09.01.2022

Consume and be happy: Kulturschock Arabische Emirate (33)

Die arabische Welt Teil 1: Von Tbilisi nach Dubai

Am 10.11.21 war es soweit, wir verliessen unser liebgewonnenes Tbilisi und fuhren mit dem Taxi und unseren eingepackten Rädern mitten in der Nacht an den Flughafen für unsere Weiterreise nach Dubai. Nun fragt ihr euch vielleicht, weshalb man in aller Welt darauf kommt von einem kulturell reichhaltigen Land wie Georgien plötzlich nach Dubai zu reisen und das ist tatsächlich eine gute Frage.

Unter anderen Umständen wären wir wohl nicht hier gelandet, ist Dubai doch ein Reiseziel, das uns beide nie reizte. Ursprünglich wollten wir bis im Dezember im Kaukasus bleiben und dann für einen Besuch über Weihnachten in die Schweiz reisen, doch plötzlich gingen die Grenzen in den Oman und sogar in den Iran auf und es boten sich uns damit neue Möglichkeiten. Da wir weiterhin in die Schweiz reisen wollten, wurde der Zeitraum für eine Reise über Land durch den Iran zu knapp, da wir uns gerne länger im Iran aufhalten und möglichst wenig mit dem Bus und Zug reisen möchten. Wir entschieden uns also, den Iran noch etwas aufzuschieben und stattdessen zuerst den Oman zu bereisen und die einfachste Flugmöglichkeit dorthin war eben dann der Direktflug nach Dubai und somit landen wir nun hier nach einer schlaflosen Nacht und blicken auf eine futuristische Skyline und zahlreiche künstliche Inseln im Meer. Wir sehen überall Glastürme und mehrspurige Highways und können uns kaum vorstellen, dass noch in den 1930er Jahren nur 20‘000 Menschen hier lebten. Wir treffen unseren Freund Dave aus der Schweiz, der uns gleich beim Montieren der Fahrräder hilft. Ziemlich übermüdet fahren wir kurz darauf entlang einer grossen Strasse, blinzeln in die wärmende Morgensonne und radeln in den historischen Teil von Dubai, nach Bur Dubai.

Good morning Dubai
Good morning Dubai

Neontempel, lärmende Abras und leckeres indisches Essen

Unser erster Eindruck von Dubai (3.4 Millionen Einwohner) hat so gar nichts mit den üblichen Bildern zu tun, die man sich wohl von Dubai so macht. Wir sehen keine modernen Hochhäuser, keine Shoppingmalls, sondern landen in Little Asia. Von unserem wundervollen Hotel aus (sehr empfehlenswert: Mazmi Casa) blicken wir direkt auf den Creek, einem Meeresarm vom Persischen Golf. Der Dubai Creek wurde 1961 in seine heutige Form gebracht und bot der Region über Jahrhunderte eine Lebensgrundlage. Viele Jahre lang war er außerdem die Hauptverbindung Dubais zur restlichen Welt. Hier nahm die Stadt ihren Anfang, denn das Wasser und die damit verbundenen Handelswege haben seit jeher eine wichtige Rolle gespielt. Schon vor der Entdeckung des schwarzen Goldes war Dubai ein wichtiger Handelsplatz in der Golfregion und die Stadt erlebte während des 19. Jahrhundert durch die Perlentaucherei einen enormen wirtschaftlichen Aufschwung. Die japanische Zuchtperle beendete aber diese Expansion und der Handel brach ein. Prachtvolle Häuser im Altstadtviertel erzählen noch vom damaligen Reichtum. Der Dubai Creek war aber auch ein wichtiger Umschlagsplatz für Gewürze, Textilien und Gold und heute machen viele Arbeiter aus Asien das Viertel zu einem der wohl noch authentischsten Orte der Stadt.

Die vielen traditionellen hölzernen Wassertaxis, Abras genannt, tuckern über den Creek und sorgen auch in der Nacht für eine konstante Geräuschkulisse und wir versuchen irgendwie in dieser neuen Welt anzukommen.

Erster Eindruck von Dubai
Erster Eindruck von Dubai
In diesem Hotel übernachten wir die ersten Nächte
In diesem Hotel übernachten wir die ersten Nächte
Aussicht auf den Creek von unserer Unterkunft
Aussicht auf den Creek von unserer Unterkunft

Wir streifen durch den Gewürz Souk, in dem es nach Kardamon, Zimt und getrockneten Zitronen duftet. Schon seit Jahrzehnten wird hier gehandelt auf Hindi, Farsi, Urdu und mit uns natürlich auf Englisch oder Deutsch. Sogar die Marktbetreiber, die uns mit unseren Fahrrädern gesehen haben, möchten uns ganz klischeehaft ständig Teppiche andrehen und können nicht so recht nachvollziehen, dass wir dafür keinen Bedarf haben. Aber natürlich werden wir trotzdem schwach und kaufen völlig überteuerte Gewürze.

Spice Souk
Spice Souk

Wir setzen uns ans Ufer des Creeks und geniessen günstigen indischen Street Food und einen Chai (indischer Gewürztee) und spazieren anschliessend durch den Textil Souk. Händler aus Pakistan, Afghanistan und Indien verkaufen hier die schönsten Stoffe und mittendrin befindet sich ein Shivatempel. Wir ziehen die Schuhe aus und folgen dem Menschenstrom entlang von schmalen Gassen in den Tempel, der mit seiner Neonbeleuchtung und der lauten Musik so überhaupt keine spirituelle Stimmung aufkommen lässt. An einem anderen Ausgang werden wir wieder ausgespuckt und uns wird ein Milkshake mit Rosenwasser überreicht. Wir blicken uns an und es geht uns beiden gleich – irgendwie sind wir total überwältigt so plötzlich in Asien zu sein. Wir sind es nicht mehr gewohnt, so schnell von einer Kultur in die nächste katapultiert zu werden, obwohl wir früher doch regelmässig geflogen sind. Doch nun ging es uns plötzlich zu schnell, haben wir doch in den letzten 12 Monaten mit der Türkei und Georgien nur zwei Länder besucht und diese dafür intensiv kennengelernt. Gleichzeitig ist es total aufregend, jetzt plötzlich auf der arabischen Halbinsel zu sein, in dieser Megacity, in der wir nie sein wollten.

Das gute indische Essen hilft über den Kulturschock hinweg
Das gute indische Essen hilft über den Kulturschock hinweg

Eintauchen in eine nicht sehr alte Geschichte

Um mehr über das traditionelle Dubai zu erfahren, machen wir uns auf in den Stadtteil Al Bastakiya, besser bekannt als Al Fahidi Cultural and Historical District, der mit seinen restaurierten Häusern an ein Freiluftmuseum erinnert. Um mehr über die frühere Bau- und Lebensweise zu erfahren, schliessen wir uns einer kulturellen Tour an, die vom Sheikh Mohammed Centre for Cultural Understanding organisiert wird (sehr empfehlenswert).

Besonders markant sind die Windtürme oder Badgir, die Vorgänger der Klimaanlage, deren Architektur aus dem Iran übernommen wurde. Die Türme sind so konstruiert, dass egal aus welcher Richtung der Wind weht, dieser eingefangen und nach unten abgelenkt wird. Auf der anderen Seite wird die warme Luft wieder ausgestossen. Dadurch wurde es in den Häusern bis zu 6° kühler. Wir können uns keine schönere Kühlmethode vorstellen, wenn man diese Windtürme so betrachtet.

Windturm im Viertel Al Bastakiya
Windturm im Viertel Al Bastakiya

Die reichen Handelsfamilien lebten in prachtvollen Anwesen, die aus Lehm, Muscheln und Korallen erbaut wurden. Die weniger gut betuchten Familien lebten in Häusern aus Palmblättern, die auch für viel Luftzufuhr sorgten. Gebaut wurde mit dem vorhandenen Material und angepasst an das trockene heisse Wüstenklima. Viel ökologischer und sinnvoller als die heutige Bauweise in Dubai, welche überhaupt nicht nachhaltig ist.

Frühere Bauweise in den Emiraten
Frühere Bauweise in den Emiraten
Traditioneller Wohnraum
Traditioneller Wohnraum
Herrschaftliches Wohnhaus
Herrschaftliches Wohnhaus
Man könnte fast dem Charme der alten Zeit erliegen...
Man könnte fast dem Charme der alten Zeit erliegen...
...aber wir sind immer noch in Dubai
...aber wir sind immer noch in Dubai

Willkommen im Übermorgenland: Ein Emirat der Superlative

Nachdem wir uns dem historischen Dubai widmeten, wurde es Zeit, nun auch das moderne Gesicht der Stadt kennenzulernen. Das Dubai, das man von Werbeprospekten kennt. Das Dubai mit dem höchsten Riesenrad, dem höchsten Gebäude der Welt, dem neuen höchsten Gebäude der Welt (der Creek Tower, noch nicht erstellt), dem schnellsten Lift, der grössten Eiskunstbahn und natürlich der grössten Mall (die Liste lässt sich noch beliebig ergänzen, dafür einfach ein paar Superlative mit Nomen zusammensetzen). Da es Dubai an geschichtsträchtigen oder landschaftlichen Höhepunkten fehlt, setzt das Emirat voll auf Konsum und Shopping scheint eine der Hauptbeschäftigungen zu sein.

Aquarium in der Dubai Mall
Aquarium in der Dubai Mall
Die Dubai Mall ist mit 1200 Geschäften die grösste Mall der Welt
Die Dubai Mall ist mit 1200 Geschäften die grösste Mall der Welt
Hotelkomplex Madinat Jumeirah mit Blick auf den Burj Al Arab
Hotelkomplex Madinat Jumeirah mit Blick auf den Burj Al Arab

Wir lösen eine Metrokarte für nur CHF 0.50 und fahren quer durch die Stadt. Natürlich ist die Metro von Dubai das weltweit längste vollautomatische Schienennetzsystem (wen wundert's). Zum Glück verkehrt die Metro oftmals oberhalb der Erde und erlaubt uns dadurch den Blick auf die teils futuristische Skyline. Neben uns verläuft die mehrspurige Sheikh-Zayed-Road und alles ist darauf angelegt, dass man sich möglichst drinnen im Auto und ansonsten in klimatisierten Räumen aufhält. Kaum vorstellbar, dass all dies erst vor wenigen Jahren erbaut wurde und es immer noch eine Generation von Emiratis gibt, welche Dubai noch kannten, als hier noch Sand und Wüste herrschten. Wohl kaum eine andere Stadt hat sich so rasend schnell entwickelt wie Dubai. Früher lebte man von der Fischerei, dem Handel und der Perlentaucherei, bis sich 1966 alles änderte und man auf Erdöl stiess. Dubai wurde eine moderne Hafenstadt und ein Handelszentrum und zahlreiche gewagte Bauprojekte machten nicht immer nur positive Schlagzeilen. In nur 50 Jahren wuchs Dubai explosionsartig und es entstanden Bauwerke wie das 7-Sterne-Hotel Burj Al Arab, die künstliche Insel Palm Jumeirah oder der Burj Khalifa, das aktuell höchste Gebäude der Welt. Seit 2006 regiert Scheich Mohammed bin Rashid Al Maktoum das Emirat Dubai und er hat viel investiert, um sein Land von einem öl-abhängigen Flecken mitten in der Wüste zu einem modernen, innovativen und superreichen Ziel für Unternehmen und Touristen gleichermassen zu entwickeln.

Aussicht von der Metro
Aussicht von der Metro

Wohnen und Arbeiten in Dubai

Insgesamt leben nur 10 % Emiratis in Dubai, die restliche Bevölkerung stammt aus allen möglichen Ländern und die Aufgaben sind klar verteilt: Die Frauen aus Südostasien arbeiten in der Kinderbetreuung und als Hausangestellte, die Männer aus Indien oder Pakistan führen oftmals Geschäfte oder arbeiten an den zahlreichen Bauprojekten und die Westeuropäer zieht es hierher in lukrative Jobs und sie leben in bewachten Wohnanlagen in Villen mit Pools und prosten sich am Freitag beim beliebten Brunch in den Luxushotels auf ihr neues Leben zu. Es gibt zahlreiche Zeitungsartikel und Dokus darüber, unter welchen unwürdigen Bedingungen die Arbeitsmigranten in den Emiraten leben und die Pandemie-bedingte Schliessung vieler Unternehmen in der Region hat die einkommensschwachen Wanderarbeiter besonders hart getroffen. Doch genau diese Arbeitsmigranten sind es, welche die Emirate in boomende Wirtschaftszentren verwandelt haben.

Arbeiter aus Afghanistan machen eine Pause am Strand
Arbeiter aus Afghanistan machen eine Pause am Strand

Über die Schattenseiten der Glitzerwelt spricht man nicht gerne und so müssen auch Influencer, wenn sie nach Dubai ziehen, eine Lizenz erwerben und sich darin verpflichten, das Emirat nur positiv zu repräsentieren. Ganz klar erwünscht werden Besucher, die kritiklos konsumieren und feiern und Geschäftsleute, welche das Geschäft in den Mittelpunkt stellen und keine lästigen Fragen stellen. Wir haben viel darüber gelesen, da wir jedoch nur wenige Tage in Dubai waren, war es uns natürlich nicht möglich, einen tieferen Einblick zu erhalten. Wir sahen jedoch nur sehr wenige Emiratis und auch in den grossen Shoppingmalls waren die Kinder oftmals mit den Nannies aus den Philippinen unterwegs und nicht mit ihren Eltern. Die Emiratis scheinen ein komplett privates Leben zu führen, denn an den meisten öffentlichen Orten sahen wir mehrheitlich Menschen aus Asien, Afrika oder Europa.

Die Emiratis bleiben gewöhnlich gerne unter sich
Die Emiratis bleiben gewöhnlich gerne unter sich

Am Abend stehen wir vor dem Burj Khalifa, der 828 Meter in den Himmel ragt, eine Meisterleistung der Technik mit zwei Aussichtsplattformen im 123. und 148. Stock. Wir begnügen uns mit der Aussicht von unten und betrachten dafür die tanzenden Springbrunnen vor dem Burj Khalifa. Synchron und passend zur Musik schiessen die Fontänen (natürlich die höchsten der Welt) in die Höhe und begeistern Abend für Abend das Publikum. Wir betrachten die berühmte Wasserfontänen-Show neben Menschen aus aller Welt, die friedlich zuschauen und teilweise per Facetime ihre Familien in der Heimat daran teilhaben lassen. Wir waren noch nie in einer so multikulturellen Stadt und staunen immer wieder, wie freundlich alle sind. Doch ob diejenigen, die hierherkommen wirklich glücklich sind? Die Arbeitsmigranten fern ihrer Familie, die ohne Sozialleistungen zu Hungerlöhnen arbeiten sind es sicher nicht. Doch auch die Expats aus Europa, die wir kennenlernen, scheinen alle nur hier zu sein, um in kurzer Zeit gutes Geld zu verdienen und sich danach die wirklichen Träume zu erfüllen, fern der Emirate.

Burj Khalifa, aktuell das höchste Gebäude der Welt
Burj Khalifa, aktuell das höchste Gebäude der Welt

Wir nehmen die Monorail raus auf die künstliche Insel Palm Jumeirah bis zum bekannten Luxushotel, das den zukunftsweisenden Namen Atlantis trägt, denn in der Zukunft droht der klimabedingte steigende Meeresspiegel die zahlreichen künstlichen Inselprojekte des Emirates zu überfluten. Wir setzen uns auf die Steine und wollen in Ruhe den Sonnenuntergang betrachten, was gar nicht so einfach ist, denn vor uns dröhnen die Jet Skis und über uns fliegen Drohnentaxis. Schöne, neue Welt.

Hotel Atlantis The Palm
Hotel Atlantis The Palm
Mit der Monorail auf die Palme
Mit der Monorail auf die Palme
Neues Hotel auf der Palme
Neues Hotel auf der Palme

Durch Dubai mit dem Fahrrad

Nach drei Nächten in unserem Hotel am Creek möchten wir unbedingt unseren Freund Dave (https://www.facebook.com/dave.muhlemann) besuchen. Er kommt aus Winterthur und ist mit dem Fahrrad bis nach China gefahren und arbeitet aktuell im Swiss Pavillon an der Expo 2020. Er hat uns grosszügigerweise angeboten, dass wir bei ihm übernachten und mit ihm die Expo besuchen können (vielen Dank!). Im Vornhinein hat er schon erwähnt, dass wir leider die Räder nicht in die Metro nehmen können. Das spielte für uns aber keine Rolle, wollten wir ja sowieso kurz mit dem Rad einfach durch die Stadt bis zum Expogelände fahren. Das kann ja nicht so schwierig sein, dachten wir. Doch es bedeutete 60 km durch eine Stadt zu fahren, die nur auf Autos ausgelegt ist. Es sollte ein ziemlich anstrengender Tag werden, der uns so einige Nerven kosten wird.

Doch wir starten frohen Mutes und möchten unterwegs noch ein bisschen Sightseeing machen. Wir planen eine Route über die Alserkal Avenue. In den staubigen Strassen vom Industrieviertel Al Quoz wurde zwischen zweckmässigen Autowerkstätten und Lagerhallen ein angesagtes Kunstquartier erschaffen mit namhaften Galerien, einem Independent-Kino und Cafés alle im Lagerhallen- / Containerlook. Und auch wenn das alles doch sehr an ähnliche Räume in Europa erinnert, ist es doch ganz klar in Dubai angesiedelt und somit sieht man auch hier luxuriöse Wagen zwischen den Kunstgallerien vorbeifahren. Trotzdem ist es ganz spannend, mal etwas anderes als nur Luxusgeschäfte und Shoppingmalls in Dubai zu sehen.

Dubai Marina, eine der wenigen fussgängerfreundlichen Orte
Dubai Marina, eine der wenigen fussgängerfreundlichen Orte

Nach einem kurzen Halt in der Dubai Marina mit ihren glitzernden Hochhäusern verschlägt es uns kurz vor dem Expogelände auf die Autobahn, da wir schlicht keinen anderen Weg finden. Ein Polizist warnt uns davor, dass wir das nächste Mal eine fette Busse kassieren müssten, da Fahrräder auf der Autobahn verboten sind. Kurz darauf stoppt uns der nächste Polizist, der uns darauf hinweist, dass wir hier nur mit einer orangen Warnweste Rad fahren dürften und gibt uns gleich noch Tipps wo wir eine solche chice Weste erwerben können. Völlig erschöpft erreichen wir am Ende dann doch noch das Wohnviertel, das Expo Village, wo Dave mit seinen Mitbewohner Damian für ein halbes Jahr wohnt.

Eine ganze Wohnsiedlung wurde hier aus dem Boden gestampft mit modernen grosszügigen Wohnungen, Swimmingpools und Fitnessclubs für die Angestellten der Expo. Nur fehlt es noch etwas an der Infrastruktur, doch jede Woche öffnet ein neues Geschäft und natürlich gibt es auch eine brandneue Metrohaltestelle nur für die Expo. Nach dem Ende der Expo soll daraus der neue Stadtteil District 2020 entstehen. Die Spielplätze und Parks dafür stehen bereits.

Expo Village, ein neues Quartier entsteht
Expo Village, ein neues Quartier entsteht

Zwei Tage an der Expo 2020 im 2021

Mit Dave haben wir gleich den idealen Reiseleiter für die Weltausstellung Expo 2020. Die sieben Milliarden Dollar teure Messe ist die grösste Veranstaltung weltweit seit Beginn der Pandemie und alle Besucher müssen entweder geimpft oder getestet sein. Insgesamt werden 25 Millionen Besucher erwartet und die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) möchten sich damit im besten Licht präsentieren und den Tourismus ankurbeln. Bis Ende März präsentieren hier 192 Nationen ihre technischen Innovationen und Ideen auf vielfältige und kreative Weise, nur zwei Länder fehlen: Nordkorea und Lichtenstein. Wurde Lichtenstein einfach übergangen? Wir studieren den Lageplan der Pavillons und die Namen der teilnehmenden Länder und stossen dabei auf „The Holy See“, ach ja, das wäre dann wohl der Vatikan, der auch mitmacht.

Ein 438 ha grosses Areal dient als Bühne für die Megashow, die unterteilt ist in die Themenbereiche Sustainability, Mobility & Opportunity. Doch wirklich nachhaltig ist das Ganze nur vordergründig, wenn man beispielsweise entlang der vertikalen Gärten im Pavillon von Singapur flaniert. Das autarke Ökosystem hält die Temperaturen niedrig und wird unterstützt von Kletter-Robotern, welche die Luftfeuchtigkeit und die Temperatur der Pflanzen überwachen.

Zusammen mit Dave an der Expo 2020
Zusammen mit Dave an der Expo 2020
Nachhaltiger Pavillon von Singapur
Nachhaltiger Pavillon von Singapur

Andere Roboter an der Expo wiederum liefern Essen aus oder machen die Besucher auf die Maskenpflicht aufmerksam. Nachhaltigkeitsversprechen und konsumorientierter Gigantismus knallen an der Expo aufeinander.

Einer der vielen Roboter an der Expo
Einer der vielen Roboter an der Expo

Natürlich besuchen wir gleich am Anfang auch den Swiss Pavillon, der für 16.5 Millionen Franken erbaut wurde. Besuchern wird der rote Teppich ausgerollt und man läuft über ein Nebelmeer auf einen Berg hoch, was sehr schön umgesetzt ist. Doch der nächste Raum ist nur Schindler gewidmet, einem der Hauptsponsoren. Wirklich viel nehmen wir leider nicht mit von diesem Besuch, auch wenn wir fast schwach werden, als wir das erste Mal seit Monaten einen Sprüngli-Shop mit Luxemburgerli sehen. Die Aufnahmen vom Nebelmeer folgen dann im Video.

Fast schon ein Muss für uns, der Besuch vom Schweizer Pavillon
Fast schon ein Muss für uns, der Besuch vom Schweizer Pavillon
Die weissen Türme gehören zum Österreich Pavillon und sollen an die Windtürme der Emirate erinnern
Die weissen Türme gehören zum Österreich Pavillon und sollen an die Windtürme der Emirate erinnern

Wir besuchen einen Pavillon nach dem anderen und sie könnten unterschiedlicher nicht sein. Länder mit einem kleinen Budget stellen in normierten Pavillons ein paar Stücke aus dem Heimatkundemuseum aus und hängen eine Landkarte auf, während die gastgebende Nation VAE sich repräsentiert durch ein imposantes Gebäude von einem weissen Falken, der von der Feder Calatravas stammt. Im Erdgeschoss wurde haufenweise Sand aus der Wüste geholt und mit Projektionen darauf wird die Geschichte der Emirate nacherzählt. Im Pavillon von Saudi-Arabien fährt eine Rolltreppe entlang einer kitschigen Darstellung einer Altstadt und kurz darauf staunen wir ab der riesigen Weltkugel mit einem Durchmesser von 30 Metern und einem interaktiven Fussboden. In Marokko staunen wir ab dem wunderschönen Holzgebäude und in den Niederlanden ab dem kegelförmigen Bauernhof, der sein eigenes Mikroklima erzeugt. Schulklassen laufen zwischen uns durch und folgen eifrig den Ausführungen der Lehrerin und Besucher nehmen lange Wartezeiten in Kauf, um die beliebtesten und spektakulärsten Pavillons zu besuchen. Wir atmen tief ein und holen Luft, denn die Expo ist ein Ort der Reizüberflutung, mit vielen Filmen, welche oftmals die touristischen Klischees bedienen und das eigene Land verherrlichen.

Es war interessant, all die unterschiedlichen Pavillons zu besuchen und sich dieser kompletten Reizüberflutung hinzugeben. Dank Dave erfuhren wir viele Hintergrundinfos und bekamen wertvolle Tipps. Wir sind dankbar, hatten wird die Möglichkeit, die Expo zu besuchen, wären wir ohne Dave wohl nie hierher gekommen. Wir fragen uns, ob diese Weltausstellung überhaupt noch zeitgemäss ist und nicht alles nur mehr Schein als Sein. Das Motto der Expo 2020 lautet "Connecting Minds, Creating the Future". Doch ob wir hier die Zukunft gesehen haben, die wir uns für unsere Erde wünschen bleibt sehr fraglich.

Wie wollen wir leben? Der Besuch von Dubai und der Expo wirft viele Fragen auf
Wie wollen wir leben? Der Besuch von Dubai und der Expo wirft viele Fragen auf

Auf Wiedersehen Glitzerwelt

Nach zwei Tagen sind wir erschlagen von den vielen Eindrücken und realisieren, dass man mehrere Tage benötigt, um die Expo wirklich ausführlich zu besuchen und all die leckeren internationalen Gerichte zu kosten. Für uns war es ein zu krasser Wechsel von Georgien gleich mitten in die VAE und wir sehnen uns danach, uns wieder aufs Fahrrad zu schwingen und beim meditativen Trampeln all das Erlebte zu verarbeiten und vor allem freuen wir uns auf die Ruhe im Oman. Es ist eine komische Welt dieses Dubai und wir können nicht so recht verstehen, weshalb hier Menschen Jahr für Jahr in den Luxushotels Urlaub machen. Klar, es hat garantierten Sonnenschein und Strände (mit Baulärm), doch das findet sich auch an vielen anderen Orten und dazu noch viel authentischer und günstiger. So wirklich mag uns Dubai nicht zu überzeugen, doch das ahnten wir ja vorher schon. Faszinierend ist es allemal, sich das einmal anzusehen bei einem Stopover auf dem Weg zu einem interessanteren Ziel (wie dem Oman!!!). Und nun sind wir natürlich gespannt was ihr von Dubai haltet und würden uns über eure Mails und Kommentare freuen.

Wir fahren nach 10 Tagen Glitzerwelt wieder los entlang von verbauten Highways immer weiter in Richtung Musandam, wo uns eine komplett andere Welt erwarten wird. Wie es uns dort gefällt, erfährt ihr im nächsten Blog.

Tschüss Dubai
Tschüss Dubai
Wir machen uns auf in Richtung Oman
Wir machen uns auf in Richtung Oman

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