02.06.2022

Unsere ausführlichen Reisetipps für den Iran (38)

Ihr möchtet ebenfalls in den Iran reisen und fragt euch, wie es ist in diesem Land unterwegs zu sein? Werdet ihr als Vegetarier verzweifeln (Spoiler – es gibt so einige leckere vegetarische Gerichte), wie kann man sich regimekonform und trotzdem einigermassen modisch kleiden und wie geht das eigentlich mit dem Geld? Dann haben wir nun hier den idealen Blog für euch mit unseren persönlichen Reisetipps für den Iran (Stand Mai 22). Obwohl wir Langzeit-Radler sind, richtet sich dieser Blog nicht nur an Radreisende, sondern an alle, die sich für eine Reise in den Iran interessieren, unabhängig von der Reiseart und dem Budget.

Doch bevor wir loslegen, müssen wir euch an dieser Stelle noch kurz warnen: Die Gefahr besteht, dass euch der Iran und seine Menschen ziemlich schnell verzaubern werden. Nehmt euch daher unbedingt genügend Zeit für dieses riesige Land und versucht nicht, in 10 Tagen alles zu sehen. Für eine erste Reise empfehlen sich mindestens 2-3 Wochen, dann bleibt euch Zeit für die touristischen Highlights wie Kashan, Shiraz, Isfahan, Yazd und auch mal einen Tag in der Wüste oder in den Bergen. Nehmt euch nicht zu viel vor und lasst euch treiben, ihr werdet es nicht bereuen!

Unsere Route von Februar bis Juni
Unsere Route von Februar bis Juni

Generell macht es Reisenden das Leben einfacher, wenn man nach Teheran fliegt und dort seine Iran-Reise beginnt (und nicht wie wir mit der Fähre im Süden), denn dann kann man problemlos Geld wechseln, erhält am Flughafen eine Touristen-SIM-Karte für einen Monat und kann sich die Pre-Paid Debit Karte gleich überreichen lassen. Aber auch dann gilt: Reisen im Iran ist und bleibt kompliziert und man benötigt viel Geduld und gleichzeitig beschenkt einem das Land auch ungemein. Kein Wunder also, kehren so viele Reisende immer wieder in den Iran zurück. Wir wissen, dass wir bestimmt nochmals wiederkommen werden, denn diese Reise war nur der Anfang.

Einreisebestimmungen & Visum

Deutsche, Österreicher und Schweizer müssen im Vorfeld der Reise ein Visum bei der Botschaft beantragen. Mit dem Touristenvisum kann man aktuell 45 Tage im Land bleiben (gilt seit März 22). Wir empfehlen mit dem Visaantrag sicher einen Monat vor Abreise zu beginnen. Sobald das Visa genehmigt wird, hat man 3 Monate Zeit, um einzureisen.

Wir haben von vielen gehört, deren Visaantrag auf eigene Faust abgelehnt wurde und wir empfehlen daher, das Visum über eine Agentur wie TAP Persia zu beantragen, dann klappt es bestimmt und man spart sich viele Nerven. Wir haben für unser Visum einen Reiseplan inkl. Hotels für den ganzen Zeitraum von 30 Tagen angegeben, aber sobald man im Land ist, kann man sich natürlich frei bewegen und seine eigene Route wählen (gilt leider nicht für amerikanische, kanadische und britische Staatsbürger, die den Iran nur mit einer Reiseleitung bereisen dürfen). Stand Mai 22 wird für die Einreise nur noch das Impfzertifikat oder ein negativer PCR-Test vorausgesetzt und nicht mehr beide Dokumente. Es gibt auch die Möglichkeit für ein Visa on Arrival, wenn man in den Iran fliegt. Wir sind jedoch nicht sicher, wie einfach dies dann vor Ort verlängert werden kann. Am besten vorher bei einer iranischen Reiseagentur oder der Botschaft erkundigen.

Visaverlängerung

Wenn man das Visum im Voraus bei einer Botschaft beantragt hat, kann man es im Iran zweimal auf insgesamt 90 Tage verlängern. Wir konnten unser Visa sogar auf 120 Tage verlängern in Yazd, was aber nicht ganz einfach war. Neuerdings sollte eigentlich das 45-Tage-Visa jeweils um weitere 45 Tage verlängert werden können. Das mit der Verlängerung dauert immer ein paar Tage, vor allem beim zweiten Mal und es lohnt sich hartnäckig zu bleiben. Allgemein gelten Städte wie Bushehr, Bandar Abbas und Yazd als relativ einfach und Teheran und Isfahan als mühsam. Aktuelle Tipps in welcher Stadt das mit der Verlängerung am besten klappt findet ihr hier: https://caravanistan.com/visa/iran/extensions/). Für die Verlängerung benötigt ihr Kopien vom Pass, vom aktuellen Visa sowie zwei Passfotos (bei Frauen mit Kopftuch). Die Visaverlängerung kostet ca. 375'000 Rials pro Person.

Wir haben unser Visum in Kerman und Yazd verlängert
Wir haben unser Visum in Kerman und Yazd verlängert

Beste Reisezeit & Feiertage

Als ideale Reisezeit gelten die Monate März bis Mai sowie September bis November, aber tatsächlich kann man das Land ganzjährig bereisen und die beste Reisezeit variiert stark je nach Region. Die Landesmitte mit den touristischen Highlights wie Isfahan, Yazd und Shiraz ist ideal im Frühling und Herbst, die Wüste Lut und die Südküste mit den Inseln des Persischen Golfes lässt sich am angenehmsten im Winter erkunden und Provinzen wie Kurdistan oder Gilan sind sehr schön im Mai / Juni. Wir waren übrigens ganz überrascht, wie viele Iraner die Wochenenden oder Feiertage für einen Kurztrip im eigenen Land nutzen und wie voll beliebte Orte waren. Oftmals war es für uns auch schwierig an einem Wochenende (Donnerstag - Samstag) ein freies Zimmer zu finden.

Was man beachten sollte, sind die Feiertage, denn während den Neujahrs-Ferien um den 21. März (Nowruz) reisen die Iraner selbst quer durchs Land und für 2 Wochen ist dann Ausnahmezustand, alle Züge und Hotels sind ausgebucht und es herrscht ein riesiger Andrang an beliebten Orten wie Hormuz, Isfahan, Yazd, Shiraz, Kashan. Für Teheran ist dann die beste Zeit, weil man die Hauptstadt ohne Verkehrslärm und Smog erleben kann.

Leere Strassen in Teheran zu Nowruz
Leere Strassen in Teheran zu Nowruz
Viele Sehenswürdigkeiten sind jedoch überlaufen während Nowruz
Viele Sehenswürdigkeiten sind jedoch überlaufen während Nowruz
Feuertempel Yazd während (oben) und nach Nowruz
Feuertempel Yazd während (oben) und nach Nowruz

Reisen während Ramadan

Ein zweiter wichtiger Punkt bei der Reiseplanung ist der muslimische Fastenmonat Ramadan, der sich jedes Jahr um 10 oder 11 Tage verschiebt. Prinzipiell darf man während einem ganzen Monat von Sonnenauf- bis zum Sonnenuntergang keine Nahrung oder Flüssigkeit zu sich nehmen und nicht rauchen. Nicht-Muslime, Reisende, kranke Menschen oder Schwangere sind von der Pflicht zu fasten befreit. Trotzdem sollte man nicht in Anwesenheit von Fastenden essen und trinken.

Nun, was heisst das konkret für Touristen während dem Ramadan? Für Fahrradreisende ist es keine so grosse Einschränkung, wenn man mehrheitlich in der Natur unterwegs ist und selber kocht. Doch sobald man eine Stadt besichtigt, wird es mühsam, denn alle Cafés und Restaurants öffnen erst für Iftar, das Fastenbrechen am Abend. Im April war das um ca. 19.30 Uhr, je nach Ramadan-Monat verschiebt sich das. In der Unterkunft kann man natürlich trotzdem Frühstück und Mittagessen bestellen, das ist kein Problem. Aber beim Sightseeing fehlt es definitiv, wenn man nicht mal kurz einen Tee trinken oder die Coffeehouse-Szene erleben kann und dann hungrig durch die Strassen läuft und die Stunden zählt, bis es endlich Abend wird. Was wir dann gemacht haben, ist unterwegs ein Sandwich zu kaufen und es im Stadtpark zu essen in der Nähe von anderen Menschen, die auch nicht am Fasten sind. Leicht kriminell haben wir uns dabei trotzdem gefühlt. Übrigens haben uns ganz viele Iraner erzählt, dass sie selber nicht fasten und wir haben auch immer wieder Leute trinken und essen sehen auf der Strasse obwohl es verboten ist. Trotzdem würden wir eine Reise zu Ramadan nicht empfehlen, denn so ein Monat kann sich sehr lang anfühlen.

Am Feiertag Sizdah Bedar gehen alle raus für ein grosses Picknick
Am Feiertag Sizdah Bedar gehen alle raus für ein grosses Picknick

Essen & Trinken

Die iranische Küche ist in Europa wenig bekannt und auch wenn uns die Einheimischen immer wieder vorschwärmen, so wurden wir nicht so ganz warm mit der lokalen Küche, besonders ich als Vegetarierin. Die Iraner lieben Fleisch und so gibt es sogar zum Frühstück eine Art Porridge mit Fleisch (Halim) und wir hatten auch schon einen Dessert mit Fleisch (!). Trotzdem treffen wir auch immer wieder Iraner, die selber als Vegetarier oder Veganer leben und es gibt auch eine Handvoll vegetarischer Gerichte die man essen kann in den Restaurants besonders in der nördlichen Provinz Gilan. Ansonsten sind vor allem Kebabs im ganzen Land sehr beliebt in allen Variationen. Eine ausführliche Liste unserer Lieblingsgerichte findet sich weiter unten.

Frühstück mit Freunden
Frühstück mit Freunden

Das wirklich schmackhafte und interessante Essen gibt es jedoch nur bei Privateinladungen und nicht in den Restaurants. Es gibt zwar einige schöne traditionelle Restaurants in den touristischen Städten, doch die Mehrheit sind Fast-Food-Lokale. Wenn die Iraner auswärts essen gehen, dann essen sie lieber Burger, Pommes und Pizza (keine Erwartungen hier, die kommt mit Ketchup!), denn traditionelles Essen gibt es ja immer Zuhause und sowieso viel besser. Entsprechend sind die Restaurants auch auf diese Nachfrage ausgerichtet und haben oft gar nicht so viele interessanten iranische Gerichte im Angebot und die Speisen sind für uns viel zu wenig gewürzt (ja, wir freuen uns auf Indien). Dazu kommt, dass auch an touristischen Orten englische Speisekarten Mangelware sind und man deshalb oft auch gar nicht weiss, was überhaupt angeboten wird und einem der nette Kellner nur 2-3 Gerichte aufzählt und so wählt man dann oft immer wieder das gleiche. Jede iranische Provinz hat jedoch ihre eigenen Spezialitäten und Gerichte und am besten macht ihr euch eine Liste, was ihr unbedingt probieren möchtet und fragt einfach in den Restaurants nach, ob sie das im Angebot haben.

Schönes Restaurant in Kashan
Schönes Restaurant in Kashan
Traditionelles Restaurant in Isfahan
Traditionelles Restaurant in Isfahan

Unsere liebste Mahlzeit ist wohl das iranische Frühstück mit frischem Fladenbrot (im besten Fall mit Barbari-Brot), weissem Käse, aufgeschnittenen Tomaten und Gurken, Halva, Omelett (Tomaten und Ei) und Karottenmarmelade (die ist ganz wichtig). Mittags werden gerne Schmortöpfe mit Fleisch gegessen mit Safran-Reis. Zum Abendessen sind Kebab-Spiesse mit Brot sehr beliebt. Die iranische Essenszeiten erinnern an den mediterranen Raum und so ist es ganz normal erst um 22.00 Uhr zu essen. Iraner lieben zudem etwas ganz besonders: Safran-Eis im Karottensaft. Klingt komisch, ist aber ganz schmackhaft. Allgemein stehen Süssigkeiten ganz hoch im Kurs und jede Region hat so ihre Spezialität wie Baklava oder Safrankekse mit Rosenwasser etc.

Frisches Brot gibt es überall
Frisches Brot gibt es überall
Barbari-Brot, unsere Lieblingsvariante
Barbari-Brot, unsere Lieblingsvariante
Typisches Frühstück
Typisches Frühstück
Mittagessen mit viel Reis
Mittagessen mit viel Reis

Um euch die Auswahl zu erleichtern, haben wir hier unsere liebsten Gerichte nach 4 Monaten Iran aufgelistet.

Vegetarische Gerichte: 

  • Ash: Suppe mit Kräutern, Erbsen, Bohnen, Linsen, Nudeln und Kashk
  • Kashk-e Bademjan: Auberginenmousse mit süssen Zwiebeln, Knoblauch, Walnüssen, Minze und Kashk
  • Kelane (Provinz Kurdistan): Dünnes handgemachtes Fladenbrot, das mit gewürfelten Zwiebeln und frischen Kräutern aus den Bergen gefüllt wird
  • Mirza Ghasemi (Provinz Gilan): Mousse aus gegrillten Auberginen mit Tomaten, Knoblauch und Eiern
  • Baqala-Qatoq (Provinz Gilan): Bohnen, Dill, Knoblauch und Ei werden als Dip zu Reis oder Brot serviert
  • Naz Khatoon (Provinz Gilan): Auberginen-Chutney mit Granatapfel und Walnüssen
  • Bademjan Torshi: Gegrillte Auberginen, die mit Koriander, Minze, Walnuss und Granatapfelpaste gefüllt werden.
  • Adas Polo: Persischer Reis mit Linsen
  • Baghali Polo: Persischer Reis mit Saubohnen und Dill
  • Salad-e Shirazi: Klein gewürfelter Gurken- und Tomatensalat mit frischen Kräutern und Zwiebeln
  • Kuku Sabzi: Kräuteromelett mit Nüssen, Petersilie Koriander, Schnittlauch und im besten Fall mit Berberitzen

An dieser Stelle noch eine kleine Vorwarnung: Für Iraner gelten Huhn und Fisch nicht als Fleisch und so ist es möglich, dass ein Hühnchengericht voller Stolz dem ahnungslosen vegetarischen Touristen präsentiert wird. Der Zaubersatz auf Farsi für Vegetarier lautet übrigens: «Man ghiarkan hastam» (Ich bin "Gurkenesser") / «Bedun gusht» (Ohne Fleisch, birgt jedoch eben die Hühnchen und Fisch-Gefahr). Mit einem leicht verständnislosen Blicken nach diesem Satz muss man jedoch rechnen, denn für Iraner ist eine Mahlzeit ohne Fleisch kein richtiges Essen.

Kashk-e Bademjan
Kashk-e Bademjan
Kelane und Dough in Kurdistan
Kelane und Dough in Kurdistan

Darios Favoriten mit Fleisch / Fisch:

  • Tahchin-e Morg: ein aromatischer Safran-Reiskuchen mit Huhn
  • Kebab Torsh (Provinz Gilan): Rindfleisch-Kebab mit einer Marinade aus Walnüssen, Granatapfelsaft, Petersilie, Olivenöl und Koblauch
  • Ghaime Nesar (Provinz Qazvin): Reisgericht mit Huhn, Pistazien, Mandeln, Berberitzen, Safran und Orangenhaut
  • Köfte Tabrizi: Ein grosser Hackfleisch-Reiskloss mit Berberitzen, vielen Gewürzen und einer fruchtigen Überraschung in der Mitte
  • Khoresh Fesenjan: Hühnereintopf mit Nüssen und Granatapfel
  • Khoresh Khalal (Provinz Kermanshah): Leckerer Eintopf mit Mandeln
  • Die gut gewürzten Fischgerichte mit Reis im Süden des Landes

Wie erwähnt, sobald wir bei jemandem zum Essen eingeladen sind, sieht es wieder ganz anders aus und es werden zahlreiche Teller mit den leckersten Speise aufgetischt und dann sind auch wir plötzliche sehr begeistert von der iranischen Küche.

Köfte Tabrizi
Köfte Tabrizi
Wir geniessen leckere Hausmannskost
Wir geniessen leckere Hausmannskost

Getränke

Bekanntermassen ist der Konsum von Alkohol im Iran verboten und somit erhält man in den Restaurants oft alkoholfreies Bier (islamisches Bier genannt) mit Zitronen- oder Pfirsichgeschmack. Und neben den üblichen Softdrinks gibt es auch ganz spannende Getränke, die Sharbat heissen. Das sind süsse, erfrischende Limonaden, oftmals mit verschiedenen Kräutern oder Chia-Samen oder auch Safran und Rosenwasser. Frische Fruchtsäfte werden ebenfalls vielerorts angeboten und erneut spielt die Karotte eine tragende Rolle, denn überall gibt es Karottensaft. Wir verstehen den Hype darum nicht so ganz. Ebenfalls beliebt ist Dough, ein leicht säuerliches Getränk auf Joghurtbasis, oftmals mit Pfefferminz verfeinert. Natürlich ist auch überall Schwarztee erhältlich, der mit verschiedenen Zuckerarten serviert wird und auch Kaffee wird immer beliebter und es gibt immer mehr hübsche Cafés in den grösseren Städten, die oftmals auch als Treffpunkte für Dates dienen. Am meisten los ist in den Cafés jedoch nicht am Morgen, sondern spät am Abend, sozusagen ein Ersatz für das fehlende Nachtleben im Land.

Sharbat - iranische Limo, oftmals mit Rosenwasser und Safran
Sharbat - iranische Limo, oftmals mit Rosenwasser und Safran
Ersie Optic Café, Qazvin
Ersie Optic Café, Qazvin

Fettnäpfchen

Lauern an jeder Ecke, besonders wenn man das Ta’arof ignoriert und dem Taxifahrer beim Aussteigen kein Geld gibt, jede Einladung gleich beim ersten Mal annimmt oder vergisst die Schuhe auszuziehen wenn man ein Haus betritt. Generell hat man aber einen Touristen-Bonus und auch wenn z.B. Dario mal einer Frau die Hand reicht, um ihr zu helfen oder das Kopftuch bei mir zum x-ten Mal verrutscht, so werden einem diese Dinge verziehen.

Gastfreundschaft

Die iranische Gastfreundschaft ist legendär und tief in der Kultur verwurzelt und so lange das Land zu keinem Ziel für Massentourismus wird, wird die Neugier auf Gäste aus dem Ausland auch weiterhin enorm gross bleiben. Die Einheimischen wissen genau, welchen negativen Ruf ihr Land bei ausländischen Medien hat und sie werden alles versuchen, um euch zu zeigen, wie nett und gastfreundlich die Iraner eigentlich sind und sie freuen sich aufrichtig, dass man ihr Land besucht. Wir könnten hier unzählige Episoden von unseren Reiseerlebnissen einbauen, doch das würde den Rahmen von diesem Reisebericht sprengen. Man erhält fast täglich diverse Einladungen und oft werden die Kosten auch übernommen, wenn man etwas kaufen oder einen Tee trinken möchte. Doch immer daran denken, vieles davon ist Ta'arof (siehe Punkt weiter unten) und sollte nicht sofort angenommen werden. Zudem ist das Leben für die Iraner besonders auch im Moment alles andere als einfach, da die Preise für viele Grundnahrungsmittel sich vervielfacht haben und das Leben immer teurer wird.

Gast sein

Wenn man eine ehrliche Einladung nach 3x ablehnen dann endlich annimmt, dann wird man beschenkt mit einem einzigartigen Einblick in den iranischen Alltag und hat die Chance, neue Freundschaften zu schliessen und genau diese Erlebnisse werden die prägendsten Erinnerungen an eine Iran-Reise werden. Auch hier gelten ein paar Regeln, so sollten Männer den Frauen zur Begrüssung nicht die Hand reichen, die Schuhe sollten ausgezogen werden sobald man einen privaten Raum betritt und es empfiehlt sich als kleine Aufmerksamkeit ein Geschenk mitzubringen (Süssigkeiten, schöne Kosmetikartikel, Spielsachen für die Kinder etc.). Macht euch gefasst auf sehr viel Essen, denn die Gastgeber werden eure Teller aus Respekt immer wieder auffüllen wollen, auch wenn ihr schon pappsatt seid. Am einfachsten einen kleinen Resten auf dem Teller übrig lassen und unbedingt die Künste der Köchin mehrmals loben. Die magischen Worte dafür sind: «Cheili chosch maze bud» (es war sehr lecker) oder «daste shoma dard nakone» (ist ein Kompliment, bedeutet wörtlich, dass die Hand des Gegenübers nicht schmerzen soll). Nach dem Essen nicht gleich aufstehen, denn zuerst wird noch Tee serviert und nur dann kann man langsam ans Aufbrechen denken und bis man dann zur Tür hinausgeht wird es noch eine ganze Weile dauern. Falls niemand Englisch spricht und ihr kein Farsi, dann hilft es, wenn man ein paar Bilder von seiner Heimat und seiner Familie zeigen kann und mit Kindern klappt die Kommunikation sowieso problemlos nonverbal.

Spontane Einladungen geschehen fast täglich
Spontane Einladungen geschehen fast täglich

Einladungen vermeiden (nicht ganz ernst gemeint)

Falls ihr euch mal zurückziehen und nicht eingeladen werden möchtet, präsentieren wir hier mit einem grossen Augenzwinkern unsere Tipps, um Einladungen zu vermeiden:

  • Egal unter welchen Umständen: Nie irgendwo anhalten und auf eine Karte schauen (bzw. auf das Telefon). Hält man sich zu lange irgendwo auf und sieht verloren aus, wird man sicher angesprochen und kurz darauf eingeladen.
  • Nicht in einen Sandwichladen gehen und nach Tee fragen, die Chance ist gross, dass ihr zu jemandem privat eingeladen werdet, der Tee anbietet und dann wird natürlich automatisch auch noch das Essen folgen und die Einladung zur Übernachtung.
  • Nicht in Dorf- / Stadtnähe picknicken, denn es ist einfach zu offensichtlich dann, dass ihr sicher zu wenig zu essen habt und auch wenn ihr Einladungen zum Mittagessen ablehnt, so seid ihr noch nicht sicher, denn es kommt sicher noch jemand vorbei, um euch noch mehr Essen zu bringen, dass er oder sie gerade extra für euch im Supermarkt gekauft hat.
  • Für Radreisende: Nicht kurz vor dem Eindunkeln durch ein Dorf fahren, wenn ihr wildzelten möchtet. Ihr werdet von allen Seiten angesprochen und eingeladen werden und schafft es nicht, euer Zelt aufzustellen.
  • Komplimente möglichst zurückhaltend verteilen, denn sobald ihr z.B. in einer Bäckerei sagt, wie lecker etwas duftet und aussieht, dann wird es euch geschenkt. Widerstand zwecklos.
Macht euch auf viele Selfies gefasst
Macht euch auf viele Selfies gefasst
Neugierige Männer in Kurdistan
Neugierige Männer in Kurdistan

Hotels

Es gibt zahlreiche schöne traditionelle Hotels mit einem Innenhof und dies ist die schönste Art im Iran zu übernachten. Im Zimmerpreis ist auch immer ein Frühstück inbegriffen. In den einfacheren Unterkünften schläft man noch traditionell auf Matten und Teppichen auf dem Boden und das Bad befindet sich ausserhalb. Sobald man einen Raum betritt, werden die Schuhe ausgezogen. Da Booking und andere bekannte Buchungsplattformen im Iran gesperrt sind, ist es nicht einfach, die gewünschte Unterkunft auch zu reservieren. Am besten direkt anrufen und nachfragen oder eine Nachricht via Instagram schreiben, das hat bisher immer irgendwie geklappt. Wer mehrheitlich in Hostels unterkommen möchte, ist mit www.hostelworld.com gut bedient. Es gibt auch noch die iranische Buchungsplattform https://iran.1stquest.com/de, dort sind jedoch kleinere und charmante Guesthouses oft nicht aufgelistet.

Preise: Die Unterkünfte im Iran sind günstig und für EUR 4.- gibt es bereits ein Mehrbettzimmer im Hostel. Wir bezahlen meist um die EUR 20.- pro Nacht, haben aber dann ein Doppelzimmer mit eigenem Bad in einem schönen traditionellen Hotel. Die teuersten Hotels, die wir bisher online gesehen habe, kosteten um die EUR 120.- pro Nacht, sind dann aber wirklich in der obersten Liga.

Darb-e Shazdeh, Shiraz
Darb-e Shazdeh, Shiraz
Eco Lodge in Gilan
Eco Lodge in Gilan
Guesthouse in Qeshm
Guesthouse in Qeshm

Um euch die Auswahl zu vereinfachen, haben wir hier untenstehend unsere absoluten Favoriten aufgelistet, eine bunte Mischung aus charmanten Guesthouses, Hostels und Boutique-Hotels:

AbarkuhAghazadeh Historical House

Bandar Khong – Yousefi Traditional House

Insel Qeshm – Coludang Dehkhoda Homestay

Insel Hormuz – Konaar Guesthouse Hostel

Isfahan Sarv Hostel / Ghasr Monshi Hotel*

Kerman – Kelyas Traditional Hotel

Kermanshah – Bamgah Traditional House

Kurdistan – Bolbar Eco Lodge (die beste Aussicht)

Qazvin – Arghavan Boutique Hotel

Ramsar Gileboom Homestay

Rasht – Kotam Eco Lodge

Shiraz Darb-e Shazdeh Boutique Hotel (mit dem besten Frühstück)

TehranRooberoo Hostel / Hanna Boutique Hotel*

VarzanehNegar Traditional Guesthouse

YazdSharbaaf Guesthouse / Hooman Hotel*

*hier haben wir nicht selber übernachtet.

Arghavan Hotel, Qazvin
Arghavan Hotel, Qazvin
Traditionelles Hotel in Kerman
Traditionelles Hotel in Kerman
Kotam Eco Lodge, Gilan
Kotam Eco Lodge, Gilan

Internet

Das Internet ist unglaublich langsam, auch das WLAN in den Unterkünften. Via Zoom telefonieren oder Bilder und Videos hochladen geht daher eigentlich kaum im Iran. Es ist uns schleierhaft wie Iraner so effizient arbeiten können. Das Internet wird stark reglementiert und zensiert und auch extra langsam gemacht oder sogar auch mal für mehrere Tage abgeschaltet, sollte es Demonstrationen für bessere Lebensbedingungen geben. Trotzdem werben viele Geschäfte mit ihrer WhatsApp-Nummern auf dem Fenster und Instagram ist überraschenderweise nicht blockiert und weit verbreitet bei den Iranern. Möchte man auf sein Mail, YouTube, Google, AirBnB etc. zugreifen können, so muss man im Voraus einen VPN-Dienst (Virtual Private Network) installieren, das machen die Iraner auch so, denn das Internet ist als Freiraum und Kontakt zur Aussenwelt nicht wegzudenken.

Wenn es Mal wieder Stunden dauert, ein Bild hochzuladen
Wenn es Mal wieder Stunden dauert, ein Bild hochzuladen

Kleidung

Frauen und Männer, ob Touristen oder Einheimische sind verpflichtet, sich an die islamische Kleiderordnung zu halten, wobei das heute nicht mehr so streng gehandhabt wird wie zu Beginn der islamischen Revolution. Für Männer gelten lange Hosen und mindestens ein T-Shirt, besser ein längeres Oberteil. Für Frauen bedeutet das vor allem Kopftuchpflicht und ein langes weites Oberteil, das den Hintern bedeckt. Das gilt überall, auch bei 40 Grad Hitze und sobald man das Haus verlässt, muss man regimekonform eingesackt sein. Dreiviertelärmel, Leggins mit langer Tunika, Jeans und auch Sandalen sind völlig in Ordnung und die Interpretationsvielfalt des iranischen Dresscodes kennt auf den Strassen keine Grenzen. Ihr werdet Frauen sehen, die von Kopf bis Fuss in schwarz und mit Tschador gekleidet sind und Frauen, die Leggins und ein Stirnband statt einem Kopftuch tragen. Am besten an den modebewussten Iranerinnen orientieren und vor Ort dann passende und günstige Kleidung kaufen. Möchte man wichtige muslimische Heiligtürmer besuchen, gibt es am Eingang Leih-Tschador, ein langes Stück Stoff, das die Bewegung dann doch deutlich einschränkt. Schwimmen geht für Frauen leider nur in Vollmontur oder an einem einzigen ausgewiesenen Strand für Frauen auf der Insel Kish. Wir empfehlen neben der Kartoffelsackkleidung auch noch etwas hübschere Ausgehkleidung mitzunehmen für private Einladungen, sonst steht man dann etwas blöde da neben all den gestylten Iranerinnen. Anbei ein paar Fotos, damit ihr euch vorstellen könnt, was wir so im Iran getragen haben.

Arme, Beine und Kopf müssen bedeckt sein
Arme, Beine und Kopf müssen bedeckt sein
Ein Tschader ist Pflicht beim Schrein- und Moscheenbesuch
Ein Tschader ist Pflicht beim Schrein- und Moscheenbesuch
Die Männerwelt muss weniger bedenken
Die Männerwelt muss weniger bedenken

Kommunikation

Neben der indoeuropäischen Sprache Persisch (Farsi), werden im Iran auch Azeri-Türkisch, Kurdisch, Baluchi, Turkmenisch und weitere Sprachen gesprochen. An touristischen Orten kann man sich auch auf Englisch verständigen, aber sobald man etwas ausserhalb der Hauptroute unterwegs ist, helfen wirklich nur Farsi-Kenntnisse. Die meisten Schilder (z.B. an Busbahnhöfen) sind auch nur auf Farsi angeschrieben, ebenso die Menüs in den Restaurants. Man sollte sich mindestens die Nummern von 1-10 lesen können, da man ohne diese im Alltag nicht weit kommt. Doch zum Glück gehört die Hilfsbereitschaft im Iran schon fast zum Nationalhobby und irgendwer spricht immer Englisch oder wird jemanden anrufen, der Englisch spricht. Ansonsten freuen sich die Iraner natürlich ungemein, wenn man Farsi lernen möchte (hier geht’s schon Mal zu den 100 wichtigsten Sätzen). Für einen Einstieg in die Sprache können wir euch den Podcast von Chaiandconversation empfehlen.

Mobiltelefon

Auch bei diesem Thema gilt: Es ist kompliziert. Ausländer sollten im Iran günstig eine SIM-Karte erwerben können. Theoretisch. Das hat bei uns nur sehr mässig geklappt, daher haben wir hierzu keine Tipps ausser Trial-and-Error. An vielen Orten wurde uns gesagt, dass wir mit dem Schweizer Pass keine SIM-Karte erwerben können oder das System gerade einen technischen Fehler hätte (oder der Mitarbeiter einfach keine Motivation?). In solchen Momenten muss man einfach weiter insistieren und dann passiert es sicher, dass ein netter Mitarbeiter einem eine SIM-Karte auf seinen oder ihren Namen ausstellt und damit ist man dann wieder verbunden mit der Aussenwelt. Wenigstens für 30 Tage.

Nach 30 Tagen im Iran wird das Telefon blockiert (um den Schmuggel von ausländischen Telefonen in den Iran zu unterbinden) und muss online registriert werden und Taxen bezahlt werden. Eine Anleitung wie das geht, findet sich hier: https://www.tappersia.com/iran-mobile-registration/. Wir hatten auch damit kein Glück und die Registrierung funktionierte nicht und somit haben wir dann nach 30 Tagen ein portables WLAN-Gerät gekauft, mit dem wir unabhängig sind. Diese Problem können Reisende umgehen, wenn sie zu zweit unterwegs sind und zuerst nur ein Telefon mit einer iranischen SIM-Karte benutzt, dieses natürlich als Hotspot für beide Telefone, und dann nach den 30 Tagen die SIM-Karte ins andere Telefon wechselt, oder wenn man ein Dual-SIM Telefon hat. Somit ist man schon mal zwei Monate abgedeckt und kann das Problem mit der Registrierung etwas herauszögern.

Radreisen im Iran

Unserer Meinung nach ist der Iran leider kein ideales Radreiseland, denn die Distanzen sind einfach zu gross und es macht Sinn, sich auf die landschaftlich attraktiven Hauptrouten zu konzentrieren und für andere Strecken das Rad im Bus oder Zug mitzunehmen, was auch problemlos möglich ist. Beim Bus wird das Fahrrad im Gepäckraum eingeladen und die Gebühr dafür direkt beim Busfahrer bezahlt, was oftmals so viel kostet wie das Busticket selber. Beim Zug sollte man sicher schon Mal einen Tag vorher am Bahnhof abklären, ob die Mitnahme klappt im gleichen Zug. Die Hauptstrassen sind in einem guten Zustand, jedoch auch sehr stark befahren und der Verkehr ist leider wirklich gefährlich.

Besonders schöne Strecken fanden wir: Entlang vom Persischen Golf inklusive Qeshm Island und Hormuz, von Bam bis nach Mahan, die Wüstenetappe zwischen Nodoushan und Varzaneh auf dem Weg von Yazd nach Isfahan, die Strecke von Khorramabad nach Andimeshk in Lorestan, die kleinen Nebenstrassen entlang von Reisfeldern in Gilan und das absolute Highlight war für uns die Strecke durch Kurdistan von Kermanshah nach Sanandaj. Unsere detaillierte Route findet sich auf unserer Travelmap.

Iran ist nicht das ideale Radreiseland, die Distanzen sind einfach zu gross
Iran ist nicht das ideale Radreiseland, die Distanzen sind einfach zu gross

Auch beim Rad fahren muss man sich an die islamischen Kleidervorschriften halten, auch wenn man bei den heissen Temperaturen viel lieber kurze Hosen tragen würde. Für Frauen gilt, dass sie mit einem Helm unterwegs sein und dafür auf das Kopftuch verzichten können oder unter dem Helm einfach einen Buff (einen Halsschlauch) tragen können. Sobald man mit dem Rad unterwegs ist, erhält man noch viel mehr Aufmerksamkeit als sonst und Radreisende können sich auf zahlreiche Einladungen einstellen. Und macht euch gefasst auf viele, viele Selfies mit freudigen Iranern. Wildzelten ist im ganzen Land erlaubt und auch die Iraner stellen häufig ihr Zelt in einem Park oder auch direkt neben der Hauptstrasse auf. Wir haben auch schon mitten in einem Stadtpark gezeltet, was überhaupt kein Problem war. In jedem Dorf gibt es irgendeinen kleinen Laden mit dem Nötigsten und in jedem grösseren Ort finden sich auch Gemüse- und Früchtehändler und Bäckereien oder Falafel- und Kebab-Stände für einen Schnellimbiss. Die Versorgung mit Lebensmitteln ist somit kein Problem.

Sicherheit

Auch wenn das aufgrund der negativen Berichterstattung und der Warnungen vom Auswärtigen Amt vielleicht erstaunen mag, so ist der Iran ein sehr sicheres Reiseland und kommt für uns Punkto Sicherheit wohl gleich nach dem Oman (und somit vor vielen europäischen Ländern). In den letzten vier Monaten haben wir uns insgesamt sehr sicher gefühlt, auch wenn wir beispielsweise mal nach Mitternacht an einem Busbahnhof ankamen und durch eine uns fremde Stadt radeln mussten. Man kann bedenkenlos wildzelten und sollte jemand vorbeikommen, ist es meistens nur aus Neugier oder für eine Einladung nach Hause, da es ja draussen viel zu ungemütlich sei. Insgesamt ist der Iran ein sehr sicheres Reiseland, ob alleine oder mit einer Gruppe und man kann private Einladungen mit einem guten Gewissen annehmen. Das gefährlichste ist wohl der Verkehr, denn die Fahrweise der Iraner hat nichts mehr mit ihrer sonstigen Höflichkeit zu tun.

Leider gelten oft andere Spielregeln für Frauen als für Männer und auch wenn es eigentlich obsolet sein sollte, dass man von der Gefahr einer Reise für allein reisende Frauen spricht, so finden wir es doch nötig, hier ein paar Dinge zu erwähnen. Belästigungen kommen vor und auch Reisen mit dem Partner schützt davor nicht. In den letzten Jahren war ich in vielen Ländern ausserhalb der Komfortzone alleine unterwegs und würde das auch im Iran sofort machen, jedoch mit Zug und Bus und nicht mit dem Fahrrad, dafür hätte ich zu grossen Respekt. Falls ihr plant den Iran auf eigene Faust zu bereisen, so empfehlen wir euch diese hilfreichen Tipps auf Caravanistan: https://caravanistan.com/planning/safety/single-female-travelers/.

Ta’arof – ein Porzellanladen aus Höflichkeit

Ta'arof ist ein Konzept, das wir so nur aus dem Iran kennen und es ist gar nicht so einfach zu erklären. Iraner sind Weltmeister der indirekten Kommunikation und Ta’arof ist dafür das offensichtlichste Beispiel. Es ist eine ritualisierte Höflichkeitsform, die das soziale Miteinander bestimmt. Dabei geht es um einen Ausdruck der Wertschätzung des Gegenübers. Machen wir am besten ein paar Beispiele dafür. Wenn ich einer Frau im Iran ein Kompliment mache, so wird sie sich sehr wahrscheinlich nicht bedanken, sondern sagen «Cheshmat ghashang mibine» (deine Augen sehen Schönes). Das Kompliment wird also sozusagen retourniert, statt einfach angenommen.

Oder wenn man in einem Laden zahlen möchte, so wird der Verkäufer sagen «Ghabele Shoma Ro Nadare» (du bist mehr wert als diese Dinge), um dir Respekt zu zeigen. Aber natürlich möchte er bezahlt werden. Das gleich gilt auch für den Taxifahrer, der dir gerade sagt, dass die Fahrt kostenlos war. Auch hier muss man oft mehrmals insistieren, dass man wirklich gerne für den Service bezahlen möchte. Auch ein Angebot oder eine Einladung sollte zuerst dreimal abgelehnt werden, bevor man sie annimmt. Und es ist gar nicht immer so einfach zu sagen, ob eine Einladung ernst gemeint ist oder einfach nur Ta’arof. Und das ist noch nicht alles, denn man kann auch nicht einfach so durch eine Türe gehen, sondern muss immer zuerst die anderen vorlassen, was zu einer ziemlichen Situationskomik führen kann, wenn sich am Ende alle gegenseitig vorlassen wollen und somit den Eingang blockieren.

Einerseits ist das Ta'arof irgendwie wahnsinnig charmant, andererseits auch einfach manchmal nur mühsam. Auch viele junge Iraner scheinen sich eher darüber zu nerven und trotzdem gehört es absolut zur Kultur. Interessanterweise endet das Ta’arof wenn die Iraner in ein Auto steigen, denn im Verkehr scheinen alle Höflichkeitsregeln nicht mehr zu gelten.

Währung & Geldangelegenheiten

Die offizielle Währung ist der Iranische Rial (IRR). Geld abheben mit internationalen Bankkarten ist im Iran nicht möglich und daher muss Bargeld für die ganze Reise mitgenommen werden. Iran ist ein günstiges Reiseland und wir haben von einigen gehört, dass sie mit EUR 300.- im Monat auskommen, wenn man selber kocht, preiswerte Gerichte isst und im Schlafsaal übernachtet. Wir haben sicherheitshalber mit EUR 1000.- pro Monat gerechnet, denn es empfiehlt sich Geld für Unvorhergesehenes auf der Seite zu haben, da es sehr schwierig ist, im Iran an Geld zu kommen, sollte man zu wenig mitgenommen haben (weil man dann plötzlich doch noch den einen Teppich kaufen möchte). Bedingt durch die wirtschaftliche Lage gibt es im Iran erhebliche Preisschwankungen und der Währungsverfall macht es schwer, aktuelle Preisauskünfte zu geben. Preiserhöhungen sind ein grosses Problem, mit dem Iraner täglich zu kämpfen haben.

Am einfachsten lassen sich Euros und US-Dollars in den Wechselstuben umtauschen. Eine Umtauschmöglichkeit für Schweizer Franken haben wir nie gesehen. Sollte es keine Wechselstuben haben, kann man es auch beim Juwelier probieren, aber sicher nicht auf der Bank, denn da gilt der offizielle Währungskurs und dieser ist um ein Vielfaches schlechter als der inoffizielle. Den aktuellen Kurs (inoffiziell) erfährt man auf der Seite: www.bonbast.com. Anstelle von Rial wird im Land von Toman gesprochen und gerechnet, was sehr verwirrend sein kann. 10 Rial entsprechen 1 Toman.

Beispiel: 3 Millionen Rial entsprechen also 300'000 Toman, doch im Laden wird der Verkäufer 300 Toman sagen und das sind dann ca. EUR 10.-. Alles ganz einfach, oder? Keine Sorge, daran gewöhnt man sich ganz schnell.

Um nicht die ganze Zeit mit viel Bargeld rumzulaufen lohnt es sich, eine iranische Debit-Karte für Touristen zu bestellen, welche auch während der Reise mit Euros aufgeladen werden kann. Wir haben dafür die Mah Card, mit welcher wir wirklich überall bezahlen konnten, sogar auf dem Gemüsemarkt und bei den Strassenhändlern.

Ein Strauss voller Geld
Ein Strauss voller Geld

Wir hoffen ihr seid mit unseren Tipps nun gewappnet für eine Reise in den Iran und wir sind sicher, auch ihr werdet dem Zauber dieses Landes erliegen, euer Herz öffnen und trotz allem Frust auch reich beschenkt werden.


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