Griechenland Teil 2: Von Thessaloniki bis zur türkischen Grenze
Vom entspannten Inselleben und Reifen auf Irrwegen (15)
Seit der kroatischen Insel Mljet fuhr Dario mit einem notdürftig reparierten Hinterreifen, wie Ihr im Reisebericht Nr. 9 über den Süden von Kroatien nachlesen könnt. Wir hatten zwar noch einen Ersatzreifen für Notfälle aus Dubrovnik als Absicherung, dieser war aber ein Mountainbike-Reifen mit grossen Noppen und für Asphalt nicht ideal, aber der einzige Reifen in der richtigen Grösse, der aufzutreiben war. Vor unserer Weiterreise nach Asien wollten wir unbedingt eine definitive Lösung haben, auch wenn der zusammengenähte Reifen erstaunliche 1500 km hielt. Unsere Suche nach einem passenden Ersatzreifen in den Fahrradläden in Kroatien, Albanien und Griechenland war ergebnislos geblieben und da wir mit unserem tollen Hotel in Thessaloniki eine Lieferadresse hatten, konnten wir uns schlussendlich den richtigen Reifen zusenden lassen. Da wir uns aber in Griechenland befanden, können wir wohl sagen, dass das Auftreiben und die Reise des Reifens einer ziemlichen Odyssee glich.
Leider klappte es nicht, den Reifen direkt über den Hersteller Schwalbe zu organisieren, auch nicht über dessen Vertriebspartner in Griechenland und auch unser Schweizer Fahrradhändler des Vertrauens konnte uns nicht weiterhelfen. Somit blieb nur noch die Option, den gewünschten Reifen bei einem Onlinehändler in Deutschland zu bestellen. Dies machten wir während unserem Aufenthalt in Rhodos mit der Hoffnung, dass der Reifen bei unserer Rückkehr nach Thessaloniki da schon eingetroffen sein würde und der gleichzeitigen Befürchtung, dass wir noch lange auf den Reifen warten müssten. Bei unserer Rückkehr wurde unsere Hoffnung leider nicht erfüllt und eine kurze Abklärung bei DHL ergab, dass wir erst etwa in einer Woche mit der Auslieferung rechnen konnten. Solange wollten wir nicht mehr in Thessaloniki warten und wir entschieden uns für eine Weiterreise. Dario würde dann mit dem Bus zurück nach Thessaloniki fahren, wenn der Reifen angekommen wäre. Nachdem dieser Entscheid gefallen war, freuten wir uns auf die kommenden Tage zurück «on the road» und genossen nochmals die Vorzüge der zweitgrössten Stadt Griechenlands; wir gingen fein Essen in einem hippen Restaurant, das es in den nächsten Ortschaften so sicher nicht mehr geben würde.
Zurück auf dem Fahrrad
Aus einer grossen Stadt mit dem Fahrrad herausfahren, ist nie angenehm, aber in Thessaloniki ist diese «Vorstadthölle» mit Industrie und Gewerbegebiet noch gepaart mit einem Anstieg über einen Hügel, was es definitiv nicht besser macht. Als dies aber geschafft war, ging es in einem breiten Tal mit zwei grösseren Seen auf kleineren Hauptstrassen weiter. Am zweiten See fanden wir einen wunderschönen Platz und entschieden, dass wir hier unser Zelt aufbauen wollen. Wir freuten uns riesig, wieder einmal eine Nacht im Zelt zu verbringen. Leider erwies sich aber unsere Platzwahl als suboptimal, da wir mehrfach von Fischern gestört wurden. Das möchte man eigentlich beim Wildzelten verhindern. Nach einer ungewohnt kühlen Nacht ging es am nächsten Tag weiter wieder Richtung Meer. Zuerst führte die Strasse am See entlang und kurz darauf befanden wir uns mitten in einem herbstlichen Laubwald. Wir waren total überwältigt von der Schönheit und der Ruhe, welche dieser Wald ausstrahlte. Vor unserer Reise hätten wir nie gedacht, dass wir ausgerechnet Wälder vermissen werden, höchstens wenn wir tagelang durch Steppen oder Wüste fahren würden. Aber wie wichtig der Wald für uns ist, wurde uns erst in den letzten Wochen bewusst.
Am Meer angekommen, wollten wir natürlich unbedingt wissen, wie warm das Meer hier im Norden im Vergleich zu Rhodos noch ist. Wir gingen baden und ja, es war doch deutlich kälter. Da es aber mit 25° Lufttemperatur angenehm warm war und die Sonne noch tüchtig heizte, war das kein Problem. Das Wetter war perfekt für eine Radreise; im Rückblick können wir sogar sagen, dass diese Tage im Norden von Griechenland die einzigen Tage mit idealem Radreisewetter gewesen waren, vorher war es zu heiss und man hat zu stark geschwitzt, danach eher etwas zu kühl und vor allem häufig zu bewölkt. So ging es also bei optimalen Bedingungen weiter dem Meer entlang, entlang einer uns unbekannten Küste, von deren Schönheit wir überrascht wurden.
Wir übernachteten und assen unser Abendessen am Ofrinyo Beach mit einem tollen Sonnenuntergang über dem Meer und am nächsten Tag ging es auf einer relativ ruhigen Strasse direkt am Meer entlang weiter bis nach Kavala. Vor allem dieser Abschnitt hat es uns sehr angetan, es gab nur relativ wenig Bebauung, fast keinen Tourismus, dafür umso mehr Landschaft, Natur und Strände. Bei einer Badepause am Nachmittag bekamen wir von einem griechischen Pärchen zwei Becher Champagner geschenkt, sie hätten gesehen, dass wir mit dem Fahrrad unterwegs sind und sich darüber gefreut. So lässt es sich aushalten, Champagner trinkend am Sonnenbaden und dies Ende Oktober.
Unser entspanntes Inselabenteuer auf Thassos
Mit unserer Ankunft in Kavala konnten wir die Entscheidung nicht weiter herausschieben, ob wir weiter östlich nach Alexandroupoli reisen oder hier in Kavala auf die Ankunft unseres Reifens warten sollten. Gegen eine Weiterreise sprach, dass es schon von Kavala aus 160 km bzw. 2 ½ Stunden mit dem Bus bis nach Thessaloniki waren und es daher fraglich wäre, ob es weiter östlich von Alexandroupoli in einem Tag machbar wäre, hin und zurück zu reisen. Und wir wollten aber auch nicht eine halbe bis eine ganze Woche, in Kavala bleiben, auch wenn uns die Stadt gefallen hat mit der bezaubernden Altstadt und dem studentischen Flair in den Gassen und Beizen.
Daher forderten wir unser Glück wieder einmal mit einer Insel heraus und fuhren ziemlich spontan am nächsten Morgen mit einer Fähre auf die nördlichste griechische Insel Thassos, wo wir am Vorabend noch schnell ein bezahlbares Apartment gemietet hatten. Und wieder einmal durften wir das spezielle Inselflair erleben, diese entspannte und relaxte Stimmung die Inseln so eigen ist. Als wir bei unserem Apartment Maison de la Lune ankamen, wurden wir überschwänglich von unserer Gastgeberin Valeskia begrüsst. Sie hat gemeint, als wir angekündigt haben, dass wir mit unseren Fahrrädern reisen, dass wir diese mit unserem Auto mitführen. Umso mehr war sie dann erstaunt, als sie uns mit unseren voll beladenen Fahrrädern zu Gesicht bekam, sie hätte noch nie so etwas gesehen und natürlich mussten gleich ein paar Fotos mit uns gemacht werden. Seit diesem Tag haben wir nun auch Follower auf den Social Media aus Griechenland. Wir fragten sie, ob es spontan auch möglich wäre, einige Tage länger zu bleiben, als wir gebucht hatten, da wir ja noch nicht wussten, wann unser Reifen wirklich in Thessaloniki ankommen würde. Sie meinte, das wäre gar kein Problem und zwei Tage würde sie uns ohnehin gleich kostenlos verlängern, es wäre ja keine Saison mehr und mit Corona hätten sie noch weniger Touristen als sonst. Sie wollten an diesem Wochenende das Apartment sogar bereits für den Winter putzen und dann schliessen, jetzt würden sie das halt erst nächstes Wochenende machen. Vielen Dank nochmals dafür liebe Valeskia.
Wir blieben schlussendlich 6 Nächte auf dieser wunderbaren Insel, unternahmen Ausflüge mit dem Fahrrad, schrieben die Reiseberichte über Albanien, Nordmazedonien und Bulgarien und feierten Darios Geburtstag mit einer Überraschungstorte mit Kerzen. Gleich neben unserem Apartment wohnte Valeskias Grossmutter, welche uns gelegentlich mit griechischem Kaffee (zumindest für Lisa, da Dario keinen Kaffee mag) und regionalen Spezialitäten versorgte. Es war ein angenehmes Zusammenleben, auch wenn die Verständigung etwas schwierig war. Und wir hatten unsere hauseigene Katzengang, welche die Tage bei uns verbrachte, nachdem wir sie angefangen hatten zu füttern. Wir fuhren regelmässig die 4 km ins nächste Dorf Skala Kallirachi, um in den kleinen Lebensmittelläden einzukaufen, Läden mit nur einem sehr kleinen Angebot, dunkel und unübersichtlich, in denen die Besitzer teilweise sogar drinnen geraucht haben. In der örtlichen Bäckerei kannte uns der Besitzer schnell, nur schon wegen unseren täglichen Sesamkringel und natürlich spätestens nach Lisas Aktion mit der Geburtstagstorte von Dario. Der 28. Oktober, Darios Geburtstag, ist in Griechenland ein Feiertag, der sogenannte Ochi-Tag (offizieller Nein-Tag), an welchem an den 28.10.1940 gedacht wird. An diesem Tag lehnte der damalige Ministerpräsident Ioannis Metaxas das Ultimatum von Italiens Benito Mussolini ab, den Achsenmächten ungehindert Zugang zum Territorium Griechenlands zu gewähren. Daraufhin wurde Griechenland von Italien angegriffen und trotz einer viel kleineren Armee gewannen sie gegen die unmotivierte italienische Armee und zwangen Deutschland dazu, ihre Angriffspläne gegen die Sowjetunion etwas zu verschieben und sich zuerst um die widerspenstigen Griechen zu kümmern. Also, es war ein Feiertag und alle Läden waren geschlossen bis auf die Bäckerei und diese hatte sogar eine kleine Schokoladentorte mit den richtigen Kerzen. Und Lisa schaffte es, den Kuchen den ganzen Tag vor Dario zu verstecken und ihn am Abend damit zu überraschen.
Alles in Allem ganz entspannte Tage, die wir auf Thassos verbrachten. Und wenn wir auch nicht die ganze Insel gesehen hatten, können wir sagen, dass Thassos definitiv eine Reise wert ist. Die Insel bietet traumhafte und oftmals einsame Sandstrände und eine abwechslungsreiche, sehr grüne Vegetation. Und wenn wir gewusst hätten, dass wir sehr lange nicht mehr im Meer baden würden, hätten wir es wohl umso mehr genossen (Spoiler: erst wieder im Süden der Türkei, 1 ½ Monate später).
Einzig die Ungewissheit, wann unser Reifen in Thessaloniki ankommen würde, trübte etwas unser Inselglück. Am Mittwochvormittag hiess es dann endlich, dass heute unser Reifen geliefert werden würde. Als wir am Nachmittag immer noch keine Meldung vom Hotel ihn Thessaloniki erhielten, fragten wir telefonisch nochmals nach und da hiess es dann plötzlich, dass er doch erst am Samstag ankommen würde, da sie Probleme mit dem Lieferwagen gehabt hätten. Auf der DHL-Sendungsverfolgung sahen wir, dass das Paket schon am Montag in Thessaloniki angekommen war und somit fast eine ganze Woche gebraucht hatte, um sich innerhalb Thessalonikis zu bewegen. Na ja, mehr ist dazu wohl nicht zu sagen.
Unser Reifen ist da, es kann endlich weiter gehen
Am Samstag war es dann so weit; wir fuhren frühmorgens bei unserem Apartment los, nachdem wir uns am Abend vorher von Valeskia verabschiedet hatten. Es war erst sechs Uhr und der Mond ging gerade im Meer unter und die Dämmerung brach an. Was für ein Abschied von der Insel Thassos. Nachdem das Gepäck im Hotel in Kavala deponiert war, ging es für Dario gleich weiter mit dem Bus zurück nach Thessaloniki, während Lisa in Kavala blieb, auf dem Markt einkaufen ging und den Luxus unseres schönen Zimmers vom Hotel Anthemion House genoss, wohl bis jetzt das stylischste Hotel auf unserer Reise. In Thessaloniki angekommen, merkte Dario schnell, dass die Stadt sich verändert hatte: Alle Restaurants und Cafés waren geschlossen oder boten nur noch Take-Away-Service an, all die belebten Plätze voller Restauranttische, an denen wir noch vor einer Woche gegessen hatten, waren verwaist. Im Hotel meinten sie, dass wir Glück hätten, am Montag wäre es nicht mehr erlaubt gewesen, in die Stadt zu reisen. Thessaloniki war damals ein Corona-Hotspot und schon früher als der Rest des Landes von starken Einschränkungen betroffen. Aber wir hielten unseren Reifen endlich in den Händen; unsere Reise konnte nun weiter in Richtung Türkei gehen und die Warterei fand ein Ende.
Die letzten Tage in Griechenland, Corona verfolgt uns
Nach unserem Wiedersehen am Abend in Kavala, so «lange» waren wir seit unserer Abreise noch nie getrennt, immerhin doch fast 8 Stunden, nach einem Wiedervereinigungsbier und einem Kurzbesuch im Hotelzimmer, gingen wir im Hafen fein Pasta essen. Wir hatten langsam genug von immer wieder denselben Vorspeisen und generell dem griechischen Essen. Nach einem Monat Griechenland waren wir langsam bereit für ein neues Land. So freuten wir uns sehr, als wir am nächsten Morgen mit neu bereiftem Hinterrad nach Osten losfahren konnten, auch wenn uns Kavala doch sehr gut gefiel mit dem Kastell über der Altstadt und dem grossen Aquädukt. Nach ein paar Kilometern wurde die Landschaft schnell sehr öde, mit einigen Gewerbegebieten und auch etwas Industrie, ganz anders als westlich von Kavala. Mitten in dieser unspektakulären Gegend folgten wir ganz spontan aus einer Laune heraus einem Strassenschild, das Touristen den Weg zu einer Sehenswürdigkeit wies, und verliessen die Hauptstrasse. Schon nach wenigen Metern kamen wir in das antike Dorf Akontisma, das heute als Hotel genutzt wurde. Die Anfänge dieses Dorfes gehen laut Hotelbesitzer bis ins Jahr 2700 v. Chr. zurück und es war fast die ganze Zeit bewohnt, auch wenn es mehrfach durch Kriege oder Katastrophen zerstört wurde und wieder neu aufgebaut werden musste. In jüngster Zeit hatte er mit dem Hotel dem verlassenen Dorf wieder Leben eingehaucht und die alten Gebäude liebevoll saniert. Mit dem kleinen Theater und dem römischen Forum auf dem Hügel oben hatte das Ganze seinen eigenen Reiz und wäre ein absoluter Geheimtipp, wenn die Umgebung etwas schöner wäre.
Kurz danach verliess die Strasse das Meer und führte uns über eine landwirtschaftlich genutzte Ebene, Schwemmland im ehemaligen Delta des Flusses Nestos. Kilometerweit ging es entlang unzähliger Felder, an der Stadt Xanthi vorbei, wieder in Richtung Meer an den Vistonida-See, wo wir in der Nähe der Ortschaft Porto Lagos uns ein Nachtlager suchen wollten. Kurz vor unserem Tagesziel machten wir einen kleinen Umweg und folgten einem Schild zu einem Thermalbad. Die Verlockung, unsere müden Beine in Thermalwasser zu baden, war zu gross. Beim Bad angekommen signalisierte uns ein geschlossenes Tor und die verfallenen Gebäude dahinter, dass wir doch einige Jahre zu spät gekommen waren. Und als dann noch zwei Männer mit Gewehren an uns vorbeifuhren, wurde es richtig beklemmend und wir fuhren schnell weiter. Beim See angekommen, fanden wir schnell einen passenden Platz in einem Olivenhain mit Blick über den See. Dieser ist eines der bedeutendsten Winterquartiere für Zugvögel. Eine Besonderheit des Sees ist neben seiner geringen Tiefe von max. 3 Metern, dass er im Norden wegen den Zuflüssen Süsswasser hat und im Süden wegen drei Kanälen zum Meer brackig wird. Von unserem Platz aus sahen wir etliche Pelikane, Flamingos und verschiedene Reiher und natürlich noch viele weitere Vogelarten, welche wir nicht kennen. Ein spezielles Spektakel bot uns dazu der aufgehende Mond über dem See.
Am nächsten Tag, nach einem kurzen Frühstücksstopp in Porto Lagos, besuchten wir das Kloster Agiou Nikolaou, das sich auf zwei kleinen Inseln mitten in der Vistonida-Lagune befand und durch Holzstege mit dem Festland verbunden war. Die Lagune war voller Möwen, welche im seichten Wasser am Fischen waren. Sie flogen im Tiefflug und auf der Stelle bleibend über das Wasser und stürzten sich Schnabel voran hinein, meist aber erfolglos. Da nahmen es doch die Katzen auf der Klosterinsel deutlich gemütlicher, wir fanden sie teilweise an den skurrilsten Orten, natürlich schlafend.
Weiter ging es den ganzen Tag durch sehr ländliche Gebiete, teilweise wegen einer «Abkürzung» über sehr grobe Schotterwege (Danke dafür an Dario), meist aber über Asphaltstrassen. Dabei wurde die Landschaft umso reizvoller, je weiter fortgeschritten der Tag war, bis wir gegen Abend eine wunderschöne Hügellandschaft hochfuhren. Wir entschieden spontan, dass wir hier einen Zeltplatz suchen würden. Hinter dem nächsten Hügel wartete zwar das Meer, aber wir konnten nicht wissen, ob wir dann da auch einen Platz zum Zelten finden würden. Wir merkten nun immer mehr, dass es langsam Winter wurde und die Tage entsprechend kürzer. Der Tag hatte fast zu wenige Stunden, um genug weit vorwärts zu kommen und auch mal eine längere Pause einlegen zu können. Dafür wurden die Nächte immer länger, da man sich schon kurz nach dem Eindunkeln ins kuschelige Zelt verkriecht. Draussen wird es schnell frisch und der Morgen lässt jeweils auch lange auf sich warten. Somit hat man viel Zeit auf dem E-Reader oder dem Smartphone zu lesen. In dieser Nacht erfuhren wir auch von den neuen Corona-Restriktionen in Griechenland, welche am nächsten Abend im ganzen Land in Kraft treten würden. Es gab einen Lockdown mit geschlossenen Restaurants und einer abendlichen Ausgangssperre. Schon gut, dass wir sowieso vorhatten, übermorgen das Land in Richtung Türkei zu verlassen, genau rechtzeitig, könnte man sagen. Ausserdem brauchten wir wohl für die nächste Nacht eine Unterkunft, da Wildzelten wohl noch weniger toleriert wird bei einer Ausgangssperre.
In der Nacht fing es an zu regnen, so dass wir das Zelt am Morgen nass verstauen mussten. Bei leichtem Regen ging es hinunter ans Meer, hinein in einen kleinen Ferienort, der aber aussah, als wäre die Saison schon seit einigen Jahren vorbei und nicht erst seit ein paar Wochen. Am Strand bei einem Café winkte uns der Besitzer Nico zu, wir sollten wohl zu ihm kommen. Er trug einen Tisch und zwei Stühle auf die Terrasse und gab uns zu verstehen, dass wir uns doch setzen sollen und bot uns Kaffee an, wobei der Kaffee aus Nescafé mit kaltem Wasser bestand. Mit Händen und Füssen und Google Translate klappte die Verständigung zwar nur rudimentär, aber die wichtigsten Fragen konnten geklärt werden: woher wir kamen, wohin wir wollten, dass wir den ganzen Weg aus der Schweiz mit dem Fahrrad gefahren sind, etc. Wir blieben länger, als wir eigentlich wollten, so schnell verirrt sich kein anderer Mensch an diesen Ort und wir wollten ihm etwas Gesellschaft leisten. Auf einer kleine Kiesstrasse ging es weiter direkt am Meer entlang über einen Hügel in die nächste Bucht. Auch nachdem die Strasse wieder etwas besser wurde, blieb es anstrengend, da immer wieder steile Teilstücke zu bewältigen waren. Die eigentlich nur etwas mehr als 35 km bis nach Alexandroupoli waren überraschend anstrengend. Wir waren froh, in unserem Apartment angekommen zu sein und entspannten den restlichen Nachmittag. Nach einem letzten Einkauf in Griechenland, wir wussten ja noch nicht, was es in türkischen Supermärkten alles zu kaufen gibt, und einem feinen Abendessen gingen wir früh zu Bett.
Und somit brach der letzte Tag in Griechenland an, zumindest hofften wir es. Da wir nirgends Informationen zu dem Grenzübergang in Ipsala fanden, wussten wir nicht, ob er für uns offen sein würde. Wir hofften also so schnell wie möglich an der Grenze anzukommen, das wurde aber durch den starken Gegenwind zu einer etwas mühsamen Angelegenheit. Es war fast so, als wollte Griechenland uns nicht gehen lassen. Doch irgendwann war es dann soweit, es ging an einer letzten Schafherde vorbei und schon rollten wir auf die türkische Grenze zu und wie es uns dabei ergangen ist, erfahrt ihr im nächsten Post.
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