03.07.2022

Jahrtausendalte Lehmstädte und bizarre Wüstenschlösser (40)

Iran Teil 3: Unterwegs in der Provinz Kerman

Nach zwei Wochen am Persischen Golf wollten wir einen anderen Teil des Irans erkundigen. Doch wohin soll es als nächstes gehen? Das Land ist riesig und die Sehenswürdigkeiten so weit verstreut, dass es unmöglich scheint eine ideale Fahrradroute zu planen. Wir entscheiden uns daher für eine neue Vorgehensweise: Wir reisen mit dem Bus oder Zug und besuchen diejenigen Regionen, die uns faszinieren und versuchen nicht mehr alles mit dem Fahrrad abzufahren wie in anderen Ländern zuvor. Schnell bemerken wir, dass es anderen Radreisenden genauso geht, was uns in der Entscheidung bestätigt.

Von Bandar Abbas entscheiden wir uns in die Provinz Kerman im Südosten des Landes zu reisen, dort sollen sich einige der schönsten befestigen Lehmstädte des Irans befinden und zudem die eindrucksvolle Dasht-e-Lut (Dasht = Wüste), eine der heissesten Orte der Erde. Wir lassen also unsere Räder ins Gepäckabteil packen und fahren die 600 km bequem mit dem Bus. Als wir in Bam ankommen, erwartet uns ein ziemlicher Kontrast zur Küste und wir sind umgeben von Dattelpalmen und Lehmbauten.

Bam: die grösste Lehmbaustelle der Welt

Unser erster Stopp ist die Oasenstadt Bam, ein eindrucksvoller Aussenposten am Rande der Wüste und einst ein wichtiges Handelszentrum an der Seidenstrasse. Die Stadt war bekannt für die Herstellung von Kleidung aus Seide und Baumwolle und die Stoffe waren so fein, dass sie ihren Weg in die Kleiderschränke der Könige fanden. Die Berge der Umgebung sorgten durch die ausgeklügelten unterirdischen Bewässerungskanäle (Qanate) für genügend Wasser in der Wüstenoase, in der bis heute Landwirtschaft betrieben werden kann und rund um die Stadt erstrecken sich die malerischen Dattelpalmplantagen.

Bam ist berühmt für die grösste erhaltene Lehmfestung der Welt, die Arg-e-Bam. Die gigantische Festung stammt ursprünglich aus der Zeit der Achämeniden (ca. 600 bis 400 v.Chr.) und die Blütezeit erlebte die Zitadelle in der Zeit vom 7. – 11. Jahrhundert. Die Arg-e Bam sorgte für einen ständigen Strom an Touristen in dieser sonst abgelegenen Ecke des Irans. Das war jedenfalls so bis ins Jahr 2003, als im Dezember ein Erdbeben der Stärke 6.3 die Stadt und die Lehmburg weitgehend zerstörte. Durch das Erdbeben starben 31'000 Menschen, fast die Hälfte der Bevölkerung. Zehntausende wurden verletzt und geschätzte 100'000 obdachlos, fast jede Familie war davon betroffen. Auch ein grosser Teil der Arg-e Bam wurde in Schutt und Asche gelegt und die Ausmasse des Erdbebens lassen sich noch gut erahnen. Immer wieder erschreckend in welch kurzer Zeit Erdbeben so viel Geschichte und Geschichten unter sich begraben können.

Die Spuren des Erdbebens sind klar sichtbar
Die Spuren des Erdbebens sind klar sichtbar

Die 2'500 Jahre alte Festung mit der darin liegenden Altstadt ist heute ein UNESCO-Weltkulturerbe, doch die Touristen kommen erst langsam wieder, was auch an den Warnungen der Auswärtigen Ämter liegen mag, ist doch diese Region Teil einer wichtigen Drogenschmuggelroute für Opium aus Afghanistan. Daher ist es keine Überraschung, dass wir die einzigen ausländischen Touristen sind, die an diesem späten Nachmittag durch die riesige Sandburg streifen.

Wir betreten das restaurierte Eingangstor, das die ehemalige Pracht erahnen lässt. Einige ehemalige Wohngebäude wurden absichtlich nicht restauriert, da es die UNESCO nicht erlaubt die Auswirkungen des Erdbebens komplett zu verdecken, da auch Erdbeben selber als historische Ereignisse angesehen werden. Zum ersten Mal sehen wir eine Burg, die komplett aus Lehm gebaut wurde und wir sind davon völlig fasziniert.

Eingang zur Zitadelle
Eingang zur Zitadelle

Von der weitgehend restaurierten Festung innerhalb der Burg erhält man einen guten Überblick über die Stadtmauern und die Grösse der einstigen Lehmstadt. Es sieht wunderschön aus im Abendlicht und wir sind wiedermal bezaubert vom Iran und mögen der Stadt Bam wünschen, dass bald wieder mehr Touristen den Weg hierher finden.

Lehmdörfer, Gegenwind und kalte Wüstennächte

Von Bam aus reisen wir mit dem Rad weiter. Unser nächstes Ziel ist die Stadt Kerman, der Ausgangspunkt für Touren in die Dasht-e Lut. Es soll unsere erste Wüstenfahrt im Iran werden, doch statt Sanddünen und Dromedare zu sehen, frieren wir in den kalten Nächten. Einmal schlagen wir unser Zelt auf über 2500 m.ü.M. auf und müssen unsere wärmsten Sachen hervorholen. In solchen Momenten bereuen wir es nicht, dass wir immer alles dabeihaben und nicht regelmässig Winterkleidung nach Hause senden oder uns Sommerkleidung zusenden lassen. Immer wieder passieren wir Polizeikontrollen entlang der Hauptstrasse, doch sie lassen uns passieren und lächeln uns nur zu. Glück gehabt, denn wir haben fast vergessen, dass wir ja noch eine Pet-Flasche mit iranischem Wein dabeihaben, die uns ein Bäcker in Bam schenkte. Der Wein schmeckt nicht mal so schlecht und hilft beim Aufwärmen in den kalten Wüstennächten.

Unsere erste Wüstenfahrt im Iran
Unsere erste Wüstenfahrt im Iran

Auf der Hauptstrasse hat es viele Lastwagen und der Verkehr scheint nicht abzunehmen. So macht es keinen Spass und wir beschliessen, eine alternative Route entlang einer Nebenstrasse zu nehmen, definitiv keine Abkürzung. Wir passieren Lehmdörfer, die immer noch bewohnt werden. In einem Lehmhaus zu leben hat viele Vorteile, liegt das Material sozusagen direkt vor der (Lehm-)Haustüre, kann einfach verwendet werden, ist ressourcenschonend und sorgt für ein angenehmes Raumklima das ganze Jahr. Trotzdem gingen wir davon aus, dass solche Lehmbauten heute nur noch als Ställe oder Lagerräume genutzt werden und es war uns nicht bewusst, dass es noch zahlreiche bewohnte Lehmdörfer in dieser Gegend gibt. Solche Dinge stehen wohl nicht in einem Reiseführer und entsprechend viel Aufmerksamkeit gibt es, als wir mit unseren Rädern durch die Dörfer fahren.

Lehmdorf zwischen Kerman und Rayen
Lehmdorf zwischen Kerman und Rayen

Wie immer in solchen Momenten fragen wir uns, wie der Alltag der Menschen aussieht und wie es ist, in solch einem Dorf zu leben. Doch diesmal bleibt es nicht bei diesen Überlegungen, denn eine nette Familie lädt uns zum Tee ein. Zwar nicht in ein Lehmhaus, aber sonst in ein typisch iranisches Haus mit einem grossen Wohnzimmer, das mit Teppichen ausgelegt und ansonsten nur spärlich möbliert ist. Als Raumheizer dient eine gefährliche Installation aus einem Metalldraht, der mit Strom versorgt wird. Leider spricht niemand in der Familie Englisch und somit kommunizieren wir mit unseren spärlichen Farsi-Kenntnissen und zeigen Fotos unserer Route und der Schweiz. Immer wieder kommen Nachbarn vorbei und alle sitzen neugierig um uns herum.

Natürlich bleibt es nicht beim Tee, wir dürfen auch noch frühstücken und werden auch noch für das Mittagessen und eine Übernachtung bei der Nachbarsfamilie eingeladen. Das wäre sicher eine spannende Erfahrung gewesen, doch für uns fühlte es sich nicht richtig an, die Gastfreundschaft dieser Familie zu überstrapazieren, denn es war klar, dass sie nicht viel Geld hatten und sie hätten uns mit allem möglichen versorgt. Ausserdem war es gerade mal 11 Uhr und wir waren an diesem Tag erst 12 km gefahren, somit verabschieden wir uns und beschliessen ab nun, nur noch Einladungen anzunehmen, wenn jemand Englisch spricht, damit es zu einem Austausch kommt und wir uns nicht nur als Gäste fühlen, die einfach nur annehmen können ohne etwas zurück zu geben. Wir sind dankbar, dürfen wir solche Einblicke in das Leben der Menschen im Iran erhalten. Etwas, dass in vielen anderen Ländern nicht so einfach möglich wäre.

Spontane Einladung zum Frühstück
Spontane Einladung zum Frühstück

Nach dieser Einladung nimmt der Wind leider kräftig zu und erschwert das Vorankommen beträchtlich. Es ist nur noch ein Kampf und wir sind völlig ausgelaugt, als wir kurz vor Rayen sind. Eigentlich wollten wir heute wieder im Zelt übernachten, doch wir sind so erschöpft und hätten zuerst noch Proviant einkaufen müssen und danach wieder aus der Stadt fahren und einen Zeltplatz suchen. Wir entscheiden uns daher spontan, in einem Guesthouse zu übernachten.

Die Lehmzitadelle von Rayen und ein Prinzengarten

Die Unterkunft beim Maler Reza erweist sich als richtigen Glücksgriff mit einer tollen Aussicht, guter Küche und sogar noch einem Konzert von Freunden mit traditionellen iranischen Musikinstrumenten. Rayen liegt etwa 100 km südlich von Kerman und 2'200 m über dem Meeresspiegel, ganz in der Nähe vom Gipfel Kuh-e Hazaran (4500), einem der höchsten Berge des Irans.

Der Hauptgrund für einen Besuch von Rayen ist die sehr gut erhaltene Arg-e Rayen, die zweitgrösste Lehmzitadelle der Welt. Wir sind völlig begeistert von dieser eindrücklichen Lehmburg und die schneebedeckten Berge im Hintergrund bilden einen schönen Kontrast zur umliegenden Wüstenlandschaft. Im Vergleich zu Bam besitzen die meisten Häuser noch einen Teil der Aussenmauern und man kann sich leicht vorstellen, wie die Stadt zur Zeit ihrer maximalen Pracht wohl ausgesehen hat. Im bewohnten Zentrum befinden sich Überreste von Wohnhäusern, Lagerkellern, Bäckereien oder Ställen.

Arg-e Rayen
Arg-e Rayen
Wirklich alles besteht aus Lehm
Wirklich alles besteht aus Lehm

Die über 1000 Jahre alte mittelalterliche Stadt wurde bis vor etwa 150 Jahren noch bewohnt, wohl ein Grund für den guten Zustand, denn Lehmbauten brauchen ständige Pflege, um nicht durch Regen oder Austrocknung zerstört zu werden. Besonders schön ist das Nobelviertel mit der quadratischen Zitadelle des Gouverneurs mit vier runden Türmen an den Ecken und mehreren Räumen. Vom oberen Stockwerk kann man die gesamte Stadtmauer von Rayen sehen. Doch eine Absicherung oder ein Geländer sucht man hier vergebens und so kann man nach Lust und Laune entdecken und muss einfach aufpassen, dass man nicht von der Mauer fällt. Doch das scheint iranische Familien mit Kindern nicht von einem Besuch abzuhalten und auch wir klettern auf einen der Wachtürme und versuchen dabei nicht nach unten zu gucken.

In der Nähe von Rayen befindet sich die Kleinstadt Mahan, bekannt für den königlichen Garten mit dem klingenden Namen Bagh-e Shazdeh aus der Qadscharendynastie (19. Jahrhundert). Besonders von oben sieht der Garten wohl spektakulär aus, eine grüne Oase inmitten der kargen Landschaft. Doch leider haben wir keine Drohne dabei, das wäre im Iran auch illegal gewesen. Am Wochenende ist der Garten ein beliebtes Ausflugsziel für die Iraner für einen Spaziergang oder ein Picknick. Kein Wunder treffen wir auch ein paar junge Paare, die hier fern von der Familie etwas Zweisamkeit geniessen. Sobald man den Garten betritt, ist man überall umgeben von hohen Bäumen und Wasserkanälen und in der Mitte befindet sich eine Villa mit einem Teehaus. Einen Tee in so einem persischen Garten zu trinken gehört wohl zum ultimativen Iran-Erlebnis (neben Kaffee trinken in einer Karawanserei oder auf dem Bazar zu handeln). Und auch für diese Erlebnisse müssen wir nicht mehr lange warten, denn ein gut ausgebauter Fahrradweg (!) bringt uns von Mahan direkt bis nach Kerman und dort erwartet uns der erste iranische Bazar.

Bagh-e Shazdeh, Mahan
Bagh-e Shazdeh, Mahan

Kerman: die längste überdachte Bazarstrasse des Landes

Die Stadt Kerman (ca. 540'000 Einwohner) ist umgeben von Wüste und Bergen und hat durch die Lage auf 1750 m ein angenehmes frühlingshaftes Klima. Neben einigen schönen Moscheen und einem Badehaus ist die Stadt vor allem bekannt für ihren Bazar. Hier soll sich mit 1.2 km die längste überdachte Bazarstrasse des Landes befinden. Und nicht ganz zur grossen Freude Darios werden wir natürlich auch noch die anderen "Bazar-Superlativen" des Landes besuchen müssen, wie den ältesten oder den grössten Bazar des Landes. Das Ziegelgewölbe vom überdachten Bazar von Kerman stammt zum grössten Teil noch aus dem 17. Jahrhundert und auch heute herrscht hier ein buntes Treiben und zwischen Wohnhäusern, Arkaden, Moscheen, Badehäusern und Karawansereien bieten Händler die unterschiedlichsten Waren an. Man findet billige Kleidung aus China, teure Teppiche, Haushaltswaren und Spielzeug aus Plastik, wertvollen Goldschmuck und Gewürze. Dazwischen immer wieder mal schöne Handwerksarbeiten aus Kupfer und Keramik. Das Besondere an den iranischen Märkten ist, dass es sich nicht um rein touristische Orte handelt wie beispielsweise in Marrakesch oder Istanbul, sondern einfach um den Alltagsmarkt für die Einheimischen, für die der Einkauf im Bazar normaler ist als in einem grossen Supermarkt. Irgendwie schön.

Es lohnt sich immer wieder von der prächtigen Hauptstrasse des Marktes abzuweichen und dabei die verschiedenen Innenhöfe zu erkunden. Der Mittelpunkt bildet der Ganj Ali Khan Komplex aus der Safawiden-Dynastie, um dessen grosszügigen Innenhof erstrecken sich der Bazar, ein Windturm, eine Zisterne, eine Koranschule und eine schöne zweistöckige Karawanserei mit zahlreichen Handwerksgeschäften. Eines der schönsten Gebäude ist eine kleine versteckte Moschee, welche von den Gästen der Karawanserei und den Schüler der Koranschulen genutzt wurde. Die Türe dazu ist geschlossen, doch ein netter Ladenbesitzer öffnet die Moschee nur für uns. Wir steigen die spärlich beleuchtete Treppe hoch und staunen ab der reich verzierten Kuppel mit geometrischen Mustern. Immer wieder sind wir fasziniert von den Muqarnas (Stalaktitengewölbe), einer grossen Anzahl an spitzbogenartiger Elemente, die in- und übereinander gesetzt sind, um einen Übergang zwischen Wänden und Kuppel zu bilden. Es ist ein besonderes Gefühl völlig alleine an diesem spirituellen Ort zu sein.

Reich verzierte Kuppel der Moschee mit zahlreichen Muqarnas
Reich verzierte Kuppel der Moschee mit zahlreichen Muqarnas
Ganj Ali Khan Karawanserei
Ganj Ali Khan Karawanserei
Sie posierte extra für uns
Sie posierte extra für uns
Ganj Ali Khan Hamam
Ganj Ali Khan Hamam
Kacheln im Hamam
Kacheln im Hamam

Abenteuer Keshit Canyon und Dasht-e Lut

Bereits als wir uns im Vorfeld der Reise mit dem Iran befassten war klar, dass wir unbedingt die Dasht-e Lut besuchen wollten, da uns die Bilder der eindrücklichen Felsformationen, welche Kaluts (Wüstenschlösser) genannt werden, schon immer fasziniert haben und wir diese surreale Landschaft mit eigenen Augen sehen wollten. Die Dasht-e Lut ist ein Ort der Extreme und gehört zu den heissesten Orten der Welt. Messungen der NASA zeigten einmal Temperaturen über 70 Grad Celsius an und man soll auf dem heissen Boden sogar Eier braten können. Das riesige Gebiet der Dasht-e Lut nimmt 10% der Fläche des Irans ein und liegt in einem von Bergen umgebenen Becken, so dass es im Regenschatten liegt und das Klima bei hohen Temperaturen extrem trocken ist.

Diese Landschaft wollten wir unbedingt mit eigenen Augen sehen
Diese Landschaft wollten wir unbedingt mit eigenen Augen sehen

Man könnte bis zum Oasendorf Shahdad mit dem Rad fahren, doch wir wollten so richtig in die Wüste eintauchen und auch den sehr abgelegenen Keshit Canyon besuchen und daher haben wir uns für eine geführte 2-tägige Wüstentour mit Reiseleitung entschieden. Der sympathische Ali holt uns am nächsten Morgen ab und schon kurz darauf sind wir in ein Gespräch verwickelt über iranische Musik und wie schwierig es ist, in einem Land ein Unternehmen aufzubauen, wenn man keine Planungssicherheit hat. Wie so viele andere denkt auch er daran nach Kanada auszuwandern. Schade, denn die Touren, die er mit seinem Unternehmen Azure Dome anbietet haben viel Potential in dieser vergleichsweise noch wenig besuchten Ecke des Landes.

Zuerst geht es von Kerman aus über einen Pass in die Berge, bevor es dann unter den Meeresspiegel in Richtung Wüste geht und immer heisser wird. Wir erreichen einige malerische Oasendörfer und fühlen uns beim Spaziergang entlang der Palmen in den Oman versetzt. Es ist um die 36° Grad heiss anfangs März und wir sind froh, sind wir nicht später im Jahr hier. Wir besuchen das verfallene Lehmdorf Keshit, in dem Dattelpalmen als Baumaterial für das Dach genutzt wurden.

Kurz nach dem Dorf zieht sich ein Riss durch die karge Landschaft, der malerische Keshit Canyon ist eine grüne Oase mitten in der Wüste und das Highlight ist ein Wasserfall mit einem natürlichen Swimmingpool. Wir steigen hinunter in den Canyon und baden schon kurz darauf mit Sicht auf den Wasserfall und umgeben von einer eindrücklichen Kulisse. Nur die zahlreichen knappernden Fische stören etwas die Idylle. Wie gerne würden wir an so einem traumhaften Platz unser Zelt aufschlagen, doch wir wären mit den Rädern nur über einen sehr langen umständlichen Umweg hierher gelangt, soweit abgelegen sind wir hier. Wieder zurück im Auto staunen wir nicht schlecht, als unser Fahrer plötzlich entscheidet dem Canyon entlang zu fahren statt auf der Strasse. Über Stock und Stein fahren wir mitten die Schlucht durch und picknicken anschliessend an einem schönen Ort umgeben von Palmen.

Keshit Canyon
Keshit Canyon
Eine versteckte Oase
Eine versteckte Oase

Es ist bereits dunkel, als wir die bekannten Kaluts der Dasht-e Lut erreichen. Bei den Kaluts handelt es sich um bis zu 90 m hohe Sandsteingebilde mit recht bizarren Formen, die durch Wassererosion und Windabtragung geformt wurden. Unser Fahrer kennt den Weg genau und fährt über raue Sandpisten an einen Zeltplatz. Nach dem Abendessen rollen wir unsere Schlafsäcke auf dem Sandboden aus in freudiger Erwartung auf den Sonnenaufgang. Und dann ist es endlich soweit, es beginnt langsam zu dämmern und wir erkennen immer mehr Formen um uns herum. Die Fels- und Lehmformationen der Kaluts sind von solch atemberaubender Schönheit, dass man es mit Bilder und Worten kaum beschreiben kann.

Unser Schlafzimmer für heute
Unser Schlafzimmer für heute
Waiting for the sun
Waiting for the sun

Wir sitzen sprachlos da und wissen gar nicht mehr in welche Richtung wir gucken sollen. Ist das noch real, sind wir wirklich hier? Etwas tiefsinnigeres als ein regelmässig gemurmeltes «wow» bringen wir beide nicht mehr hervor. Die Wüste ist wie ein leeres Kino, in dem der Film noch nicht läuft und die uns umgebende Stille füllt sich langsam mit unseren Gedanken. Wo so viel Leere ist, scheint auch mehr Platz zu sein für Gedanken, die durch nichts blockiert werden.

Erinnert etwas an das Monument Valley
Erinnert etwas an das Monument Valley

Wir verlassen die spektakulären Kaluts und nehmen eine kaum erkennbare Sandpiste zum Plateau Gandom Beryan, einem der heissesten Orte der Welt. Und tatsächlich, die Landschaft mit dem Salzfluss und den dunklen Lavasteinen sieht lebensfeindlich aus. Wir klettern schwitzend auf das Plateau hoch und staunen ab der Leere um uns herum. Hier möchte man nicht lange bleiben und doch hat es eine absolute Faszination. Einen viel grösserer Kontrast zur Schweiz können wir uns fast nicht vorstellen.

Über kaum sichtbare Sandpisten geht es an diesen Salzfluss
Über kaum sichtbare Sandpisten geht es an diesen Salzfluss
Nach einer Stunde wandern erreichen wir das Plateau
Nach einer Stunde wandern erreichen wir das Plateau
Gandom Beryan
Gandom Beryan
Es sieht definitiv heiss und lebensfeindlich aus
Es sieht definitiv heiss und lebensfeindlich aus

Von hier aus geht es wieder zurück nach Kerman zu angenehmeren Temperaturen und wir verabschieden uns von Ali und verlängern unser Iran-Visum in einem chaotischen Büro. Wir dürfen nun wenigstens mal einen Monat länger im Land bleiben, danach müssen wir nochmals an einem anderen Ort verlängern. Wir werfen einen Blick auf unsere Iran-Karte und überlegen uns, welche Route wohl am meisten Sinn ergibt und entscheiden uns nun endlich mal ein touristisches Highlight zu besuchen, nach drei Wochen im wenig besuchten Süden und Südosten des Landes. Wo es genau hingeht, erfährt ihr im nächsten Reisebericht.

Bereit für weitere Entdeckungen im Iran
Bereit für weitere Entdeckungen im Iran

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