17.07.2022

Schillernde Moscheen, Gärten voller Poesie und antike Schätze (41)

Iran Teil 4: Von Shiraz über Persepolis nach Yazd

Shiraz: Pinke Fliessen und Safran-Eis

Es ist noch früh am Morgen, als wir halbverschlafen durch die leeren Gassen von Shiraz schlendern. Erst gestern sind wir nach einer 10-stündigen Busfahrt von Kerman aus hier angekommen und somit auf der touristischen Hauptroute einer klassischen Iran-Reise gelandet. Shiraz (1.6 Millionen Einwohner) ist die Hauptstadt der Provinz Fars und wohl zusammen mit Yazd und Isfahan eine der schönsten Städte des Landes und bekannt als Stadt der Poesie, der Nachtigallen und Orangenbäume. Doch für die Orangenbäume habe ich gerade keinen Blick, denn ich benötige zuerst mal einen Kaffee. Den gibt es zum Glück auch, überraschenderweise sogar in einem Starbucks-Becher. Unser Ziel an diesem frühen Morgen ist die berühmte Nasir al-Molk Moschee, auch bekannt als pinke Moschee.

Wir biegen ab in eine unscheinbare Seitengasse und sehen das erste Mal im Iran andere ausländische Touristen, die ebenfalls vor dem Eingang der Moschee warten. Der Grund für das ungewohnt frühe Zusammenkommen ist die besondere Architektur der Nasir al-Molk Moschee. In den Morgenstunden fällt das erste Licht des Tages so durch die farbigen und kunstvoll gestalteten Fenster, dass der Boden und die Säulen von tausenden Lichtern in allen Farben angestrahlt werden, ein regelrechtes Kaleidoskop der Farben. Wir haben Glück, denn wir sind fast alleine vor Ort und können das Farbspiel ganz in Ruhe auf uns wirken lassen. Es ist einer jener Orte, die man von zahlreichen Bildern und Dokus kennt und trotzdem ist man völlig verzaubert wenn man selber da steht. Ob man mit diesem besonderen Lichtspiel wohl die Gläubigen zum morgendlichen Gebet in der Moschee motivieren wollte?

Nasir al-Molk Moschee, Shiraz
Nasir al-Molk Moschee, Shiraz
Die vielen Buntglasfenster sorgen für ein eindrückliches Farbspiel
Die vielen Buntglasfenster sorgen für ein eindrückliches Farbspiel

Die Nasir al-Molk Moschee wurde 1888 in der Qadscharen-Zeit fertiggestellt und wird bis heute aktiv von den Gläubigen benutzt. Neben dem bekannten Buntglasraum ist die Moschee eher schlicht gestaltet. Auffällig sind jedoch die farbenfrohen Fliessen, die in Shiraz verwendet werden. Ansonsten kennt man von der islamischen Architektur mehrheitlich blau- und türkisfarbene Fliessen, doch hier in Shiraz sind es rosa und gelbe Fliessen, die oftmals Vögel, Blumenranken und überraschenderweise auch europäische Gebäude abbilden.

Farbenfrohe Muqarnas
Farbenfrohe Muqarnas

Short Notes Shiraz

Wie lange bleiben: Zwei Tage reichen für die Sehenswürdigkeiten, drei Tage falls man einen Tagesausflug nach Persepolis unternehmen möchte.

Wo übernachten: Taha Traditional Hostel (preiswertes traditionelles Hotel an guter Lage), Darb-e Shazdeh (traumhaftes Boutiquehotel mit dem besten Frühstück).

Wo essen: Frühstück im Jouleb Bistro, Doosi Restaurant (etwas versteckt mit einem schönen Hinterhof), Qavam Restaurant (zentrales Restaurant mit allen klassischen Gerichten).

Lokale Spezialitäten: Kalam Polo (Reis mit Hackfleisch), Shirazi Salad (Salat aus Zwiebeln, Tomaten, Gurken), Ghanbar Polo (süss-saures Reisgericht), natürlich Safran-Eis im Karottensaft.

Nicht verpassen: am Morgen früh die Nasir-al Molk Moschee bestaunen, einen Café trinken in der Tarapood Art Gallery, abends beim Grab von Hafiz im Garten sitzen.

Nach dem Besuch frühstücken wir mit den anderen Reisenden und tauschen uns aus, für uns alle wohl ein seltener Moment, denn so vielen anderen sind wir noch gar nicht begegnet, obwohl Shiraz eine des touristischen Highlights sein soll. Wir sind eine bunte Mischung aus Radreisenden und einem Pärchen, das mit einem Auto mit Dachzelt unterwegs ist. Und wie so oft bei solchen Treffen mit anderen Langzeitreisenden ist immer viel zu wenig Zeit und es gäbe noch so vieles zu besprechen. Wir frühstücken in der Altstadt und beobachten die Leute auf dem schönen Hauptplatz vor der Vakil Moschee. An diesem Platz hat Shiraz fast schon europäisches Flair mit den verkehrsfreien Gassen und den vielen Freiluftcafés.

Ein seltenes Zusammentreffen mit anderen Reisenden
Ein seltenes Zusammentreffen mit anderen Reisenden
Shiraz ist voller einladender Cafés
Shiraz ist voller einladender Cafés
I scream, you scream, we all scream for ice cream
I scream, you scream, we all scream for ice cream

Ich und mein Goldfisch

Es herrscht ein reges Treiben so kurz vor dem persischen Neujahrsfest Nowruz (20. März) und viele Leute sind am Einkaufen und die Gassen im Bazar entsprechend voll. Während den Neujahrsferien herrscht für zwei Wochen Ausnahmezustand, da die meisten Iraner zu ihren Familien reisen und beliebte Städte besuchen. Doch zuerst gilt es einzukaufen für den Haft-Sin, den Tisch mit den sieben symbolträchtigen Bestandteilen, die im persischen mit dem Buchstaben «S» beginnen. Kurz vor dem Jahreswechsel sammelt sich die gesamte Familie um den Haft-Sin und wartet auf den Beginn vom neuen Jahr. Der reich dekorierte Tisch steht während der Neujahrsferien im Wohnzimmer und auch zahlreiche Geschäfte stellen ihre Version davon auf, immer ein beliebtes Fotosujet. Doch was befindet sich nun genau auf dem Tisch? Das variiert von Familie zu Familie, doch diese sieben Dinge gehören traditionell immer dazu:

Das Einmaleins bzw. die sieben «S» vom «7-Dinge-mit-S-Tisch»:

  • Sabzeh = gekeimter Weizen (Bedeutung: Munterkeit, Lebendigkeit)
  • Sekeh = Silbermünze (Bedeutung: Wohlstand)
  • Sir = Knoblauch (Bedeutung: Gesundheit, Schutz)
  • Senjed = getrocknete Mehlbeere (Bedeutung: Liebe und Lebensfreude)
  • Sumaq = Gewürz (Bedeutung: Geschmack des Lebens)
  • Serkeh = Essig (Bedeutung: Geduld und ein langes Leben)
  • Sib = Apfel (Bedeutung: Gesundheit)
Haft-Sin Sofreh
Haft-Sin Sofreh

Die Haft-Sin Tische werden oft ergänzt mit einem Spiegel (für Reinheit) oder bunten Eiern (für Fruchtbarkeit). Zusätzlich kaufen viele Familien auch Goldfische ein, die das Leben symbolisieren. Nach den Feiertagen soll man sie in einen Bach oder ein See geben, was zu einer Überpopulation führen und die eigentlich heimischen Fische in den Gewässern verdrängen kann. Wir haben Mitleid mit den vielen Goldfischen die in viel zu kleinen Gläsern und oftmals im trüben Wasser ihre Kreise ziehen. Auch viele Iraner sind nicht mehr einverstanden mit dieser Tradition und so werde heute auch öfters Plüschfische o.ä. als Alternative angeboten. Neben uns im Café sitzt aber doch tatsächlich ein junges Paar, das auf dem Tisch eine Plastiktüte mit Goldfischen liegen hat, während sie in Ruhe frühstücken. Prädikat: Only in Iran.

Der Herrscher Karim Khan Zand bescherte der Stadt Shiraz vor 250 Jahren nicht nur eine Phase von Frieden und Wohlstand, sondern hinterliess auch Architektur vom Feinsten. Ein schönes Beispiel dafür ist die Vakil Moschee, die wir nach dem Frühstück besichtigen. Insgesamt 48 markante Marmorsäulen und herrliche Fliesenarbeiten voller Blumenmotive finden sich in der Gebetshalle. Neben der Moschee befindet sich ein restauriertes Hamam und der schöne überdachte Vakil Bazar, der zum Verweilen einlädt.

Eingang zur Vakil Moschee
Eingang zur Vakil Moschee
48 Säulen dekorieren die Gebetshalle
48 Säulen dekorieren die Gebetshalle

Stadt der Gärten und Poesie

Wir verbringen 5 Nächte in Shiraz und besuchen die berühmten Gärten der Stadt, die alte Festung, eine Koranschule und natürlich immer wieder den Bazar. Besonders gut gefällt uns der Bagh-e Naranjestan, der Orangengarten. In der übermässig dekorierten Villa im Park finden sich überall Spiegel an den Wänden und wir wissen gar nicht mehr wohin wir gucken sollen. Der hübsche Garten ist überaus beliebt und junge Leute posieren vor dem prunkvollen Gebäude und Familien geniessen ein Safraneis. Man merkt der Frühling liegt in der Luft.

Bagh-e Naranjestan
Bagh-e Naranjestan
Spieglein, Spieglein an der Wand
Spieglein, Spieglein an der Wand

Einiges konservativer, aber nicht minder prunkvoll, geht es zu im Shah-e Cheragh Schrein, einem der wichtigsten schiitischen Pilgerstätten des Landes. Hier liegt Sayyed Mir Ahmad (835 n. Chr.) begraben, ein Bruder von Imam Reza (dem achten Imam der Schiiten). Das Grab befindet sich in einem überaus prächtigen Spiegelsaal und unzählig fein gearbeitete Kacheln bedecken die Kuppel über dem Schrein. Die Gläubigen kommen aus dem ganzen Land hierher und berühren das Grab in grosser Ehrfurcht und brechen mitunter auch in Wehklagen aus. Frauen müssen einen Tschador anziehen und die Besichtigung ist nur mit einer Führung möglich. Doch so ganz wohl fühlen wir uns jeweils nicht wenn wir einen Schrein besuchen, da wir uns immer einbilden von allen Seiten kritisch beobachtet zu werden und ich fühle mich mit meinen Sandalen unter dem Tschador halbnackt im Vergleich zu den komplett in schwarz verhüllten Frauen, die allesamt schwarze Socken und Schuhe tragen.

Shah-e Cheragh Schrein, eine der wichtigsten Pilgerstätten im Iran
Shah-e Cheragh Schrein, eine der wichtigsten Pilgerstätten im Iran
Auch hier geht es prunkvoll zu und her
Auch hier geht es prunkvoll zu und her
Nur Muslime dürfen das Innere des Mausoleums betreten
Nur Muslime dürfen das Innere des Mausoleums betreten

Beim heutigen Abendprogramm fühlen wir uns schon wieder viel wohler. Wir treffen unsere Freundinnen Bahar und Rahil wieder, die wir auf der Insel Qeshm kennenlernten. Obwohl sie beide an diesem Tag gearbeitet haben, nehmen sie sich am Abend Zeit und möchten uns ihre Stadt zeigen. Zusammen besuchen wir das Grab von Hafiz (1315 – 1390), einem der berühmtesten persischen Dichter.

Besonders nach Sonnenuntergang strömen viele Liebespaare hierher, die gemeinsam Verse rezitieren und händchenhaltend durch den Garten schlendern und wir sehen auch immer wieder einzelne Menschen, die völlig vertieft in ihre Gedichtbände im Garten sitzen. Noch nie waren wir in einem Land mit solch einer grossen Liebe für ihre Dichter wie im Iran. Der Sufi Hafiz sah das Leben als zu gross an, um von engen Geboten diktiert zu werden und in seinen Gedichten gibt es viele Anspielungen auf Liebe, Wein und Trunkenheit, die auf verschiedenen Ebenen gelesen werden können. Gelehrte verstehen darunter natürlich die Anspielung auf die göttliche Liebe. Ob das die vielen jungen Paare hier auch so sehen? Ganz irdisch ist jedenfalls die Bedeutung, welche die Gedichte von Hafiz auch heute noch im Leben der Iraner haben. So werden seine Gedichte beispielsweise verwendet, um mehr über die Zukunft zu erfahren. Man stellt eine Frage und schlägt dann mit geschlossenen Augen eine Stelle im Gedichtband Diwan auf und findet dort die «passende» Antwort. Beim Ausgang vom Grab von Hafiz übernimmt diese Aufgabe ein kleiner Piepmatz, der ein passendes Gedicht für die Kunden herauspickt. Leider haben wir ihn seine Arbeit nicht machen lassen und wissen somit nichts über den Ausgang unserer Reise.

Eine weitere beliebte Pilgerstätte anderer Art ist das Grab von Hafiz
Eine weitere beliebte Pilgerstätte anderer Art ist das Grab von Hafiz
Wunderschöne Kuppel über dem Grab von Hafiz
Wunderschöne Kuppel über dem Grab von Hafiz
Wir haben seine Dienste nicht in Anspruch genommen, ein Fehler?
Wir haben seine Dienste nicht in Anspruch genommen, ein Fehler?
Rahil und Bahar bescheren uns einen schönen Abschied
Rahil und Bahar bescheren uns einen schönen Abschied

Nach einem schönen gemeinsamen Abendessen möchten uns Bahar und Rahil noch eine beliebte Nachspeise vorstellen und wir fahren zurück in die Innenstadt und stellen uns in eine lange Schlange und bestellen was alle anderen auch bestellen: Safran-Eis im Karottensaft. Ein süsser Abschied von der Stadt der Poesie.

Hippie-Vibes in Ghalat

Nach einigen Tagen voller Sightseeing in Shiraz geht es für uns weiter mit dem Rad bis nach Yazd und es folgen zehn anstrengende Tage mit viel Gegenwind. Doch zuerst erwarten uns gleich zwei Überraschungen: eine wunderbare Einladung und ein schöner Abend mit Musik und guten Gesprächen. Während wir den Iran erkunden, erreicht uns eine Nachricht auf Instagram von Said aus Wettingen. Seine Eltern leben in Shiraz und wir sollen sie doch besuchen. Sie leben etwas ausserhalb von Shiraz in einem Dorf, in dem auch die berühmte Rebsorte Shiraz gedeiht. Die Mutter von Said hat extra für uns ein vegetarisches Festessen zubereitet und wir verbringen ein paar schöne Stunden bei ihnen und sind mal wieder sprachlos ab der iranischen Gastfreundschaft. Said hat eine wunderbare Familie und es ist sicher nicht leicht, wenn man sich nur alle paar Jahre sehen kann und das natürlich auch nur in einem Land, in das Iraner ohne Visa einreisen können wie beispielsweise die Türkei oder Armenien.

Grosszügige Einladung bei Saids Familie
Grosszügige Einladung bei Saids Familie

An diesem Abend fahren wir hoch ins kleine Bergdorf Ghalat, das mit seiner frischen Luft, den Wasserfällen und dem illegalen Anbau von Marihuana eine gewisse Bekanntheit unter iranischen Backpackern erlangt hat. Immer mehr Iraner reisen in den letzten Jahren per Autostopp durch ihr Land auf der Suche nach Abenteuer und etwas Freiheit. Wir besuchen den Musiker Ramin, der uns bei der Ankunft gleich mal ein privates Saxofon-Konzert in seinem Musikkeller gibt. Es wird ein langer Abend in seinem gemütlichen Haus. Zigarettenqualm liegt in der Luft, immer wiedermal spielt jemand ein Instrument und wir sitzen auf Teppichen im Wohnzimmer und geniessen die besondere Atmosphäre und den Austausch mit Reisenden aus dem Iran, die hier länger bleiben und etwas Geld in einem Schmuckladen verdienen, bevor sie weiterziehen. Am Abend rollen wir wieder unsere Matten auf dem Boden aus und legen uns schlafen, erschöpft und doch sehr zufrieden. Schön, dass es solche Freiräume im Iran gibt.

Neujahr in Persepolis

Nur 55 km nordöstlich von Shiraz befindet sich die Quintessenz des Alten Persien, die 2500 Jahre alte Stadt Persepolis, bei den Iranern bekannt als «Takht e-Jamshid» (Thron von Jamshid, einer Figur aus der persischen Mythologie). Das UNESCO-Weltkulturerbe ist wohl eine der bekanntesten Sehenswürdigkeiten des Landes und zu unserer Überraschung sehen wir auch hier nur zwei andere ausländische Touristen.

Persepolis diente nicht wie von uns angenommen als Residenzstadt, sondern vor allem zu Repräsentationszwecken und wurde nur für bestimmte Zeremonien und Feierlichkeiten genutzt, besonders zu Nowruz. Und ohne dies geplant zu haben, sind wir genau zum persischen Neujahr in Persepolis und dementsprechend ist es ziemlich voll. Schon entlang der Zufahrt zur antiken Ruinenstadt reihen sich die Zelte aneinander und überall sehen wir Familien beim Picknicken, einer der liebsten Freizeitbeschäftigung der Iraner.

Posieren mit einem kleinen Haft-Sin Tisch an Neujahr in Persepolis
Posieren mit einem kleinen Haft-Sin Tisch an Neujahr in Persepolis

Der Bauherr von Persepolis, König Dariush der Grosse (522 – 486 v. Chr.), hatte die Vision eines multikulturellen Staates, in dem eine Vielfalt an Ideen statt diktatorischer Unterdrückung herrschte. Und natürlich stellt sich Dario daher im Iran auch gerne als Dariush vor und bringt damit die Einheimischen zum Schmunzeln. Bauleiter aus allen Teilen des gewaltigen altpersischen Reiches, das sich von Ägypten bis Indien ersteckte, haben Persepolis errichtet und dabei viele Stile gemixt. Wurden Gebiete erobert, so hat man die dortige Kultur nicht zerstört, sondern Elemente übernommen und in die Bauweise einfliessen lassen.

Nach knapp zwei Jahrhunderten legten die Soldaten Alexanders des Grossen die Stadt Persepolis 330 v. Chr. in Schutt und Asche und sicherten sie dadurch jedoch ungewollt für die Ewigkeit, da die Tontafeln durch das Feuer gebrannt und nachhaltig aufbewahrt wurden. Die Inschriften lieferten den Forschern wichtige Hinweise zum damaligen Leben. Man erfuhr zum Beispiel, dass Männer und Frauen den gleichen Lohn erhielten und dass die Stadt nicht durch Sklaven aufgebaut wurde, sondern durch Lohnarbeit. In den 1930er Jahren begannen europäische Archäologen mit der Ausgrabung und heute ist fast alles freigelegt und wiederaufgebaut.

Homa-Vogel aus der persischen Mythologie
Homa-Vogel aus der persischen Mythologie
Eingangstor Gate of all Nations
Eingangstor Gate of all Nations
Grab von König Artaxerxes II
Grab von König Artaxerxes II

Über das Tor aller Länder betritt man die gewaltige Anlage und gelangt zu den unterschiedlichen Palästen. Am eindrücklichsten sind die unterschiedlichen Felsgravuren, die auch noch nach 2'500 Jahren überaus detailreich erscheinen. Darauf sieht man Delegationen vom gesamten Persischen Reich, welche für Feste hierherkamen und Geschenke mitbrachten. Und während man sonst bei vielen antiken Städten sehr viel Vorwissen oder wenigstens reichlich Vorstellungsvermögen benötigt, gibt es in Persepolis etwas, dass wir bisher noch nie irgendwo gesehen haben: Eine 3D-Brille, welche die Gebäude in ihrer ganzen Pracht wieder auferstehen lässt. Wir sind begeistert und verbringen fast einen ganzen Tag in der gewaltigen Anlage.

Diese Felsreliefs sind 2500 Jahre alt (!)
Diese Felsreliefs sind 2500 Jahre alt (!)
Sogar die langen Wimpern der Kamele wurden abgebildet
Sogar die langen Wimpern der Kamele wurden abgebildet

Es war nur naheliegend, dass wir als nächstes noch Naqsh-e Rostam besichtigen, die eindrücklichen Felsengräber der achämenidischen Könige. Prächtige Bauwerke in der Form eines grossen Kreuzes, die über zehn Meter über dem Erdboden in die Felswand gemeisselt wurden. Es erinnert stark an die Felsenstadt Petra in Jordanien. Doch auch hier ist es voll mit Menschen und die Iraner versuchen sogar bei den Gräber zu picknicken, doch Körbe mit Thermoskannen sind hier ausnahmsweise mal nicht erlaubt. Wir suchen uns anschliessend einen ruhigen Übernachtungsplatz und stossen in der Nacht mit Wasser auf das neue persische Jahr an, willkommen im 1401!

Dario vor dem Grab von Dariush I
Dario vor dem Grab von Dariush I
Die Nekropole liegt nur 6 km von Persepolis entfernt
Die Nekropole liegt nur 6 km von Persepolis entfernt
Mysteriöses Gebäude vor den Felsengräbern
Mysteriöses Gebäude vor den Felsengräbern

Anstrengende Radetappe bis nach Yazd

Die Strecke von Shiraz bis Yazd gehört definitiv nicht zu unseren liebsten Radetappen. Wir kämpfen mit heftigem Gegenwind und einer öden Landschaft. Ein Motorradfahrer verfolgt uns und versucht uns zu bestehlen und dann werde ich auch noch von einem mühsamen Zeitgenossen belästigt. Unsere Kamera geht kaputt und wir erleben unseren ersten Sandsturm in der Abarkuh Wüste. Wir fluchen ab den vielen Einschränkungen im Iran, dem langsamen Internet und dem Verkehr und an manchen Tagen ist es schwierig, sich zu motivieren. Die Vorfreude auf ein paar Pausentage in Yazd steigt mit jedem geradelten Kilometer. Doch es gibt auch immer wieder sehr schöne Erlebnisse.

Immer wieder schöne Begegnungen unterwegs
Immer wieder schöne Begegnungen unterwegs

Kurz nach Persepolis stoppen wir hungrig in einem Dorf und möchten Falafel-Sandwiches essen und dazu einen Tee trinken. Doch diese Kombination gibt es wohl nicht und daher meint der Ladenbesitzer, wir sollen doch kurz mit einer alten Frau mitgehen für den Tee. Wir gehen davon aus, dass sie uns einfach zu einem Teeladen bringen wird, doch wir sind hier im Iran und man muss immer für Überraschungen bereit sein. Tayabeh führt uns nicht zu einem Teeladen, sondern in ihre Wohnung und bereitet extra für uns Tee zu. Ihr Sohn Mohsen stösst auch noch dazu und wir werden nicht nur zum Mittagessen eingeladen, sondern er holt für uns auch noch die bestellten Falafel-Sandwiches ab. Somit verbringen wir völlig unverhofft wiedermal ein paar Stunden auf einem iranischen Teppich und unterhalten uns mit Händen und Füssen und fahren weiter mit einem riesigen Grinsen im Gesicht.

Auf der Strasse holt uns Mohsen nochmals mit dem Auto ein und gibt uns noch den Tipp, dass wir unbedingt die alte Königsstrasse besuchen sollen, die in keinem Reiseführer erwähnt wird. Wir zweigen ab bei Pasargad, hier befindet sich das Grab von König Kyros. Doch die Menschenmassen schrecken uns ab und wir suchen stattdessen einen Zeltplatz ab vom Schuss an einem Schotterweg. Wie es der Zufall so will, zelten wir eigentlich gleich bei der alten Königsstrasse, welche wir am nächsten Tag besuchen. Vor 2500 Jahren hat man in die Felsen eine Strasse gebaut, welche Persepolis mit der Stadt Susa im Südwesten des Landes und von dort aus sogar mit Sardes in der Westtürkei verband. Insgesamt verlief die alte Königsstrasse auf einer Strecke von insgesamt 2400 km. Ein besonderes Gefühl auf so viel Geschichte zu spazieren. Kein Mensch weit und breit und eine wunderbare Landschaft vor uns. Solche Momente motivieren uns wieder weiterzufahren.

Toller Zeltplatz ausserhalb von Pasargad
Toller Zeltplatz ausserhalb von Pasargad
Auf der 2500 Jahre alten Königsstrasse
Auf der 2500 Jahre alten Königsstrasse

Der nächste Höhepunkt ist ein Baum. Ja, das habt ihr richtig gelesen. Im Iran gibt es drei sehr alte Zypressen und zwei davon liegen sogar ungeplant an unserem Weg. Die Zypresse ist ein wichtiges Symbol und steht für Leben, Unsterblichkeit und Schönheit und dieser immergrüne Baum wird im Iran auf zahlreichen Stoffen, Schnitzereien und Gemälden abgebildet. Eigentlich vergeht kein Tag im Iran, an dem wir keine Zypresse sehen, bzw. wir haben schon einen richtigen «Zypressen-Blick» entwickelt. Die Zypresse von Abarkuh soll 4’500 Jahre alt sein und gehört zu den ältesten Lebewesen der Welt (!). Es hat etwas rührendes wie täglich zahlreiche Iraner die Zypresse besuchen und im Art Café eine Pause einlegen und den ehrwürdigen Baum bestaunen.

Zypresse von Abarkuh
Zypresse von Abarkuh

Ansonsten hat Abarkuh auch einige nette Sehenswürdigkeiten zu bieten wie das Aghazadeh Historical House, in dem wir auch übernachten. Dieses wunderschöne Anwesen mit reich verzierten Windtürmen hat es sogar auf die 20’000er Rial-Note geschafft. Sobald wir den schönen Innenhof betreten, werden wir von einer Familie umringt und um ein Foto gebeten, obwohl wir nach dieser anstrengenden Wüstenetappe mit Gegenwind völlig erschöpft sind. Danach ziehen wir uns aufs Dach zurück und geniessen das Panorama mit den Windtürmen ganz in Ruhe.

Gasse in Abarkuh
Gasse in Abarkuh

Nun gibt es nur noch einen 2600 Meter hohen Pass zu überwinden und dann erwartet uns die lange Abfahrt in die Wüstenstadt Yazd. Und in und um Yazd erwarten uns so einige Besonderheiten wie keulenschwingende Männer, ein wackliges Minarett und ein hübscher Turm für Tauben. Doch mehr dazu im nächsten Reisebericht: die 10 Höhepunkte von Yazd.

Der zweithöchste Pass der bisherigen Reise mit 2600 Metern
Der zweithöchste Pass der bisherigen Reise mit 2600 Metern

2 Antworten zu “Schillernde Moscheen, Gärten voller Poesie und antike Schätze (41)”

  1. Eure Reiseberichte sind alle mit sehr viel Liebe und Sorgfalt erstellt. Dazu hochwertige Fotos! Man kann sich sehr gut in die Kultur und Geschichte des Landes hineinversetzen. Ich wünsche euch eine sichere und schöne Weiterreise und finde es sehr spannend, dass ihr mittlerweile in Kasachstan angekommen seid.

    • Vielen herzlichen Dank. Es freut uns sehr, wenn wir dich durch unsere Berichte auf die Reise mitnehmen können. Liebe Grüsse aus Kasachstan.

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