Italien Teil 1: Durchs Vinschgau nach Meran
Unterwegs im lieblichen Südtirol (4)
Das Südtirol begrüsste uns mit Sonnenschein und gut ausgebauten Fahrradwegen, die schon fast einer Fahrradautobahn glichen und entsprechend viel befahren wurden. Viele waren mit der ganzen Familie unterwegs, aber wir sahen bisher niemanden, mit soviel Gepäck wie wir an unseren Fahrrädern tragen. Daher erstaunt es auch nicht, dass wir immer wieder gefragt wurden, wo es denn hingehen soll und woher wir kamen. Die Reaktionen waren meist ungläubig und dabei sagten wir erst, dass wir aus der Schweiz hierhergefahren sind und noch nichts von den weiteren Plänen gen Osten.
Das Vinschgau ist eine sehr liebliche Landschaft, geprägt von endlosen Apfelplantagen und schmucken Orten wie Glurns mit seiner vollständig erhaltenen Stadtmauer. Immer wieder lädt eine Beiz am Radweg zu einer Rast ein und es fühlt sich wirklich mehr wie ein Sonntagsausflug an auf diesen Wegen, als eine grosse Reise. Wir erreichten Meran am Abend und uns fielen sofort die breiten Strassen, die vielen Bäume und die herrschaftlichen Jugendstilvillen auf. Wir entschieden uns, zwei Nächte in einem Bed & Breakfast zu bleiben und uns etwas zu erholen von den ganzen Passetappen.
Unsere Meran-Highlights
Die Kurstadt Meran (ca. 42'000 Einwohner) begrüsst seine Besucher mit einer Mischung aus mediterranem Flair, mit vielen Grünflächen bewachsen mit exotischen Pflanzen, und einer Brise Urbanität mit guten Restaurants und Aperitifbars, alles in einem sehr überschaubaren Rahmen. Die absoluten Highlights haben wir nicht besucht (Gärten vom Schloss Trauttmannsdorff, Therme Meran), da wir keine Sehenswürdigkeiten abklappern möchten, sondern uns lieber von der entspannten Sommerstimmung anstecken lassen ohne konkrete Pläne. Da Meran bekannt ist für sein Klima und früher ein beliebter Treffpunkt war für den Adel (Sissi!) und zahlreiche Kurgäste, wurde natürlich auch dafür gesorgt, dass man ordentlich flanieren konnte. So wurde eine Sommerpromenade mit viel Schatten und eine Winterpromenade mit ordentlich Sonneneinstrahlung angelegt, damit die Herrschaften flanieren durften. Damals noch mit ganz vielen Regeln (kein Zigarettenkonsum, keine nachlässige Kleidung und Frauen durften mit ihren langen Kleidern den Staub nicht aufwirbeln), damit die eleganten Damen und Herren nicht gestört wurden bei ihrer Kur. Heute geht das ganze entspannter zu und die beiden Promenaden führen einem in wenigen Minuten in die Natur und bis zur Passerschlucht. Überall Grün, was für eine lebenswerte Stadt.
Von den Promenaden aus geht es in den alten Stadtteil, das Steinach-Viertel (12. Jahrhundert). Durch das eindrucksvolle Tor führt die Strasse entlang von alten Handwerksläden. Teilweise sieht man noch an den Fassaden, was hier früher verkauft wurde. Der Weg folgte nun aufwärts entlang dem öffentlichen Kräutergarten zum 20 Meter hohen Pulverturm hoch, der mal zur Burg gehörte. Endlich mal ein Aussichtsturm ohne Eintritt, dafür mit einem sehr charmanten Kiosk mit leckerem Essen wie dem veganen Sissi-Burger.
Am späteren Nachmittag nahmen wir dann den urchigen Nostalgie-Sessellift aus den 40er Jahren bis hoch ins Dorf Tirol. Natürlich gibt es auch einen Liftwart, der für ein sicheres Ein- und Aussteigen sorgt. Ein tolles und empfehlenswertes Erlebnis! Entlang dem Tappeinerweg liefen wir wieder zurück in die Innenstadt. Unterwegs gibt es zahlreiche Rastplätze zum Ausruhen und endlich auch mal die Möglichkeit, einen lokalen Apfel zu erwerben.
Am Abend genossen wir einen Drink in Gigis Bar direkt am wilden Passerfluss und danach liessen wir uns kulinarisch verwöhnen im Restaurant-Garten vom Schloss Kallmütz, wo wir spontan einen Tisch ergatterten. Das Hochgefühl hielt fünf Minuten an, dann kam das Gewitter und wir mussten den romantischen Platz wieder aufgeben. Meran, du warst viel zu teuer, aber wir haben es sehr geschätzt. Was für eine tolle, lebenswerte Stadt.
Schreibe einen Kommentar