31.07.2022

Einsame Wüstenstrecke und Streifzüge durchs prächtige Isfahan (43)

Iran Teil 6: Unsere Reise von Yazd nach Isfahan

Einsame Wüstenstrecke im Herzen des Irans

Mit unserem 4-Monate-Visum für den Iran in der Tasche sind wir bereit für die Weiterreise von Yazd nach Isfahan und gemäss anderen Reisenden soll es eine der schönsten Radstrecken des Landes sein. Und sie sollten recht behalten. Besonders die Off-Road-Strecke zwischen Nodushan und Varzaneh ist wahrlich spektakulär. Während 80 km gibt es keine Infrastruktur und man fühlt sich komplett alleine hier im geographischen Herzen des Landes. Minute für Minute ändert sich das Bild auf der buckligen Piste und dann erspähen wir sie: eine Karawanserei im Nirgendwo. Perfekt, denn wir haben Hunger und suchen einen schattigen Platz für eine Mittagspause. Zwei nette Iraner schenken uns noch Brot und Käse und somit haben wir alles für unser Picknick in der Karawanserei. Schade ist noch nicht Abend, denn wir hätten gerne hier übernachtet, wie schon so viele Reisende vor uns.

Ab in die Wüste
Ab in die Wüste
Das letzte Dorf für die nächsten 80 km
Das letzte Dorf für die nächsten 80 km
Nodushan
Nodushan
Karawanserei auf dem Weg nach Varzaneh
Karawanserei auf dem Weg nach Varzaneh
Schon zahlreiche Radreisende haben hier übernachtet
Schon zahlreiche Radreisende haben hier übernachtet
Zelten in der Wüste im Herzen des Irans
Zelten in der Wüste im Herzen des Irans

Wir steigen auf das Dach der Karawanserei und können uns gut vorstellen, wie die Karawanen mit ihren Kamelen durch die Wüste zogen und hier einen Halt einlegten. Eigentlich ein idealer Ort für einen illegalen Techno-Rave. Doch wir halluzinieren bald auch schon ohne Rave, denn die Landschaft kurz vor Varzaneh wird immer unwirtlicher und surrealer. Zur linken Seite erheben sich die Sanddünen und auf der rechten Seite ein schwarzer Berg, ein Überbleibsel von einem Vulkan. Wir kämpfen mit starkem Gegenwind und der Hitze und fühlen uns weit weg von der Zivilisation. Nur wenige Autos kreuzen unseren Weg bis wir am Ende des Tages erschöpft Varzaneh erreichen.

Schattierungen der Wüste
Schattierungen der Wüste
Die Piste unter uns
Die Piste unter uns
Auf der rechten Seite der schwarze Berg
Auf der rechten Seite der schwarze Berg

Sanddünen, traditionelle Mühlen und weisse Tschadors in Varzaneh

Wir bleiben zwei Nächte im sympathischen Negar Guesthouse in Varzaneh, dem idealen Zwischenstopp zwischen Yazd und Isfahan. Obwohl der Tourismus hier Einzug gehalten hat, wirkt Varzaneh konservativ auf uns. Uns fehlen die Farben, das Gelächter und die Frauen auf der Strasse. Traditionell tragen die Frauen hier weisse Tschadors, doch die jüngeren greifen auch vermehrt wieder auf die weit verbreiteten schwarzen Tschadors zurück. Wie schwarze und weisse Geister huschen die Frauen über die Gassen und bleiben anonym und distanziert für uns. Trotz diesem ersten Eindruck sind die Bewohner überaus gastfreundlich und helfen uns wo sie können. Als wir beispielsweise in einem Supermarkt nach einem bestimmten Joghurt fragen, das sie nicht im Angebot haben, werden alle Hebel in Bewegung gesetzt und es wird telefoniert bis man jemanden findet, der für uns das gewünschte Joghurt organisieren kann.

In Varzaneh tragen Frauen traditionelle weisse Tschadors
In Varzaneh tragen Frauen traditionelle weisse Tschadors
Fussballspiel vor dem Museum
Fussballspiel vor dem Museum
Alte Brücke in Varzaneh über den Zayandeh Rud
Alte Brücke in Varzaneh über den Zayandeh Rud

Varzaneh ist ein beliebtes Ausflugsziel am Wochenende für die Städter und die erkennt man ganz gut, sind sie doch ganz anders gekleidet als die Einwohner von Varzaneh. Das Ziel der Besucher sind die nur 10 km entfernten Sanddünen, ein Abenteuerspielplatz à la Iran mit Quadtouren, Sandboarding und viel Musik. Etwas abseits davon unternehmen wir einen kurzen Kamelausflug. Doch so wirkliches Wüstenfeeling kommt leider nicht auf, zu nah sind die Stimmen der Menschen, die Motorengeräusche und überall liegt Abfall. Um die Wüste intensiver zu erleben, müsste man sich mehr Zeit nehmen, weiter ins Dünenfeld gehen und am besten auch gleich unter dem Sternenhimmel übernachten. Natürlich werden vor Ort auch entsprechende Touren angeboten, doch da wir erst gerade in der Dasht-e Lut waren, begnügen wir uns mit einem kleinen Ausflug zu den Dünen von Varzaneh.

Auf dem Rückweg von den Dünen nach Varzaneh legen wir einen Halt bei einer traditionellen Henna-Mühle und bei einem Ochsen-Brunnen ein. Das Henna in der Mühle wird von Kamelen nach traditioneller Art gemahlen. Der Besitzer lässt sein Kamel gutgelaunt für die Besucher im Kreis laufen und singt dazu. Klar ist es eine Touristenattraktion, aber für uns auch ein einmaliges Erlebnis und natürlich gibt es wiedermal ein Foto-Shooting mit den «exotischen» Radtouristen. Kurz darauf halten wir beim Ochsen-Brunnen. Hier passiert zuerst nicht viel, der Ochse steht nur störrisch da. Doch dann beginnt der Besitzer zu singen und sobald er seine Stimme hört, setzt sich der Ochse in Bewegung und zieht langsam das Wasser aus dem Brunnen. Ein Bekannter von uns war vor ein paar Jahren schon hier und meint, es seien genau derselbe Besitzer und Ochse wie damals, ein gutes Gespann also.

Die letzten Kilometer bis nach Isfahan

Von Varzaneh aus benötigen wir noch zwei Tage bis Isfahan und es hat wieder deutlich mehr Verkehr und ist nicht mehr so spektakulär wie zuvor. Trotzdem ist es eine angenehme Etappe, denn wir machen einen Abstecher nach Ghurtan, einer komplett verlassenen 1000-jährigen Lehmfestung. Eine imposante Lehmmauer mit 14 Wachtürmen umgibt die Altstadt, die mich stark an die Oasenstadt Chiwa in Usbekistan erinnert. Wir können mit unseren Rädern direkt in die Altstadt hinein, hier wird kein Eintritt verlangt und gemäss den neugierigen Blicken der Einheimischen zu urteilen, kommen auch nicht viele Touristen vorbei. Wir erkunden die Lehmgassen mit den verfallenen Gebäuden und sind überrascht, als wir auf einen Hühnerstall und eine Moschee stossen. Es scheinen noch Menschen in der Festung zu leben und wir sind absolut fasziniert, dass es noch solche Orte gibt.

Am Nachmittag kämpfen wir erneut mit starkem Gegenwind und wir suchen daher am Abend einen geschützten Zeltplatz etwas abseits der Strasse. Die Gegend hier ist wieder viel dichter besiedelt und es ist gar nicht so einfach, einen guten Ort zu finden. Als wir gerade einen möglichen Platz aussuchen, sieht uns ein Bauer. Er möchte, dass wir mit ihm mitkommen. Er stellt sich als Aminu vor und führt uns zu einer einfachen Hütte mit einem grossen Raum, der mit Teppichen ausgelegt ist. Wir dürfen hier heute Abend schlafen und auch seine Küche und Toilette benutzen. Er selber fährt zu seiner Familie ins Dorf.

In solchen Momenten erscheinen uns die einfachsten Dinge als der grösste Luxus. Wir sind ihm überaus dankbar und kochen uns ein leckeres Abendessen. Als wir bereits in unseren Schlafsäcken liegen, kommt er nochmals zurück und lädt uns in sein Zuhause ein, da es ja eigentlich doch zu gefährlich sei hier draussen zu übernachten. Nach langem Hin und Her dürfen wir dann aber doch bleiben. Wir sind dankbar für dieses grosszügige Angebot und möchten uns irgendwie revanchieren. Wir lassen ihm etwas Schokolade, einen Brief und ein paar Rials da und finden es schade, dass wir ihn am nächsten Morgen nicht mehr sehen. Wir fahren los und werden kurz darauf von Aminu eingeholt, der uns extra hinterhergefahren ist. Er gibt uns das Geld zurück, wir seien doch seine Gäste. Ach, Iran. Immer wieder passieren uns im Iran solche herzerwärmenden Geschichten, die wohl langsam ein ganzes Buch füllen könnten.

Über 1000-Jahre alte Lehmfestung in Ghurtan
Über 1000-Jahre alte Lehmfestung in Ghurtan

Isfahan ist die halbe Welt

Short Notes Isfahan

Wie lange bleiben: So lange wie möglich. Jedoch mindestens drei Tage für die wichtigsten Sehenswürdigkeiten.

Wo übernachten: Sarv Hostel (Budget), Joybar Boutique Hotel (Design), Motamedi Boutique Hotel (für das königliche Gefühl).

Wo essen: Toranj Restaurant, Shahrzad Restaurant.

Lokale Spezialität: Beryan (mit Lammfleisch gefülltes Fladenbrot).

Nicht verpassen: Naqsh-e Jahan Square, den Handwerkern über die Schultern schauen im Bazar und abends auf der Si-o-Se Pol Brücke flanieren.

Wir erreichen die sagenumwobene Stadt Isfahan (2.2 Millionen Einwohner), die genauso wie Samarkand einen Hauch von Seidenstrassenexotik verspricht und von vielen als die schönste Stadt im Iran bezeichnet wird. Eine Woche möchten wir uns Zeit nehmen, diese wunderbare Stadt zu erkunden. Was uns als erstes auffällt sind die vielen Radfahrer in der Stadt, die entspannte Atmosphäre und die vielen Grünflächen. Eine wahrlich lebenswerte Stadt mit einem ganz tollen Flair. Wir fahren zu Zahra, einer jungen Anwältin, die wir auf der Insel Qeshm kennenlernten. Sie ist seit einiger Zeit auch begeisterte Radfahrerin und hat uns zu sich eingeladen. Wir dürfen bei ihr übernachten und natürlich bleibt es nicht dabei, sondern wir tauchen richtig ein.

Wir lernen ihre Familie und Freunde kennen, kochen miteinander Kashk-e Bademjan, radeln durch die Stadt und lassen uns einfach mitreissen. Es ist schön, endlich mal länger Zeit mit jemandem verbringen zu dürfen. Gleich am ersten Abend nimmt sie uns mit zu einem Bekannten, der traditionellen iranischen Gesang unterrichtet. Wir sitzen in seiner Wohnung zusammen mit jungen Iranerinnen und Iranern, die sich regelmässig treffen, um miteinander zu singen. Wir nehmen Platz und dürfen zuhören. Es überrascht uns immer wieder, welchen Stellenwert traditionelle Musik im Iran von heute hat. Als sie uns fragen, ob wir traditionelle Lieder aus der Schweiz vorsingen könnten, sitzen wir etwas ratlos da, denn uns fehlt dieser Bezug zur eigenen Kultur und uns fällt kein Lied ein, das zu diesem Moment passen würde.

Zahra (links) und ihre Schwester Asiyeh
Zahra (links) und ihre Schwester Asiyeh
Wir lernen die Zubereitung von Kashk-e Bademjan
Wir lernen die Zubereitung von Kashk-e Bademjan

Am nächsten Morgen unternehmen wir einen Ausflug ins Stadtviertel Jolfa. Das wohlhabende armenische Viertel hat sich in den letzten Jahren mit schicken Restaurants und Cafés zu einem Szeneviertel gemausert. Doch Jolfa lohnt auch einen Besuch wegen der Kirchen. Mit Zahras Familie besuchen wir die Vank-Kathedrale aus dem 17. Jahrhundert, die über und über mit biblischen Bildern bemalt ist. Ein überraschend gut gestaltetes Museum gibt einen Einblick über das Leben der armenischen Gemeinschaft im Iran und ihre Traditionen.

Naqsh-e Jahan Square, der vielleicht schönste Platz der Welt

Am Abend ist es dann soweit, wir besuchen den wohl berühmtesten Platz des Irans, den 560 m langen und 160 m breiten Naqsh-e Jahan Square, ein weiteres UNESCO-Weltkulturerbe. Er gehört zu den grössten Plätzen der Welt und vor allem auch zu den schönsten. Als Shah Abbas I vor 400 Jahren diesen Riesenplatz anlegte liess er ihn nicht nur rundum mit doppelstöckigen Arkaden einrahmen, sondern setzte mit einigen der prunkvollsten Gebäuden des Landes noch einen drauf. Der Platz diente als Marktplatz, Spiel- und Festplatz und noch heute kann man das Feld sehen, in dem früher eine Art Polo gespielt wurde.

Als wir das erste Mal den Naqsh-e Jahan betreten, sind wir einfach nur noch überwältigt. Die vielen Bilder und Dokus haben uns nicht auf diesen Moment vorbereiten können. Dieser majestätische Platz mit seinen vielen Rasen- und Wasserflächen ist nicht nur umwerfend schön, sondern er steckt voller Leben. Pferdekutschen flitzen vorbei, junge Paare treffen sich zum Rad fahren, Kinder lassen Drachen steigen und Familien picknicken am Abend nach dem Fastenbrechen. Und da alle Touristen im Iran ganz sicher Isfahan im Reiseprogramm haben, ist man hier ganz auf die ausländischen Besucher eingestellt.

Das erste Mal im Iran werden wir von Händlern angesprochen, die uns ihre Waren anbieten möchten und spätestens beim dritten Mal weiss auch der nette Herr vom Shop Nr. 1, dass er uns bereits schon Mal angesprochen hat. Doch es stört uns nicht, denn wir sind verzaubert. Immer wieder kommen wir auf diesen Platz zurück, möchten ihn zu allen Tageszeiten und in allen Facetten erleben. Am schönsten ist die Stimmung am späten Nachmittag, wenn das Licht die Gebäude zusätzlich erstrahlen lässt. Aber auch der Abend hat seinen Reiz, wenn der Platz voller Leben steckt und man überall mit den Einheimischen in Kontakt kommen kann. Wir können uns nicht vorstellen, dass jemand diesen Platz besucht und nicht überwältigt ist von seiner Pracht.

Fotoshootings auf dem Naqsh-e Jahan Square
Fotoshootings auf dem Naqsh-e Jahan Square
Die eindrückliche Shah-Moschee
Die eindrückliche Shah-Moschee
Im Ali Qapu Palace lebte Shah Abbas I
Im Ali Qapu Palace lebte Shah Abbas I
Zweistöckige Arkaden umsäumen den Platz
Zweistöckige Arkaden umsäumen den Platz
Sheikh-Lotfollah Moschee
Sheikh-Lotfollah Moschee
Ausblick von einem Dachterrassencafé
Ausblick von einem Dachterrassencafé

Wir reissen uns vom Staunen los und widmen uns den vielen Sehenswürdigkeiten um den Platz. Wir beginnen mit der alles überragenden Shah-Moschee, für welche 500'000 farbige Fliessen verwendet wurden. Ganze 54 m hoch ist die Hauptkuppel und die Akustik ist phänomenal.

Eingangsportal Shah Moschee
Eingangsportal Shah Moschee
Diese Farben
Diese Farben

Doch noch viel eindrücklicher finden wir die kleine Sheikh-Lotfollah-Moschee gleich gegenüber dem königlichen Palast. Die Moschee wurde von Shah Abbas und seiner Familie genutzt und ist durch einen unterirdischen Gang mit dem Palast verbunden, so wurden die weiblichen Angehörigen vor fremden Blicken geschützt. Der Anlage fehlt eigentlich alles was sonst zu einer Moschee gehört, sie hat weder ein Minarett noch einen Innenhof mit Waschgelegenheiten. Doch was ihr an Grösse fehlt, macht sie mit Anmut mehr als wett, denn die Moschee ist innen und aussen mit kostbaren Kacheln geschmückt und über dem Gebetsraum findet sich eine mächtige blaue Kuppel.

Eingang zur kleinen Sheikh-Lotfollah Moschee
Eingang zur kleinen Sheikh-Lotfollah Moschee
Wir verweilen hier ziemlich lange und schauen die Kuppel an
Wir verweilen hier ziemlich lange und schauen die Kuppel an
Keine Aufnahme wird dieser Kuppel gerecht
Keine Aufnahme wird dieser Kuppel gerecht

Auf Erkundungen im Grossen Bazar

An der Nordseite des Platzes befindet sich der Zugang zum Bazar, einer der ältesten und grössten im Nahen Osten. Es finden sich alle Arten von Geschäften Teppichen, Gewürzen, Kleidern, Schuhen, Schmuck und Kunsthandwerk. Zusammen mit Zahra erkunden wir die überdachten Gänge und angrenzenden Innenhöfe. Ein ständiger Begleiter ist das regelmässige Hämmern, das wir überall aus den kleinen Handwerksstätten vernehmen.

Besonders fasziniert sind wir vom Kunsthandwerk Ghalamkar. Mittels grosser gemusterter Holzstempel werden Textilien mit natürlichen Farben von Hand bedruckt. Wir besuchen einen Mann in einer kleinen Werkstätte, der das Handwerk von seinem Vater erlernt hat. Die jahrelange Übung sieht man ihm an und wir sind erstaunt, mit welcher Präzision er die Tischdecke vor sich bedruckt. Sieht man einmal so einen aufwendigen Herstellungsprozess hat man einen ganz anderen Blick auf die vielen Auslagen im Bazar und kann sie viel besser schätzen. Leider haben wir immer noch nicht mehr Platz im Gepäck und müssen uns mit Zuschauen begnügen.

Überall wird fleissig gehämmert
Überall wird fleissig gehämmert

Über sieben Brücken musst du gehen…

Okay, wir wissen nicht genau, wie viele Brücken die Safawiden im 17. Jahrhundert erbaut haben, aber sie waren wahre Brückenbaumeister und davon zeugen die reich verzierten Ziegelbrücken der Stadt mit ihren vielen Nischen noch heute. Die schönen Brücken lassen sich gut auf einer Radtour dem Fluss entlang verbinden, was auch viele Iraner gerne machen. Als Wahrzeichen gilt die majestätische Si-o-Se Pol Brücke (33-Bogen-Brücke), die abends stimmungsvoll beleuchtet und ein beliebter Treffpunkt ist.

Si-o-Se Pol Brücke
Si-o-Se Pol Brücke
Die Khaju Brücke wurde 1650 von Shah Abbas II erbaut
Die Khaju Brücke wurde 1650 von Shah Abbas II erbaut
Khaju Brücke
Khaju Brücke

In diesem Frühling ist noch mehr los als sonst, denn ausnahmsweise führt der Fluss Zayandeh Ruh Wasser. Letztes Jahr waren die Brücken Schauplatz von anhaltenden Protesten gegen den Wassermangel in der von Dürre geplagten Region. Viele Iraner sehen die Korruption als Hauptgrund für den Wassermangel. Sie beklagen, dass etwa mächtige Großgrundbesitzer Wasser für ihre Ländereien abzweigten und dadurch weniger für die anderen Bürger bliebe. Die Proteste sind verebbt und das Wasser ist wieder da, wenigstens für den Moment. Bei den Brücken herrscht schon fast Volksfeststimmung. Alle möchten das Wasser sehen und diesen stimmungsvollen Ort geniessen. Kinder plantschen im Wasser, eine Gruppe junger Mädchen beobachtet kichernd die Jungs, ein älteres Ehepaar schlendert Hand in Hand an uns vorbei, Familien sitzen beim Picknick und immer wiedermal hört man jemanden singen oder ein Gedicht vortragen. Auch wir kommen immer wieder zurück zu den Brücken und geniessen die besondere Stimmung am Abend.

Si-o-Se Pol Brücke
Si-o-Se Pol Brücke
Am Abend ist besonders viel los
Am Abend ist besonders viel los

Weitere Streifzüge durch Isfahan

Jeden Tag erkunden wir neue Ecken von Isfahan und lassen uns von dieser Stadt verzaubern. Wir spazieren durch den grossen Bazar und besuchen die Jameh Mosque, ein UNESCO-Weltkulturerbe und eine der ältesten Moscheen des Landes, die mit ihren unterschiedlichen Architekturstilen zu einem Streifzug durch die Geschichte einlädt. Ein anderes Mal geht es ins restaurierte historische Ali Qoli Aqa Hamam, einem öffentlichen Bad mit Warm- und Kaltwasserräumen, in dem nicht nur gebadet, sondern auch gehandelt und sicher auch getratscht wurde.

Die Jameh Mosque ist eine der grössten Moscheen des Landes
Die Jameh Mosque ist eine der grössten Moscheen des Landes
Ungewöhnlich grosse Muqarnas vor der Gebetshalle
Ungewöhnlich grosse Muqarnas vor der Gebetshalle
Ali Qoli Aqa Hamam
Ali Qoli Aqa Hamam

Und dann gibt es noch zwei Sehenswürdigkeiten, die es uns besonders angetan haben, auch wenn dort nicht viele Touristen vorbeischauen: das wacklige Minarett und ein herrschaftliches Haus.

Shaking Minaret (Monar Jonban)

Im Iran gibt es soweit wir wissen nur noch zwei sogenannter Shaking Minarets, eines davon bei Kharanaq ausserhalb von Yazd und das andere in Isfahan. Unterschiedliche grosse Ziegelsteine sorgten anscheinend dafür, dass sich diese Minarette im Falle eines Erdbebens in Bewegung setzten und dadurch nicht einstürzten. Wie es genau funktioniert bleibt aber immer noch ein architektonisches Geheimnis. Leider konnten wir das in Kharanaq nicht überprüfen und daher nehmen wir natürlich die Chance wahr, uns von der Wackligkeit des Minaretts in Isfahan zu überzeugen.

Anscheinend soll das Minarett nur zu bestimmten Uhrzeiten in Schwingung versetzt werden. Doch wann es soweit ist, scheinen auch viele Einheimischen nicht zu wissen, da es keine Hauptsehenswürdigkeit ist. Wir fahren also einfach mal hin, nehmen Platz und warten über eine Stunde. Dann ist es endlich soweit: ein Mann erscheint auf dem Dach der Moschee, steigt das rechte Minarett hoch und bewegt sich mit vollem Körpereinsatz vor und zurück. Und tatsächlich, es beginnt zu wackeln und setzt dabei auch das linke Minarett in Bewegung. Beide Minarette sind genau gleich hoch und wiegen gleich viel, sonst würde es nicht funktionieren. Das ganze Schauspiel dauert nur wenige Minuten, aber die Wartezeit hat sich trotzdem gelohnt. Definitiv eine einzigartige Sehenswürdigkeit, die es wohl nur im Iran gibt.

Noch schwierig, ein wackelndes Minarett auf einem Foto darzustellen, daher wartet ihr am besten auf das Video
Noch schwierig, ein wackelndes Minarett auf einem Foto darzustellen, daher wartet ihr am besten auf das Video

Mollabashi (Motamedi) Historical House

Dieses wenig besuchte historische Haus befindet sich ganz in der Nähe unserer Unterkunft und hat uns besonders gut gefallen. Es wurde von einem Herr Mollabashi erbaut und über die Jahrzehnte ausgebaut mit immer neuen Elementen. Das reich dekorierte Anwesen verfügt über einen Aussenhof, einen Innenhof und ein wunderschönes Sommerzimmer mit Buntglasfenstern. In diesem Zimmer bekommen wir Tee und Kaffee serviert und fühlen uns plötzlich ganz königlich. Und wem ein Besuch zu wenig ist, der kann neuerdings gleich hier einziehen, denn seit wenigen Monaten wird das Haus als Boutique Hotel genutzt.

Mollabashi House
Mollabashi House
Wir fühlen uns fast königlich
Wir fühlen uns fast königlich

Abschied von Isfahan

Es sind nicht nur diese wunderbaren und besonderen Sehenswürdigkeiten, die den Zauber von Isfahan ausmachen. Es sind die Begegnungen mit den Menschen und die entspannte Atmosphäre, die Isfahan für uns zur schönsten Stadt des Irans werden lassen. Nach einer Woche in Isfahan müssen wir Abschied nehmen von dieser zauberhaften Stadt und von ihren tollen Menschen, allen voran von Zahra, die wir vermissen werden. Immer wieder neue Menschen in sein Herz zu lassen und sich kurz darauf wieder von ihnen zu verabschieden ist mitunter etwas vom Schwierigsten auf dieser Reise. Wir reisen weiter und werden neue Begegnungen haben, doch wir lassen Menschen zurück, die nicht so einfach fortgehen und ihre Träume verwirklichen können. Diese Diskrepanz ist nicht immer leicht zu ertragen, besonders im Iran. Auch dieser Abschied wird nicht einfach und wir hoffen sehr, dass wir Zahra und ihre Familie in Zukunft wiedersehen werden.

Unser Aufenthalt in Isfahan wäre ohne Zahra nicht das gleiche gewesen
Unser Aufenthalt in Isfahan wäre ohne Zahra nicht das gleiche gewesen

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