Iran Teil 8: Von Khorramabad via Shushtar bis nach Arak
Mit Rad und Zug durch Lorestan nach Khuzestan (45)
Nach einem Monat gefüllt mit den schönsten Sehenswürdigkeiten und prächtigsten Moscheen des Irans sehnten wir uns nach Abwechslung. Wir freuten uns aufs Rad fahren und einsame Naturlandschaften. Unsere Route durch den Westen des Irans sollte uns durch Lorestan in die Provinz Khuzestan führen und dann weiter nach Kurdistan. Die meisten Teile von Lorestan sind vom Zagros-Gebirge bedeckt und es ist eine der wildesten Regionen des Landes und bekannt für Wasserfälle und Canyons. Trotz der Schönheit der Provinz lassen sich kaum Informationen oder Berichte anderer Radreisender finden und es scheinen wohl nicht allzu viele Besucher diesen Teil des Irans zu bereisen. Das macht uns natürlich umso neugieriger und verspricht einen Hauch von Abenteuer.
Ankommen in der lurischen Kultur
Wir nehmen den Bus von Kashan in den Hauptort Khorramabad und kommen nach Mitternacht an und machen etwas, dass wir wohl nur an sehr wenigen Orten auf der Welt machen würden: Wir stellen unser Zelt mitten im Stadtpark auf. Es ist kein Problem und wir werden in Ruhe gelassen.
Am nächsten Tag möchten wir zuerst etwas mehr über diese neue Region erfahren und besuchen die Festung Falak Al Aflak, die über der Altstadt von Khorramabad thront und früher ein Gefängnis war. Im interessanten ethnographischen Museum erfahren wir mehr über die nomadischen Traditionen der Luren und ihre Jagdtechniken und auch über die lokale Kleidung. Die Frauen tragen kurze mit Gold bestickte Westen und ein Kopftuch mit Zypressen-Muster, das hinter dem Kopf geknotet wird. Wir sind immer wieder erstaunt darüber, welche grossen Unterschiede es zwischen den einzelnen Provinzen des Irans gibt, das war uns vorher nicht in diesem Umfang bewusst. Diese Unterschiede zeigen sich in der Sprache, der Küche, der Musik, den Festen und der Kleidung. In Lorestan gibt es noch einige Familien, die während dem Sommer als Nomaden in den Bergen leben und in grossen schwarzen Zelten aus Ziegenhaaren übernachten. Doch um eine Nomadenfamilie zu besuchen, müsste man gute Kontakte haben oder gleich eine entsprechende Tour buchen und somit müssen wir uns mit der Ausstellung im Museum der Festung begnügen.
Imposante Landschaften & Polizei-Eskorte auf der Strasse 37
Von Khorramabad fahren wir entlang der landschaftlich reizvollen Strasse 37 via Pol-e Dokhtar nach Dezful. Wir sind begeistert von der Route. Wir sehen endlich wieder Bäume, fahren durch eine Schlucht und vorbei an historischen Brückenpfeilern. Solche schönen Landschaften haben wir vermisst und wir geniessen das Unterwegssein in vollen Zügen.
Wir passieren nur wenige kleine Dörfer, in denen mehrheitlich Feigen angebaut werden und merken schnell, dass es hier nicht so viele ausländische Touristen hat und generieren noch mehr Aufmerksamkeit als sonst. Die Menschen sind durchwegs freundlich und neugierig und wir werden öfters eingeladen, doch mit Englisch kommt man hier nicht weit.
An manchen Tagen kann die Freundlichkeit der Iraner auch etwas zu viel für uns sein. Als wir ziemlich erschöpft die Kleinstadt Pol-e Dokhtar erreichen, fahren wir entlang einer Schotterstrasse durch ein Dorf und möchten dort hinten am Fluss unser Zelt aufstellen. Einige hilfsbereite Dorfbewohner raten uns jedoch, sofort umzukehren, da es dort hinten ja nichts mehr hat. Wir wissen, dass sie es nur gut mit uns meinen, doch wir wissen auch, dass wir jetzt unmöglich weiterfahren können, sie würden uns folgen und uns einladen wollen und wir sind zu erschöpft, um gute Gäste zu sein. Nach langen Diskussionen geben wir unseren Plan auf und fahren nochmals quer durch Pol-e Dokhtar, um uns einen anderen Zeltplatz zu suchen, an dem uns niemand sieht. Wir kommen erst an, als es dämmert. Solche Momente gehören zu den mühsamen Situationen auf einer Radreise, wenn man nach 100 gefahrenen Kilometern einfach nur müde ist und dadurch die Gastfreundschaft nicht gleichermassen schätzen kann und sich selbst Vorwürfe macht, da man doch eigentlich freundlicher und geduldiger auf die Mitmenschen reagieren möchte.
Leider ziehen wir in dieser Gegend auch die Aufmerksamkeit der Polizei auf uns, die es sich zur Aufgabe macht, uns zu begleiten. Als Grund nennen sie unsere Sicherheit, doch mehr erfahren wir leider nicht. Bisher konnten wir auf unserer Reise die Polizei ziemlich gut vermeiden und es ist uns schleierhaft weshalb genau diese Gegend gefährlicher sein soll als andere. Eine wirkliche Antwort, weshalb man uns begleiten muss, erhalten wir auch nicht. Der eine Polizist weicht uns nicht mehr von der Seite und wartet mit uns im Schatten eines Baumes, bis wir fertig gegessen und unseren Mittagsschlaf gehalten haben. Wir sind genervt, aber irgendwie haben wir auch etwas Mitleid, da er ja einfach nur Anweisungen befolgt und es sicher auch nicht so aufregend findet, zwei Radreisende im Schritttempo zu begleiten und alle paar Meter anhalten zu müssen. Wie soll das noch weiter gehen, wenn es Abend wird und wir irgendwo zelten und uns waschen möchten?
Khazineh Canyon oder der Grand Canyon des Irans
Unser Ziel an diesem Abend ist der Khazineh Canyon, der auch als Grand Canyon des Irans bezeichnet wird. Von einem Aussichtspunkt hat man einen spektakulären Blick auf die tiefe Schlucht unter uns. Die Flusskurve unter uns erinnert an das bekannte Bild vom Horseshoe Bend aus Arizona, einen Ort, den ich schon immer mal besuchen wollte. Wer hätte gedacht, dass wir nun so eine Landschaft im Iran sehen werden?
Wir entscheiden schnell, dass wir an diesem eindrücklichen Ort übernachten möchten. Die Polizei folgt uns natürlich auch hierher, lässt uns dann jedoch gewähren und zieht auch wieder ab. Anscheinend ist es hier plötzlich wieder sicher. Es hat bis spät abends zwar noch einige Ausflügler vor Ort, die Tee trinken und tanzen, aber über Nacht sind wir die einzigen hier. Am frühen Morgen den Canyon in all seinen Schattierungen zu erleben und dazu einen Kaffee am Rande der Schlucht zu trinken ist ein einmaliger Moment. Doch allzu lange können wir hier nicht verweilen, denn heute wird es um die 40° Grad heiss.
Es läuft nicht wie geplant im heissen Khuzestan
Während wir anfangs der Strasse 37 immer wieder grüne Berge, Felder und Bäume sahen, ändert sich die Landschaft je näher wir der Provinz Khuzestan kommen. Die Polizei sehen wir an diesem Tag nicht mehr und es hat sich wohl mit der Eskorte erledigt. Die Szenerie wird immer karger, aber nicht minder eindrücklich. Leider gibt es nur wenig Schatten, der uns vor der sengenden Sonne schützen könnte.
Nach einem anstrengenden Tag kommen wir erschöpft am Bahnhof in Andimeshk an. Der Grund für unsere Routenwahl ist eine der schönsten Zugstrecken des Irans, welche von Andimeshk bis nach Dorud führt. Da die Strecke sehr beliebt ist, möchten wir gleich jetzt ein Zugticket für in ein paar Tagen erwerben. Doch der alte Mann am Schalter kann uns leider nicht weiterhelfen, wir sollten doch besser zur Polizei gehen. Naja, wenn er meint. Wir gehen also rüber zu einigen Polizeibeamten in der Ankunftshalle und fragen, ob jemand Englisch spricht. Und dann geschieht etwas völlig unerwartetes à la Iran. Ein junger Mann springt auf, spricht fliessend Englisch und freut sich sichtlich darüber, dass er Touristen helfen darf. Er stellt sich als Sasan vor und wie sich später herausstellen wird, sind wir die ersten Ausländer, mit denen er je gesprochen hat. Er würde uns helfen, die Tickets zu organisieren und wir sollen einfach einen Tag vor der geplanten Zugreise wieder an den Bahnhof kommen und nach ihm fragen.
Wir notieren seine Nummer und fahren in das 10 km entfernte Dezful. Wir wollen nur noch duschen und schlafen, denn es ist bereits 20.00 Uhr und wir sind völlig fertig. Eigentlich hatten wir mit einer privaten Einladung in Dezful gerechnet, doch der Gastgeber hat uns nicht geantwortet und somit muss möglichst schnell eine Unterkunft her. Doch das angepeilte Hotel ist ausgebucht und leider auch alle anderen in der Umgebung von Dezful. Damit hätten wir in einer so untouristischen Stadt nun wirklich nicht gerechnet. Wir sitzen ratlos vor dem Hotel und überlegen uns, wie es nun weitergehen soll. Was würdet ihr in so einer Situation machen?
Wir sind zu müde und frustriert, um rationale Entscheidungen zu treffen und zelten kommt nach so vielen schweisstreibenden Fahrtagen gerade auch nicht in Frage. Ich schlage Dario vor, dass wir ein Taxi mit unseren Velos und Gepäck ins 60 km entfernte Shushtar nehmen und dort in ein Guesthouse gehen, denn das war sowieso unser Plan für die nächsten Tage. Über das Hotel in Dezful lässt sich auch schnell ein Gefährt organisieren, dass uns und die Räder mitnehmen kann, nur hat es vorne nicht Platz für drei Personen. Ich sitze also zwischen den Rädern auf der Ladefläche und rumple durch die schwüle Nacht nach Shushtar, wo wir nach 22.00 Uhr völlig ausgelaugt in einem Guesthouse ankommen und uns endlich schlafen legen können.
Ausgeruht am nächsten Morgen müssen wir über unsere irrationale Entscheidung lachen, denn es hätte viel mehr Sinn gemacht, einfach ein normales Taxi für zwei Personen nach Shushtar zu nehmen und unsere Räder beim ausgebuchten Hotel in Dezful zu lassen. Naja, im Nachhinein ist man immer schlauer.
Von historischen Wassermühlen und einer iranischen Pyramide
Wir erholen uns drei Nächte im 200 Jahre alten Sarabi Traditional Hotel mitten in der Altstadt von Shushtar. Leider ohne Internetverbindung, denn die ganze Provinz Khuzestan ist gerade offline und niemand weiss wie lange. Auslöser waren Demonstrationen in der Region für bessere Lebensbedingungen und statt auf die Forderungen der Menschen zu hören, lässt das iranische Regime in solchen Fällen kurz Mal das Internet sperren, damit sich die Demonstranten nicht mehr organisieren können. Unvorstellbar für uns. Aber das Leben im Iran geht trotzdem relativ «normal» weiter, denn die Gesellschaft ist noch nicht so sehr vom Internet abhängig wie wir in Europa. Wir passen uns an und konzentrieren uns auf die Besichtigungen, auch wenn es ein komisches Gefühl ist, plötzlich ganz abgeschnitten vom weltweiten Informationsfluss zu sein.
Es ist uns ein Rätsel, weshalb nicht mehr Reisende ihren Weg nach Shushtar finden, denn die Stadt hat so viel Geschichte zu bieten, historische Brücken, eine restaurierte Karawanserei und ein paar schöne Häuser aus der Qadscharen-Zeit. Leider macht es der staubige Himmel schwer, gute Fotos zu machen.
Doch die Hauptattraktion jeder Reise nach Shushtar ist das von der UNESCO geschützte historische hydraulische System, dessen Geschichte bis in 5. Jahrhundert v. Chr. zurückreicht. Zwei Kanäle vom Fluss Kanur wurden umgeleitet, um die Inselstadt Shushtar mit Wasser zu versorgen und die historischen Mühlen anzutreiben. Als wir um die Ecke biegen und die komplexe Hydraulikanlage das erste Mal von oben sehen sind wir überwältigt von dem Ausmass der Anlage. Sie besteht aus 13 Dämmen, Brücken, Kanälen und Bauwerken, die als hydraulisches System zusammenarbeiten. Über zahlreiche Kanäle und Kaskaden fliesst das Wasser zu den historischen Wassermühlen und es ist unglaublich fotogen. Leider kann man nicht alles besuchen, denn ein Teil ist abgesperrt. Die Mühlen liegen in einer engen Schlucht und die Wasserfälle, die Schleusen und die Mühlen werden abends beleuchtet. Wir kommen noch einige Male her und sitzen auf der Mauer und staunen. Wir können kaum glauben, dass wir so weit gereist sind, dass wir so etwas besichtigen dürfen. Worte werden diesem Moment nicht gerecht und Fotos noch weniger. Doch vielleicht lassen sie etwas von diesem besonderen Ort erahnen.
Am nächsten Tag fahren wir auf einer gut ausgebauten Überlandstrasse entlang von ausgedehnten Zuckerrohrfeldern und Wasserbüffeln zu den Ruinen der Tempelstadt Chogha Zanbil. In einer kargen und fast vergessenen Ecke des Irans liegt die wahrscheinlich am meisten unterschätzte Ruine des Landes. Hier lag früher das Reich Elam, wo um 3500 v. Chr. die ersten Städte gegründet wurden. Im 12. Jahrhundert erlebte das Reich seine Blüte und Chogha Zanbil wurde von einem König mit dem exotischen Namen Untasch-Napirischa als Kultstadt für die Götter erbaut.
Die Stufenpyramide im Tempelbezirk ist das höchste und älteste Backsteingebäude der Welt und das erste religiöse Gebäude im Iran. Die gesamte Pyramide war ursprünglich mal fünf Stockwerke hoch, davon sind nur noch drei zu sehen. Um die Pyramide gab es einen Palastbezirk und eine heute noch erkennbare Mauer. Die Stadt wurde jedoch vor ihrer Fertigstellung zerstört und lag jahrhundertelang verborgen, bis sie Anfang des 20. Jahrhundert wiederentdeckt wurde und heute zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört. Einige Keilschriften an den Mauern lassen sich noch gut erkennen und spätestens wenn man den 3200 Jahre alten Fussabruck eines elamischen Kindes am Boden sieht, jagt es einem einen leichten Schauer über den Rücken. Wir sind hier an diesem historischen Ort mitten in der Wüste und es hat keine anderen Besucher weit und breit.
Iranische Gastfreundschaft in Andimeshk
Wir nehmen wieder einen Taxi-Transfer zurück nach Andimeshk und besuchen Sasan am Bahnhof, wo er bei der Polizei seinen Militärdienst verübt. Alle iranischen Männer sind verpflichtet zwei Jahre lang Militärdienst zu leisten, erst danach erhalten sie einen Pass und können ins Ausland reisen. Verwehrt man sich diesem Dienst, werden einem beruflich viele Steine in den Weg gelegt. So wirklich motiviert ist er somit nicht bei der Arbeit und freut sich umso mehr, dass wir ihn besuchen. Natürlich werden wir gleich eingeladen und er kann sich ein paar Stunden frei nehmen, um uns die Gegend zu zeigen. Zusammen mit seinem Bruder Ehsan, der Deutsch lernt und sich auch sehr für deutsche Philosophen interessiert, fahren wir an den Fluss Dez und unternehmen eine Bootstour durch die karge Canyonlandschaft. Wir steigen aus an einem Picknickplatz und können endlich wiedermal ins Wasser springen und in einem Fluss baden. Etwas, dass wir schon sehr lange nicht mehr gemacht haben und in der Schweiz für uns so selbstverständlich war.
Am Abend werden wir von Sasans Familie zum Abendessen eingeladen. Doch vorher möchten wir noch kurz in einer Patisserie ein paar Süssigkeiten für seine Mutter kaufen, was er uns natürlich noch ausreden möchte, doch ich bleibe hartnäckig und sie freut sich sehr darüber. Wir erfahren, dass sie erst seit kurzem in Andimeshk leben und ursprünglich aus Lorestan kommen und früher auch als Nomaden gelebt haben. Erst im letzten Sommer war Sasan noch bei seinen Vater in den Zagros-Bergen und hat geholfen die Tiere zu hüten. Was für ein Kontrast zum Alltag als Soldat im heissen Khuzestan. Er träumt davon bald an einer Universität in Japan zu studieren und hat sich auch schon dafür beworben. Hoffentlich bleibt es nicht nur bei diesen Wünschen und er hat die Möglichkeit, etwas von der Welt zu sehen. Wir treffen bei Sasans Familie ein und lernen auch noch seine anderen Brüder kennen. Es ist unglaublich mit welcher Selbstverständlichkeit sie uns bei sich aufnehmen, uns bewirten und umsorgen. Und helfen ist natürlich nicht erlaubt. Wir dürfen auch bei ihnen übernachten und staunen nicht schlecht, als uns Sasan kurz vor Mitternacht zum Haus seiner Tante bringt, die gerade in den Ferien ist. Hier dürfen wir bleiben und plötzlich haben wir ein Haus mit Garten in Andimeshk. Sasan selber bleibt auch gleich da, damit wir uns etwas sicherer fühlen.
Am nächsten Tag gibt es zum Abschied nochmals ein grosses Mittagessen, bevor wir zum Bahnhof begleitet werden. Sasan kümmert sich darum, dass unsere Fahrräder sicher beim Zugpersonal aufgegeben werden und wartet, bis wir im Zug sitzen und alles klappt. Als der Zug ins Rollen kommt, haben wir alle Tränen in den Augen. Diese Abschiede schmerzen, immer und immer wieder.
Mit dem Zug durchs Zagros-Gebirge
Auch wenn man das vielleicht aus unseren Blog nicht erahnen kann, sind wir absolute Zugfans. Also keine Eisenbahnfans, die von Loks träumen und über die Breite von Gleisen fachsimpeln, aber wir lieben es, im Zug die Landschaft an uns vorbeiziehen zu lassen. Und daher halten wir natürlich immer etwas die Augen offen nach einer schönen Zugstrecke als Abwechslung vom Rad fahren und der Iran ist prädestiniert dafür. Die transiranische Eisenbahnlinie wurde als erste iranische Linie unter Reza Shah Pavlavi in den 1930er Jahren gebaut und spannt sich über 1400 km weit quer über das Land vom Kaspischen Meer bis an den Persischen Golf. Eine besondere Herausforderung stellte dabei die Querung des wild zerklüfteten Zagros-Gebirges auf dem Abschnitt zwischen Andimeshk und Dorud in Lorestan dar und genau dieser Abschnitt wird heute als einer der landschaftlichsten spektakulärsten Bahnstrecken der Welt gerühmt.
Anfangs fährt man noch durch eine wüstenähnliche Landschaft, dann geht es ab in die Berge Lorestans. Die Strecke misst 208 km und umfasst 14 Stationen und führt durch weitgehend unbesiedeltes Gebiet durch eine wilde Landschaftskulisse mit schroffen Felswänden, tiefen Schluchten und dazwischen wieder weit verstreuten Weilern in Hochtälern. Die Strecke ist ein Meisterwerk iranischer Ingenieurkunst mit zahlreichen Tunnels. Zwischendurch locken Stopps bei Wasserfällen, bei denen man Wanderungen unternehmen und auch campen kann. Besonders beliebt ist der malerische Bisheh-Wasserfall, wohl einer der schönsten des Landes. Leider können wir die Zugfahrt nicht so einfach unterbrechen, da wir ja unsere Räder im Gepäckabteil haben und das sonst zu kompliziert werden würde. Die ganze Fahrt bis nach Dorud dauert fünf Stunden und wir haben ursprünglich geplant, während der Fahrt Videos zu schneiden und Blogs zu schreiben, doch wir kleben am Fenster. Die Landschaft ändert sich mit jeder Minute und es ist wahrlich eine der schönsten Zugstrecken die wir kennen, wenn nicht die schönste.
Wir sitzen in einem bequemen 6-er Abteil und im Zug gibt es eine saubere Toilette und es hat sogar ein Restaurant. Es gibt mehrere Züge, die täglich zwischen den beiden Orten verkehren, doch wir dürfen mit unseren Fahrrädern nur den Zug um 15.00 Uhr ab Andimeshk nehmen. Es ist ein komfortabler Zug, der bis nach Teheran fährt. Wir haben beschlossen gleich bis nach Arak zu fahren was insgesamt 10 Stunden dauert und uns inklusive der Fahrräder gerade mal CHF 13.- für beide gekostet hat. Falls ihr jemals etwas länger im Iran unterwegs seid, können wir euch eine Fahrt mit dem Zug entlang dieser Strecke nur empfehlen. Nur nicht unbedingt am iranischen Wochenende oder über Feiertage, dann kann es ziemlich voll werden.
Kurze Pause in Arak
Wir kommen erst nachts in Arak an, aber es klappt alles und wir bekommen unsere Räder unversehrt zurück und können sie problemlos in Empfang nehmen. Wir haben Sasan nach einer Unterkunft gefragt und er hat uns netterweise gleich etwas gebucht, ein luxuriöses Fünfsternehotel. Das Hotel hat neben dem grosszügigen Frühstück einen grossen Vorteil: es liegt gleich beim Busbahnhof. Wir möchten möglichst schnell weiter, doch leider fährt nur einmal täglich ein Bus nach Kermanshah und den haben wir gerade verpasst. Also verlängern wir um einen Tag und geniessen die unverhoffte Verschnaufpause. Die Industriestadt Arak wirkt auf uns wohlhabender und aufgeräumter als andere iranische Städte und völlig untouristisch. Wir streifen durch den Bazar und entdecken ein schönes Café in einem Hinterhof und finden die Stadt überraschend angenehm.
Am nächsten Tag ist es dann soweit und wir nehmen am Morgen den Bus nach Kermanshah, unserem Ausgangsort für eine Radreise durch die rauen Berge Kurdistans. Wie es uns dabei ergeht und weshalb wir dort mehr Staub als Berge sehen, erfährt ihr im nächsten Reisebericht.
Toller Bericht. Sehr kurzweilig zu lesen.
Vielen herzlichen Dank.
Was für ein packender Reisebericht!
So schön lässt ihr uns immer wieder an euren Erlebnissen teilhaben.
Das historische Hydrauliksystem von Shushtar ist mein absoluter Favorit!
Susann
Dankeschön. Ja, wir hätten stundenlang dort sitzen und das historische Hydrauliksystem angucken können, das war sehr eindrücklich.
Vielen Dank für den sehr schönen und informativen Bericht! Es ist bestimmt sehr eindrücklich, die tolle Landschaft aus dem Zug zu erleben. Und welches Glück, wenn man so gute Freunde in einem unbekannten Land wie dem Iran findet und am Leben der Menschen dort teilhaben kann. Ich freue mich schon auf die Videos von dort.
Vielen Dank. Die Zugfahrt war wirklich eine tolle Erfahrung und wir wären noch gerne viel öfters mit dem Zug durch den Iran gefahren. Aber das ist ein Grund mehr, dieses faszinierende Land erneut zu besuchen. Mit den Videos sind wir dran, zuerst kommen aber noch die Videos aus dem Oman.
Ein ganz toller und beeindruckender Reisebericht. Was für tolle Bilder, Eindrücke, Abenteuer, Menschen und Erlebnisse. Mir gefallen eure Berichte und Videos immer sehr gut, sind sie doch sehr ausführlich, mit Hintergrundwissen gespickt, aber auch authentisch. Ein wenig beneide ich euch um diese Reise, dass ihr euch das „getraut“ habt und bin froh, dass ihr uns mitnehmt in die Welt. Vielen Dank dafür.
Vielen herzlichen Dank für das Kompliment, das freut uns sehr. Wir freuen uns, wenn wir dich durch unsere Berichte und Videos auf unsere Reise mitnehmen können. Ganz so einfach und immer nur toll ist so eine Reise jedoch nicht und es gibt auch viele schwierige Momente, wo man ganz viel entscheiden und organisieren muss und nicht genau weiss, wie es weitergeht. Das gehört halt auch dazu. Liebe Grüsse aus Tadschikistan.