianer ihre Spuren hinterlassen mit dem Markuslöwen und diversen prunkvollen Palazzi. Nach einem traditionell dalmatischen Essen und einem Schwatz mit dem Besitzer des Restaurants, ebenfalls ein Fahrradfan, ging es weiter auf die Insel Čiovo, wo wir einen Platz zum Schlafen suchten. Wir wählten diese Insel, da von Slatine eine Personenfähre direkt nach Split fährt, so mussten wir nicht durch die hässlichen Vororte fahren und erreichten das wunderschöne Split auf die schönste mögliche Art, dem Wasserweg.

Split, das lebendige Museum

Das Einzigartige an Split ist, dass die historische Altstadt innerhalb eines bestehenden Palastkomplexes erbaut wurden. Der Palast wurde Ende des 3. Jahrhunderts vom römischen Kaiser Diokletian als Zweitwohnsitz und Altersresidenz innerhalb von 10 Jahren erbaut, inkl. Mausoleum. Als im 7. Jahrhundert, in der Zeit des römischen Unterganges, die Stadt Salona von Barbaren überfallen wurde, flohen die Überlebenden in den nahen Palast in Split und liessen sich da nieder. Im Laufe der Zeit wurden der ehemalige Palast jeweils den neuen Bedürfnissen angepasst. Gebäude, welche nicht mehr gebraucht wurden, wurden abgerissen und das Baumaterial für neue Gebäude benutzt. Als der Platz nicht mehr reichte, wurde die westliche Begrenzungsmauer eingerissen und die Stadt nach Westen erweitert. Und so veränderte sich die Stadt bis heute und blieb während den ganzen Jahrhunderten immer bewohnt. Und doch sind auch heute noch deutlich Spuren des ehemaligen Palastes sichtbar, wenn auch stark verändert. Zum Beispiel ist noch deutlich erkennbar, an welcher Stelle sich die Begrenzungsmauern des Palastes befanden. Auch einzelne Gebäude stammen noch aus der römischen Zeit wie die Kathedrale, das ehemalige Mausoleum des Kaisers. Und so hatten wir bei unserem Rundgang doch sehr stark den Eindruck, durch ein bewohntes Museum zu schlendern. So wurde beispielsweise erst gerade ein neues Bodenmosaik freigelegt, dass vor zwei Wochen entdeckt wurde. Sehr faszinierend und einmalig das Ganze.

Aber auch die Altstadt ausserhalb des Diokletian-Palastes hat uns sehr gut gefallen. Die breite Uferpromenade Riva, der grosszügige Stadtpark Marjan, die nahen Strände und natürlich die vielen Cafés und Restaurants machen Split zu einer lebenswerten Stadt mit einer angenehmen Grösse. Wir hatten ein Zimmer in einem Privathaus im alten Stadtviertel Veli Varoš. Hier waren wir mitten im Alltagsleben der Bewohner. Kroatien begeistert uns weiterhin und wir freuen uns auf die Weiterreise in den Süden.

Altstadt von Split vom Kirchturm aus
Altstadt von Split vom Kirchturm aus

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